Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Familienunternehmen bilden das Rückgrat der Wirtschaft, sowohl in Europa als auch in Österreich und Oberösterreich. Sie sind vielfältig, flexibel, längerfristig orientiert, verfügen über eine große regionale Verbundenheit und hohe Standorttreue. Besonders in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten haben KMU und Familienunternehmen durch ihre hohe Anpassungs- und Widerstandfähigkeit eine entscheidende standortpolitische Funktion. Sie tragen wesentlich zur Resilienz des Standorts im Hinblick auf exogene Krisen bei.
Gleichzeitig sind KMU und Familienunternehmen mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Hierzu zählen etwa die Verfügbarkeit von Kapital für Investitionen, die Rekrutierung von Fachkräften und Lehrlingen wie auch bürokratische Hürden und Belastungen durch Steuern und Abgaben.
Deshalb rücken auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene Strategien und Programme zur Unterstützung von KMU und Familienunternehmen verstärkt in den Fokus.
Kraftvoll. Mutig. Unabhängig.
Um der Bedeutung von KMU und Familienunternehmen für den Standort Oberösterreich im Hinblick auf ihre Entwicklung und Dynamik Rechnung zu tragen und um die spezifischen Herausforderungen erfolgreich anzugehen, wurde nun erstmals eine eigene Strategie für KMU und Familienunternehmen in Oberösterreich erarbeitet. Sie basiert auf einer Absichtserklärung zwischen der Oö. Landesregierung, der Wirtschaftskammer Oberösterreich und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft.
Die Strategie richtet sich insbesondere an ambitionierte und proaktive Unternehmen und stellt mit ihren einzelnen Handlungsfeldern eine fundierte Grundlage dar, um den KMU und insbesondere Familienunternehmen am Standort Oberösterreich optimale Rahmenbedingungen zu bieten und sie bei der Erschließung ihrer Wachstumspotenziale bereits jetzt bestmöglich zu unterstützen, sodass sie auch im Jahr 2030 weiterhin das Fundament und das Rückgrat der oberösterreichischen Wirtschaft bilden.
Die „Oö. Strategie für KMU und Familienunternehmen 2030”, sowie einen Folder mit einem Überblick über die Ergebnisse können Sie als pdf downloaden. Wenn Sie ein gedrucktes Exemplar (kostenlos) per Post anfordern möchten, füllen Sie bitte das Formular aus.
Die Eckpunkte der „OÖ Strategie für KMU und Familienunternehmen 2030”
Handlungsfeld „Unternehmensfinanzierung & Förderungen”
Zielsetzung: Zugang von oö. KMU und Familienunternehmen zu ausreichend Kapital für Investitionen sowie für die laufende Unternehmensfinanzierung erleichtern.
Prioritäre Maßnahmen:
- Ausweitung von Haftungsübernahmen durch die öffentliche Hand für oö. KMU und Familienunternehmen zur Erleichterung der Finanzierung über Bankenkredite
- Entwicklung sowie verstärkte Nutzung von Kombinationen aus Finanzierungs- und Förderungsangeboten (Haftung, Finanzierung; ev. Zuschuss) zur Unterstützung und Förderung der oö. KMU und Familienunternehmen
- Offensive Kommunikation bzw. Informationsarbeit (Angebot, Nutzen) zu den bereits bestehenden Kombinationen aus Finanzierungs- und Förderungsangeboten bei den oö. KMU und Familienunternehmen
Handlungsfeld „Verwaltung & Gesetzgebung”
Zielsetzungen: Unternehmensorientierte Verwaltung und Gesetzgebung; Reduktion von Auflagen und bürokratischen Anforderungen; öffentliches Vergabewesen stärker mit Blick auf regionale KMU nutzen
Prioritäre Maßnahmen:
- Analyse und Reduktion der Informations- und Meldepflichten für Unternehmen
- Durchführung einer Folgekostenabschätzung insbesondere für KMU und Familienunternehmen bei der Erlassung von Rechtsakten
- Stärkere Berücksichtigung regionaler Wertschöpfungsketten bei Auftragsvergaben / Erhaltung der derzeitigen erhöhten Schwellenwerte bei öffentlichen Ausschreibungen, um Teilnahmen von KMU am Wettbewerb um Aufträge der öffentlichen Hand weiter zu forcieren
Handlungsfeld „Humanressourcen für die Wirtschaft”
Zielsetzungen: Ausreichende Verfügbarkeit von Fachkräften für oö. KMU und Familienunternehmen; (Aus-)Bildungsangebote entlang der Bedarfe der oö. Unternehmen; Verankerung von Entrepreneurship in Bildung und Gesellschaft.
Prioritäre Maßnahmen:
- Konsequente Umsetzung des Programms „Arbeitsplatz Oberösterreich 2020” (z.B. Ausbildungsgarantie, Fachkräfteprogramm, regionaler und branchenbezogener Fachkräftebedarf etc.)
- Zur Attraktivierung der Lehre sollen die Ausbildungsbetriebe und Lehrlinge in Oberösterreich branchenspezifisch gefördert werden
- Verstärkung der Aktivitäten zwischen Schulen und Wirtschaft
- Zur generellen Attraktivierung der Arbeitgeberbetriebe für Humanressourcen soll das Employer Branding in den Regionen forciert werden
Handlungsfeld „Steuern/Abgaben”
Zielsetzung: Beitrag zur Reduktion der Belastung für Unternehmen durch Steuern und Abgaben leisten.
Prioritäre Maßnahme:
- Konsequente Zusammenarbeit mit der Bundesebene zur Reduktion der Belastung für Unternehmen durch Steuern und Abgaben (z.B. Abschaffung der Gesellschaftssteuer und Senkung der Körperschaftssteuer sowie der Lohnnebenkosten) sowie zur Erhöhung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter auf € 1.000
Handlungsfeld „Innovation”
Zielsetzung: Steigerung der Innovationskompetenz der oö. KMU und Familienunternehmen.
Prioritäre Maßnahmen:
- Kontinuierliche Umsetzung des Programms „Innovatives Oberösterreich 2020”
- Weitere Intensivierung der Förderungen für Dienstleistungsinnovationen, v.a. bei wissensbasierten und produktergänzenden Dienstleistungsinnovationen
- Weiterer wirtschaftsorientierter Ausbau der F&E‑Strukturen in Oberösterreich (z.B. Produktionsforschung etc.)
- Forcierung der regionalen Innovationsstärke durch gezielte Zusammenarbeit mit Universitätsinstituten, Fachhochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Technologiezentren sowie KMU-spezifische Unterstützungsinstrumente (z.B. TIM, easy to innovate, etc.)
Handlungsfeld „Kooperation”
Zielsetzung: Unterstützung der oö. KMU und Familienunternehmen bei der Nutzung ihrer Kooperationspotenziale.
Prioritäre Maßnahmen:
- In Ergänzung zur bestehenden Cluster-Kooperationsförderung sollen branchen-unabhängige regionale Kooperationen in der Wirtschaft gefördert werden (Projektinitiierung z.B. durch TZ und RMOÖ) — insbesondere Kooperationen mit innovativen Einrichtungen
- Förderung grenzüberschreitender Projekte (insbesondere Europaregion Donau-Moldau und Zukunftsthemen wie Fachkräftemangel/Demographie)
- Steigerung der Kooperationsfähigkeit (z.B. durch Informations- und Qualifizierungsangebote, einzelbetriebliche Maßnahmen)
Handlungsfeld „Internationalisierung”
Zielsetzung: Unterstützung von oö. KMU und Familienunternehmen, damit sie die sich aus der Internationalisierung ergebenden Geschäftschancen nützen können.
Prioritäre Maßnahmen:
- Spezifische Unterstützung von Unternehmen bei branchenspezifischen Internationalisierungsaktivitäten (z.B. Zuschuss für internationale Marketingaktivitäten)
- Weitere Forcierung und Unterstützung der Teilnahme von oö. KMU und Familienunternehmen an „go international” (Exportoffensive von WKO und Wirtschaftsministerium), sowie bei entsprechenden Förderungen des Landes Oberösterreich, des Bundes und der EU
- Forcierung von Exportkooperationen auf Wachstumsmärkten
Handlungsfeld „Nachhaltiger Unternehmenserfolg”
Zielsetzungen: Unterstützung bei der strategischen Ausrichtung sowie Anpassung an globale Trends und Entwicklungen; besondere Unterstützung von schnell wachsenden Unternehmen sowie Familienunternehmen bei der Betriebsübergabe.
Prioritäre Maßnahmen:
- Schaffung eines Bewusstseins bei KMU und Familienunternehmen für die Notwendigkeit einer klaren, mittel- bis langfristigen Unternehmensstrategie durch entsprechende Awareness- und Informationsaktivitäten
- Förderung entsprechender Beratungs‑, Coaching- und Unterstützungsmöglichkeiten zur langfristigen strategischen Ausrichtung von Unternehmen sowie zur Optimierung interner Strukturen und Prozesse
- In der Unternehmerinnen- und Unternehmer-Bildung soll ein Fokus auf (die Bedarfe von) Familienunternehmen gelegt werden
- Erstellung eines gezielten und attraktiven Informationsangebots zum Thema Nachfolge sowie Vermittlung entsprechender Expertinnen und Experten
- Schaffung von Netzwerken im kleinen Kreis mit Unternehmen aus den unterschiedlichen Branchen zum Informationsaustausch zu den Themen Familienunternehmen, Betriebsübergaben etc.
- Bereitstellung von branchenspezifischen Kennzahlsystemen für Unternehmerinnen und Unternehmer hinsichtlich der Anpassung an mittelfristige Trends/Entwicklungen