Medi­zin- und Dig­i­tal­ex­perten sind sich einig: Die Dig­i­tal­isierung wird das Gesund­heitswe­sen völ­lig umkrem­peln. Das Zwis­chen­men­schliche wird aber weit­er­hin der zen­trale Fak­tor im Sys­tem bleiben. Dies war der Grundtenor bei der Präsen­ta­tion der zehn The­sen zu den Auswirkun­gen der zunehmenden Dig­i­tal­isierung auf das heimis­che Gesundheitswesen.

Die Vinzenz Gruppe, die elis­a­bethi­nen linz-wien und ACADEMIA SUPERIOR haben sich gemein­sam mit Exper­tin­nen und Experten aus Forschung und Prax­is in Work­shops mit den Verän­derun­gen im Gesund­heitssek­tor beschäftigt. Das Ergeb­nis dieses Prozess­es sind 2 mal 5 The­sen zur dig­i­tal­en Zukun­ft des Gesundheitswesens.

„Die dig­i­tal­en Verän­derun­gen kom­men ohne Zweifel. Es liegt an uns, mutig in die Zukun­ft zu denken und die Weit­er­en­twick­lung des oberöster­re­ichis­chen Gesund­heitswe­sens in die dig­i­tale Welt zu gestal­ten“, legte LH-Stv. Mag. Chris­tine Haber­lan­der, Obfrau von ACADEMIA SUPERIOR, die Moti­va­tion für das Pro­jekt dar. Auch Dr. Michael Heinisch, Geschäfts­führer der Vinzenz Gruppe, erläuterte als wichti­gen Beweg­grund für diese Koop­er­a­tion, die Ver­ant­wor­tung, den Prozess mitzugestal­ten und sicherzustellen, dass die Men­schlichkeit im Gesund­heitswe­sen erhal­ten bleibt. Mag. Raimund Kaplinger, Geschäfts­führer der elis­a­bethi­nen linz-wien, fügte dem noch hinzu: „Die Geschwindigkeit der Verän­derun­gen nimmt auch im Gesund­heitssek­tor laufend zu. Aber die Men­schen müssen mit dieser Entwick­lung auch mitkom­men kön­nen und dür­fen nicht von ihr über­rollt werden“.

„Wir wollen die Gesundheit revolutionieren“

Einen Ein­blick in die zukün­fti­gen tech­nis­chen Möglichkeit­en brachte der Vor­trag von Inno­va­tion­sex­per­tin Dr. Eva-Maria Kirch­berg­er. Sie lehrt Design Engi­neer­ing am Impe­r­i­al Col­lege in Lon­don, wo etwa daran geforscht wird, wie Robot­er Men­schen aus Not­si­t­u­a­tio­nen ret­ten kön­nen, oder wie Ärzte mit­tels Robot­er­ar­men Patien­ten an anderen Orten abklopfen und damit Krankheit­en per Telemedi­zin diag­nos­tizieren kön­nen. Ein weit­eres Forschung­spro­jekt ist ein kün­stlich intel­li­gentes Überwachungssys­tem für Kranken­häuser, das die Pati­entin­nen und Patien­ten auf unüblich­es Ver­hal­ten wie Zit­tern oder Stürze überwacht und in entsprechen­den Sit­u­a­tio­nen automa­tisch beim Pflegeper­son­al Alarm schlägt.

 

„Die Zukun­ft des Gesund­heitssys­tems geht immer mehr in Rich­tung Präven­tion und ständi­ge Begleitung im Leben durch Gesund­heits­di­en­stleis­ter“, erk­lärte Eva-Maria Kirch­berg­er. Sie ver­wies darauf, dass immer mehr Tech­nolo­gie­un­ternehmen Geräte auf den Markt brin­gen, mit denen der per­sön­liche Gesund­heit­szu­s­tand per­ma­nent überwacht wird. „Das Ziel dieser Unternehmen ist es, möglichst viele Gesund­heits­dat­en zu sam­meln, um daraus Muster zu fil­tern, an denen man bei jed­er Per­son frühzeit­ig erken­nen kann, ob das Risiko für eine zukün­ftige Krankheit beste­ht“, so die Expertin.

Veränderung muss für alle Vorteile bringen

In der Diskus­sion sah Chris­tine Haber­lan­der in der durch der­ar­tige Geräte steigen­den Aufmerk­samkeit für die per­sön­liche Gesund­heit eine dur­chaus pos­i­tive Entwick­lung. Sie merk­te jedoch an, dass die wesentliche Frage, wer die Daten­ho­heit hat und wie mit Miss­brauch umge­gan­gen wird, noch zu klären ist. „Wir müssen ein Gerüst bauen, das den Anwen­derin­nen und Anwen­dern Sicher­heit gibt“, bekräftigte Haber­lan­der. Einen bedeu­ten­den Vorteil der tech­nol­o­gis­chen Entwick­lun­gen sieht Michael Heinisch in der Tat­sache, dass dadurch die medi­zinis­che Ver­sorgung näher zum Patien­ten rück­en wird. „Durch die Dig­i­tal­isierung wird der ‚best point of ser­vice‘ kün­ftig direkt beim Patien­ten sein.“

Exper­tin Kirch­berg­er warnte auch vor der „Gefahr, dass vielle­icht in Zukun­ft nur mehr Men­schen mit viel Geld Zugang zu men­schlichen Ärzten haben wer­den, wohinge­gen alle anderen auf die automa­tisierte Medi­zin angewiesen sein wer­den. Hier ist der Staat gefordert, für Fair­ness zu sor­gen.“ Darin war sie sich mit Chris­tine Haber­lan­der einig, die her­ausstrich: „Vielle­icht wird es in Zukun­ft laut­en: dig­i­tal vor ambu­lant, vor sta­tionär. Aber der Men­sch in ein­er akuten Not­si­t­u­a­tion wird weit­er­hin von einem Men­schen betreut wer­den wollen und das muss unser Sys­tem auch leis­ten können“.

In der Diskus­sion bracht­en sich auch Teilnehmer*innen der Work­shops ein. Die Clus­ter­man­agerin des Medi­z­in­tech­nik-Clus­ters Nora Mack, BSc, MBA, ver­wies darauf, dass „Oberöster­re­ich in diesem Bere­ich gut gerüstet ist” und zahlre­iche Unternehmen, die anwen­dung­sori­en­tierte Forschung vorantreiben. DGKP Friedrich Geyrhofer, MBA vom Orden­sklinikum Linz betonte, dass es auch darum gehen wird, die kranken­haus­in­ter­nen Prozesse mit besseren dig­i­tal­en Lösun­gen zu verse­hen. Außer­dem ver­wies er auf den erwart­baren Effekt, dass „es sich­er Men­schen geben wird, die aus Prinzip gegen die Entschei­dun­gen eines KI-Sys­tems agieren wer­den”, was etwa Lenkungs­maß­nah­men vor Schwierigkeit­en stellen wird. Dr. Adolf Sonnleit­ner von Mind­breeze Illu­mi­nat­ing Solu­tions sieht große Chan­cen in der besseren organ­isatorischen Ver­net­zung der ver­schiede­nen Spitäler und Ärzte und betonte, dass es ger­ade oft die tech­nisch ein­fachen Lösun­gen sind, die am meis­ten Sinn machen. „Die Tech­nik sollte die Men­schen nicht weit­er be- son­derns ent­las­ten”, so Sonnleitner.

Mehr Effizienz und persönlicheres Service

Raimund Kaplinger zeigte sich überzeugt, dass die Entwick­lung auch mehr Möglichkeit­en für die Pati­entin­nen und Patien­ten brin­gen wird: „Heute entschei­det das Sys­tem, wo Gesund­heits­di­en­stleis­tun­gen ange­boten wer­den. In Zukun­ft wird die Entschei­dung, wo der opti­male Ort für ein Ser­vice ist, immer mehr vom Patien­ten bes­timmt wer­den. Das kann bei ein­fachen Fra­gen das eigene Wohnz­im­mer sein, bei kom­plex­en Krankheit­en wird aber weit­er­hin das Kranken­haus der richtige Behand­lung­sort sein“.

Chris­tine Haber­lan­der war wichtig, dass diese Entwick­lun­gen Unter­stützung und Ent­las­tung für die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er im Gesund­heitswe­sen brin­gen müssen: „Das Ziel lautet, dass mehr Zeit für die Pati­entin­nen und Patien­ten bleibt“. Auch Michael Heinisch erk­lärte: „Die Beziehung von Men­sch zu Men­sch, muss intakt bleiben und wir müssen darauf acht­en, dass nie­mand aus­geschlossen wird, der nicht das Knowhow oder den Net­z­zu­gang hat“. Raimund Kaplinger sah hier vor allem die Leitun­gen in den Gesund­heits­be­trieben vor ein­er Her­aus­forderung: „Wie schaf­fen wir es als Man­age­ment, dass die Effizien­zgewinne durch Tech­nolo­gien und Dig­i­tal­isierungs­maß­nah­men den Men­schen zugutekom­men und nicht nur in Kosteneinsparun­gen für das Sys­tem resultieren?

Die 2x5 Thesen zur digitalen Revolution des Gesundheitswesens

Die 10 Thesen im Überblick
Die 10 The­sen im Überblick

Down­load des End­berichts zum Projekt:
Behan­deln wir die Zukun­ft: Die dig­i­tale Gesundheitsrevolution.pdf