ACADEMIA SUPERIOR diskutiert über Limits, Resilienz und die Frage, wie man Krisen überwinden kann
Bereits zum 4. Mal lud ACADEMIA SUPERIOR zum „Surprise Factors Symposium” nach Gmunden: Von 14. bis 16. März 2014 befassten sich hochrangige Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland unter dem Motto „Grenzerfahrungen — Die Kraft, aus Krisen zu wachsen” damit, wo in unserer Gesellschaft nötige und unnötige Grenzen gezogen werden, welche Krisen auf uns zukommen können, wenn diese Grenzen überschritten werden, aber auch über die Möglichkeiten, aus Krisen zu wachsen.
Die diesjährigen Expertinnen und Experten haben miteinander und mit dem wissenschaftlichen Beirat der ACADEMIA SUPERIOR über ihre Erfahrungen mit Grenzen und Krisen aus ihren jeweiligen Fachgebieten diskutiert und versucht, Rückschlüsse und neue Erkenntnisse zu sammeln. Was kann die Politik vom Extremsport lernen? Wie können Krisen antizipiert werden? Und welche Negativszenarien spielen Filme und Literatur durch und wie wird darin mit Krisen umgegangen?
„Zentrale Erkenntnis des Symposiums ist, dass es leider Krisen gibt, die man nie völlig vermeiden können wird. Aber es gibt zumindest jedes Mal die Chance das man möglichst viel aus ihnen lernt. Das muss jeder in seinem täglichen Leben tun, das muss die Politik tun. Und die Wissenschaft sollte dabei helfen”, fasste Markus Hengstschläger, wissenschaftlicher Leiter der ACADEMIA SUPERIOR, einige Ergebnisse des Symposiums, das Hengstschläger gemeinsam mit Alan Webber moderiert hatte, kurz zusammen.
„Wenn wir mehr Bergsteiger, mehr Führungspersönlichkeiten und weniger Systemerhalter hätten, würden wir besser dastehen.” – Alan Webber
Ein Fixpunkt beim SURPRISE FACTORS SYMPOSIUM ist die alljährliche große Abendveranstaltung, das ACADEMIA SUPERIOR PLENUM am Samstagabend. Auch dieses Jahr strömten rund 450 Besucher in den Toscana Congress, um dem PLENUM beizuwohnen und einen Einblick zu gewinnen, was tagsüber von den Expertinnen und Experten diskutiert wurde.
Der Tiroler Extrembergsteiger Peter Habeler eröffnete die fulminante Abendveranstaltung mit seinen Erlebnissen bei der erfolgreichen Erstbesteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff und seiner Niederlage bei der Besteigung des K2. „Jeder hier hat seinen eigenen Gipfel. Jeder hat seinen eigenen Everest” eröffnete Habeler seine Rede. Jeder Mensch wird mit Grenzen konfrontiert und muss dann entscheiden, was zu tun ist. Der Umgang mit Grenzen ist eine Gratwanderung, die Mut aber auch Umsicht verlangt.
Die Überwindung einer Grenze kann Höchstleistungen oder Enttäuschungen zur Folge haben. Entscheidend ist dabei aber, dass man nicht den Mut verliert, sondern kontinuierlich versucht, sein Ziel zu erreichen, denn „natürlich haben wir manchmal Angst, aber wir haben nur Angst, wenn wir inaktiv sind”. Nichtsdestoweniger muss man aber auch die Weisheit besitzen, zu akzeptieren, wenn es nicht mehr weiter geht. Nicht nur in einer lebensfeindlichen Zone, wie dem K2.
„Umdrehen muss man halt auch können.” – Peter Habeler
Der Obmann der ACADEMIA SUPERIOR Michael Strugl betonte in seiner Begrüßungsrede, dass es nicht nur darum geht, Krisen zu überleben und zu überstehen, sondern auch darum daraus für die Zukunft zu lernen und stellte die Frage: „Wie können wir aus dieser Situation noch stärker werden in diesem globalen Wettbewerb, der uns alle beschäftigt?” Die Kernfrage für Oberösterreich in diesem vierten SURPRISE FACTORS SYMPOSIUM.
Der Landesrat für Wirtschaft begrüßte besonders die YOUNG ACADEMIA, Studierende aller Fachrichtungen und die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Dachsberg, denn die ACADEMIA SUPERIOR will mit jenen am meisten diskutieren, die von der Zukunft am stärksten betroffen sind.
„Auch ein Wirtschaftsstandort wie Oberösterreich ist gefordert, nicht nur heil davon zu kommen, sondern noch stärker zu werden.” – Michael Strugl
Landeshauptmann Josef Pühringer eröffnete seine Rede mit einem Bezug zur Europäischen Union und der Forderung, dass Brüssel die Souveränität der Mitgliedsstaaten mehr achte. Er betonte aber gleichzeitig die enorme Wichtigkeit der Union, denn „letztlich ist es der ganz großer Fortschritt in der Geschichte der Politik des letzten Jahrhunderts, dass ein vereintes Europa dafür sorgt, dass auf diesem Kontinent nicht Krieg geführt wird.”
Das sei auch manchen Ärger über die Europäische Union wert. Das Unvermögen oder der Unwillen, für Deeskalation in der Ukraine zu sorgen, sieht Pühringer als Gefahr der Wiederholung der Geschichte. Hoffnung sieht er noch in den Bemühungen der Friedensvermittler der EU, die als Botschafter dieses Erfolgsprojektes „Friedensmodell Europa” glaubwürdig auftreten und noch eine Wende zum Guten herbeiführen können.
Heute die Fragen zu erkennen, die uns morgen und übermorgen beschäftigen werden, sieht Pühringer als die Aufgabe der ACADEMIA SUPERIOR, wie auch der Politik. Dazu erfordert es mutige Schritte, wie die an diesem Wochenende beschlossene Erhöhung der Ausgaben für die oberösterreichische Forschungsquote von 2,5 Prozent auf 4 Prozent bis 2020.
„Beim Grenzüberschreiten zahlt sich Mut aus.” – Josef Pühringer
Markus Hengstschläger moderierte die wissenschaftliche Diskussionsrunde mit Eva Horn und John L. Casti, die das Thema Krisen aus verschiedenen Blickwinkeln erforschen. John L. Casti, der Gründer des X‑Center Netzwerkes, betrachtet Krisen auch als Chancen und stellt sich die Frage: „Wie kann man als Gewinner und nicht als Opfer aus einer Krise herausgehen?” Mögliche Wege, das zu erreichen, analysiert Eva Horn in Filmen und der Literatur. Diese apokalyptischen Simulationen helfen uns, Krisenszenarien durchzuspielen und zu sehen, wie Politik, die Gesellschaft und einzelne Menschen reagieren könnten, ohne einer Krise wirklich ausgesetzt zu sein.
John L. Casti erforscht die Gründe, die zu einem derartigen Zusammenbruch führen und sieht die Hauptgefahr in zu großer Komplexität. Gerade behäbige, große Systeme, die zu komplex geworden sind, neigen zu schweren Zusammenbrüchen. Daher empfiehlt er kontrollierte, kleine X‑Events einzuleiten, mit denen sich Schlimmeres vermeiden lässt. Dadurch kann sich auch Neues entwickeln und etablieren.
„Wir haben das Gefühl einer Bedrohung — ohne genau zu wissen welche Bedrohung auf uns zukommt.” – Eva Horn
Ein aufrüttelndes Bild zeichnet Karel Schwarzenberg, der uns an einer Schwelle von einer Epoche des Friedens und des Wohlstands hin zu einer unbestimmten Zukunft sieht. Die lange Friedenszeit ließ die Nachkriegsgeneration vergessen, was Krieg bedeutet. Man hat in der aktuellen Krimkrise keine Angst mehr vor Auseinandersetzungen. Ein Krisensymptom für Schwarzenberg. Ein weiteres sieht er in der Angleichung der demokratischen Parteien aneinander und ihrer Erstarrung, wodurch neue — weniger demokratische — großen Zulauf erfahren.
Karel Schwarzenberg appelliert, die Ideen der demokratischen Parteien zu stärken und den Beruf des Politikers attraktiver zu machen und betont die Wichtigkeit einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik in der Europäischen Union.
„WIR STEHEN VOR EINER ZEIT, IN DER AUSSENPOLITISCHE BEDROHUNGEN WIEDER EXISTIEREN.” – KAREL SCHWARZENBERG
Die Studierenden der YOUNG ACADEMIA erörterten am letzten Tag, welche Grenzen sie im Land Oberösterreich sehen und welche Risiken und Chancen sich hieraus für sie ergeben. Die Sicht der jungen Generation wurde anschließend angeregt mit den Expertinnen und Experten sowie den anwesenden Politikern diskutiert.
„Die aktuelle Krise ist auch eine extreme Chance, um Dinge zu verändern und Neuanfänge zu wagen.” – YOUNG ACADEMIA — Mitglied
Alle Videos — Statements der Expertin und Experten, Mitschnitte der einzelnen Beiträge bei der Abendveranstaltung und ein Gesamtüberblick über das Symposium — sind auf unserem YouTube Kanal in einer Playlist verfügbar.
Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Energie AG.