Wann ist übermorgen?

    In Wind­haag bei Freis­tadt wird man von der Stein­skulp­tur „Über­mor­gen” begrüßt, eine große, unbear­beit­ete Gran­it­säule auf einem geschlif­f­e­nen Sock­el, am oberen Ende ein großes, run­des Loch. Die Skulp­tur von einem ort­san­säs­si­gen Kün­stler sym­bol­isiert heimis­che Natur­res­sourcen, deren Ver­ar­beitung und nicht zulet­zt die „Linse” für den geschärften Blick in die Zukun­ft. „Unser Weg nach ÜBERMORGEN in die Energie­un­ab­hängigkeit” ist auch der Titel der Wind­haager Energieausstel­lung, und das „Über­mor­gen” bringt stra­pazierte und aus­ge­tretene Begriffe wie Nach­haltigkeit auf eine per­sön­liche Ebene, erläutert der Ini­tia­tor und bis 2008 langjährige Bürg­er­meis­ter Alfred Klepatsch.

    „Wir sind in einer Orientierungskrise, nicht in einer Energiekrise”

    Die Energieausstel­lung stellt auf beein­druck­ende Art und Weise sehr anschaulich dar, wie man auf Gemein­deebene durch alter­na­tive Energiegewin­nung und angepassten Energie­ver­brauch energieau­tonom wer­den kann. Dabei sind die einzel­nen Spar- und Gewin­nungs­maß­nah­men wed­er futur­is­tisch noch illu­sorisch. Das hoff­nungsvolle Ergeb­nis: Es geht sich aus! Alfred Klepatsch spricht deshalb von ein­er Ori­en­tierungskrise und nicht ein­er Energiekrise.

    Jugendplattform: Mit der Jugend an der Zukunft arbeiten

    Die Energieausstel­lung war auch der Aus­gangspunkt für das Zukun­fts­fo­rum Wind­haag, der umwelt- und gesellschaft­spoli­tis­chen Plat­tform für junge Erwach­sene, das erst­mals 2008 zum The­ma „Energie — Kli­ma — Kosten­gerechtigkeit” tagte. Bei den wiederkehren­den  Sym­posien arbeit­eten Jugendliche an einem Kat­a­log von The­sen und Her­aus­forderun­gen für zukun­fts­fähige Verän­derun­gen, , die sie am Ende mit Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­ern diskutieren.

    Dem Minister konter geben

    Aus dieser Ini­tialzün­dung etablierte sich das mit­tler­weile jährlich stat­tfind­ende Sym­po­sium, das 2009 und 2010 zu den The­men „Wirtschaft — Ressourchen — Energie” und „Arbeit — Kon­sum — Men­sch” tagte. Auch Bun­desmin­is­ter Mit­ter­lehn­er, der als ein­er der poli­tis­chen Ansprech­part­ner­In­nen bei einem der Sym­posien anwe­send war, disku­tierte angeregt und vehe­ment mit den Jugendlichen, erin­nert sich abschließend jedoch selb­st zurück, wie wichtig es für die Jugend ist, kri­tisch und „aufmüp­fig” zu sein. Das Zukun­fts­fo­rum Wind­haag schafft den Rah­men dafür und geht inzwis­chen mit Work­shops, geleit­et von jugendlichen Sym­po­sium­steil­nehmerIn­nen, auch an die Schulen.

    „Jugend — Macht — Demokratie”

    Ein The­ma, das auch die ACADEMIA SUPERIOR beschäftigt, stand im Mit­telpunkt des Wind­haager Sym­po­siums 2011: „Jugend macht Demokratie”. Daraus ent­standen sind die The­sen und Forderun­gen, Jugendliche etwa durch Bürg­erIn­nen­räte aktiv an der Erar­beitung zukun­fts­fähiger poli­tis­ch­er Lösungswege zu beteili­gen, Gemein­de­poli­tik hin­sichtlich unpartei­is­chem Engage­ment zu öff­nen, die Kom­mu­nika­tion­skanäle zwis­chen Jugend und Poli­tik zu verbessern und eine Ver­sach­lichung der Poli­tik durch The­men­wahlen statt Partei­wahlen und die Ein­führung ein­er Inter­net­plat­tform „Demokratie 2.0” zu fördern.

    Wir leben in einer Wendezeit

    Der Erfolg des Wind­haager Mod­ells ist im Wesentlichen auf drei Fak­toren zurück­zuführen. In erster Lin­ie ste­ht ein sehr ern­stes gemein­sames Anliegen im Mit­telpunkt, keine leicht­en Fra­gen, wie man an den The­men unschw­er erken­nen kann. Doch die Beteiligten sind inter­essiert an ein­er wahrhafti­gen, authen­tis­chen Auseinan­der­set­zung mit dem The­ma und vertreten dies auch nach außen. Ein weit­er­er Erfol­gs­garant ist die Vielfalt der Beteiligten, die die unter­schiedlich­sten Zugänge mit in die Diskus­sio­nen brin­gen und ein­mal mehr beweisen, dass Lösungsan­sätze immer in der Vielfalt der einge­bracht­en und zusam­men­spie­len­den Fak­toren liegen. Zulet­zt gehört zum Ausar­beit­en der ambi­tion­ierten The­sen und Forderun­gen natür­lich auch die ordentliche und pro­fes­sionelle Arbeitsstruktur.

    Der Geist der Veränderung

    „Was Zukun­fts­fo­rum so beson­ders macht, das ist ein­fach der Spir­it der Verän­derung, der unter den jun­gen Men­schen spür­bar ist”, weiß die mit­tler­weile als Pro­jek­tko­or­di­na­torin tätige Bet­ti­na Hellein aus eigen­er Erfahrung, die selb­st als Jugendliche von der ersten Stunde an dabei war.

    www.zukunftsforum.cc
    Zukun­fts­fo­rum Windhaag
    Eine Ini­tia­tive des Energiebezirks Freistadt