Die größte Gefahr für unsere Gesundheit nehmen wir täglich zu uns: zu hohe Konzentrationen von Zucker, Fetten oder Salz in unseren Nahrungsmitteln. Mit einfachen Kennzeichnungen könnte etwas dagegen getan werden, meint Dr. Georg Rathwallner, Leiter der Abteilung Konsumentenschutz in der Arbeiterkammer OÖ.
Das Problem? Zu viel Zucker, Salz und Fett
Seit Jahren wird die Zusammensetzung der Lebensmittel in den Regalen immer komplexer und der Konsum von Fertiggerichten nimmt stark zu. Das Problem bei dieser Entwicklung: Viele Erzeuger überspielen mindere Qualitäten ihrer Lebensmittel mit einer Armee von Geschmacksverstärkern und ‑trägern und viele Menschen nehmen so – meist unbewusst – immer größere Mengen von Zucker, Salz und Fett zu sich.
Dieser erhöhte Salz‑, Fett- und Zuckerkonsum ist ein wichtiger gesundheitsgefährdender Faktor geworden und steht oft in Zusammenhang mit vielen Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck, mit den Folgen Schlaganfall und Herzinfarkt.
Behörden machen es sich leicht
Ein Lösungsansatz für dieses Problem lautet: mehr Information über die Inhaltsstoffe auf den Lebensmittelverpackungen. Diesen Ansatz verfolgt auch die EU-Kommission – was zur neuen Lebensmittelkennzeichungspflicht führte, die vergangenes Jahr in Kraft trat. Diese ist ein wichtiger Schritt, aber leider nicht ausreichend. Nur weil ich weiß, was im Lebensmittel enthalten ist, weiß ich noch lange nicht, ob es für mich gesund oder ungesund ist.
Die politischen Institutionen gehen dabei von dem bequemen Leitbild aus, dass die Bürgerinnen und Bürger durchwegs mündige Konsumentinnen und Konsumenten sind und deshalb ein Mehr an Information ausreicht.
Mündige oder flüchtige Konsumenten?
In der Realität sind die Menschen jedoch keine mündigen, sondern flüchtige oder vertrauende Konsumenten. Konsumenten vertrauen einerseits dem Lebensmittelhandel und kaufen andererseits meist jene Produkte, die sie aus der Werbung kennen oder die sie gewohnt sind zu konsumieren. Dies geschieht meist flüchtig im Vorbeigehen und kaum jemand liest detaillierte Inhaltslisten.
Hinzu kommt, dass gerade die Bevölkerungsgruppe, die überdurchschnittlich von Übergewicht betroffen ist, auch genau jene Gruppe ist, die nicht genau auf Inhaltsstoffe schaut. Zudem können speziell diese Konsumentinnen und Konsumenten oft auch schwer bewerten, ob etwas gesund oder ungesund ist.
Die Lösung? Das Schlüsselloch
Wie könnte nun diese Problematik entschärft werden? Dazu gibt es mittlerweile ein Vorbild aus Schweden, welches auch bereits gute Erfolge zeigt: Die Keyhole- oder Schlüssellochkennzeichung. Dieses Kennzeichen wird in Schweden von der Lebensmittelbehörde vergeben. Jeder Lebensmittelproduzent kann freiwillig für sein Produkt darum ansuchen. Das Zeichen sagt den Konsumenten auf simple Art: Wenn du dieses Produkt kaufst, wählst du die in dieser Produktgruppe gesündere Variante.
Das wäre eine einfache und positive Kennzeichnung. Für alle, die lange Inhaltslisten nicht lesen und auf einen Blick sehen wollen, ob etwas gesund ist – noch dazu kontrolliert von einer Institution, der die Menschen vertrauen. Für diejenigen Produzenten, die das Kennzeichen erhalten, ist es ein freiwilliges, positives Signal für die Konsumenten.
Die Erfahrungen in Schweden damit sind so gut, dass die Kennzeichnung auch in Dänemark und vor kurzem auch in Norwegen eingeführt wurde. Es wäre an der Zeit, auch in Österreich diesen Weg einzuschlagen.
Zur Person
Dr. Georg Rathwallner ist Leiter der Abteilung Konsumentenschutz der oberösterreichischen Kammer für Arbeiter und Angestellte. Der studierte Volkswirt ist seit dem Jahr 1991 in der AK OÖ im Bereich der Konsumenteninformation und im Verbraucherschutz tätig. International vernetzt ist er als Mitglied des Verbraucherberatungs-Netzwerkes NEPIM und als Mitglied des International Network of Financial Services Ombudsman Schemes INFO.
Er ist einer der Experten, die im Rahmen von Zukunft 5.0 ihre Ideen einbringen und die Zukunft mitgestalten.