Mut ist ein facettenreiches Thema, das haben schon die intensiven Diskussionen beim Studierendenworkshop in Vorbereitung des Symposiums gezeigt. „Den“ Mut gibt es nicht. Doch wer bestimmt, was mutig ist? Kann man auf Kosten anderer mutig sein? Und wo verlaufen die Grenzen zwischen Mut, Übermut, Hochmut, Großmut und Demut? Ist Mut immer Tugend oder kann er auch Angriff oder Hochstapelei sein? Werden Helden geboren oder gemacht? Wieso sehnen wir uns nach mutigen Vorbildern und was zeichnet sie aus?
Großer Mut im Kleinen
Wir haben viel von herausragenden, mutigen Persönlichkeiten gesprochen. Sie können Großes bewegen und andere inspirieren. Gerade deshalb sind sie von enormer Bedeutung für jede Gesellschaft. Doch wahrer Mut beginnt im Kleinen, bei jeder und jedem selbst. Speziell junge Menschen müssen in der heutigen Zeit viel Mut aufbringen, um zu sagen, was sie denken, und zu tun, was sie für richtig halten. Angesichts großer Einflussnahmen z.B. über soziale Medien braucht es besonderen Mut, als Individuum hervorzutreten und sich von der Konformität loszueisen. Es verlangt auch Mut, sich eigene Meinungen zu bilden, diese zu vertreten, aufrichtig zu anderen zu sein und für sich selbst einzustehen, auch wenn das nicht immer angenehm ist.
Mut überträgt sich
Wie kann Mut auf dieser individuellen Ebene von klein an gefördert werden? Was sind die Voraussetzungen für Mut? In den Diskussionen haben wir zwei „Mutmacher“ identifiziert: Vorbilder und Unterstützer. Persönlich bekannte oder in Erzählungen überlieferte Vorbilder prägen das eigene Handeln durch ihr Wirken. Unterstützer hingegen fördern und fordern andere, indem sie ihnen Großes zumuten. Auch wenn man selbst vielleicht an eine Grenze stößt, können Menschen, die an einen glauben, den eigenen Mut neu entfachen. Ob als Vorbild oder Unterstützer: Mut wirkt ansteckend.
Anpacken statt anprangern
Das Nörgeln und Lamentieren wird in Österreich nicht nur vorgelebt, sondern gleichsam zelebriert. Doch Kritik alleine ändert wenig. Viel wichtiger ist es, Missstände aktiv anzugehen und ihnen zu begegnen. Dafür braucht es Handlungsspielraum, kurze Wege und eine Umgebung, die aktive Einflussnahme begrüßt. Wenn sich junge Menschen engagieren und einbringen sollen, braucht es mehr solche Gestaltungsräume, in denen Anpacker nicht angeprangert werden.
Abschied von der Versicherungsgesellschaft
Die größten Hindernisse für Mut in unserer Zeit sind der vorherrschende Perfektionismus und die Aversion gegen Risiken. Eine Welt der Perfektion verhindert Neues. Eine Welt ohne Risiko steht still. So groß ist die Angst vor dem Scheitern, dass wir uns in eine behütete Versicherungsgesellschaft zurückgezogen haben. Wir sichern uns ab gegen Schaden und Risiko und verzetteln uns in Plan B, C und D, anstatt beherzt einem Plan A zu folgen. All das mag uns kurzfristig zwar Sicherheit suggerieren, verschließt langfristig aber den Gestaltungsspielraum für die Zukunft. Es ist nicht falsch, nach Sicherheiten und Optionen zu streben, es wäre jedoch allzu kurzsichtig, sie vor alle anderen Interessen und Chancen zu stellen.
Sich den eigenen Ängsten stellen
Manal al-Sharif hat gefragt: „Was sind die drei Dinge, vor denen du am meisten Angst hast?“ Ihr Auftrag lautet, bis Ende des Jahres zumindest eine dieser Ängste zu überwinden. Daraus soll neue Kraft und Resilienz erwachsen. Warum es sich lohnt, ab und an aus der eigenen Komfortzone ausbrechen und Neues zu erproben? Weil man nur so Mut für wirklich große Schritte tanken kann. Mut als Entscheidung zu begreifen, eröffnet völlig neue Perspektiven, Möglichkeiten und Horizonte. Das Motto muss also lauten: Raus aus der Komfortzone, rein in die Selbstzufriedenheit und zum Erfolg!
Mut als Chance
Mut ist für jeden etwas anderes, daraus entfaltet sich sein Potenzial auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Mut bedeutet auch, den eigenen Glauben und vielleicht sogar das eigene Wertegerüst zu hinterfragen. Mut ist eben ein Bekenntnis, eine unsichtbare Verpflichtung einem Tun oder einer Sache gegenüber – ohne Garantie auf Erfolg. Deshalb muss Scheitern als Teil des Fortschritts etabliert werden, gebündelt mit Selbstreflexion und Ehrlichkeit, um aus Fehlern zu lernen. Wir sehen es daher nicht nur als Aufgabe, sondern als große Chance, den Mut in unserer Gesellschaft nach Möglichkeit zu fördern, Geschichten mutiger Menschen zu verbreiten und mutige Ideen zu unterstützen, anstatt sie im Keim zu ersticken.
ACADEMIA SUPERIOR bringt jedes Jahr engagierte und am interdisziplinären Arbeiten interessierte Studierende unterschiedlichster Studienrichtungen zusammen, um sich an einem intensiven Workshoptag mit dem aktuellen Symposiumsthema auseinanderzusetzen. Wenige ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops werden eingeladen, am SURPRISE FACTORS SYMPOSIUM teilzunehmen: zuzuhören, nachzufragen, mitzudiskutieren und ihre Standpunkte aus der Perspektive einer jüngeren Generation zu vertreten.
Diese vier Studierenden nahmen am heurigen Symposium teil:
Christoph Doppelhammer
Hardware-Software-Design, FH Oberösterreich – Fakultät für Informatik, Kommunikation, MedienMario Mühlböck
Technische Mathematik, Johannes Kepler Universität LinzLisa-Maria Neussl
Business Studies, Johannes Kepler Universität LinzMagdalena Maria Stefely
Grafik und Kommunikationsdesign, HTL1 Bau und Design Linz