Regionen als Wirtschafts- und Lebensräume sind in hohem Maße mit anderen Gebieten im In- und Ausland verflochten. Eine starke internationale Ausrichtung ist für zukunftsorientierte Standorte von essentieller Bedeutung. ACADEMIA SUPERIOR greift daher diesen wesentlichen Aspekt in der wirtschaftspolitischen Reformagenda auf und hat ein Perspektivenpapier zur internationalen Ausrichtung des Standortes Oberösterreich erstellt.
Zur Darstellung der Ausgangssituation werden zahlreiche Indikatoren zum Status Quo der internationalen Ausrichtung Oberösterreich, in sechs Dimensionen angeführt:
- Internationale Verflechtungen der Wirtschaft: Die oberösterreichische Wirtschaft ist von einer hohen Bedeutung des produzierenden Sektors geprägt, welcher wiederum stark exportorientiert ist — die oberösterreichische Exportquote liegt bei 60 %. Die internationalen Verflechtungen drücken sich auch in den Eigentümerstrukturen aus: Von den 250 umsatzstärksten Betriebe in Oberösterreich stehen 28 % mehrheitlich in ausländischem Eigentum. Ferner unterhalten viele heimische Betriebe Niederlassungen im Ausland.
- Humanressourcen und Bildung: In Zukunft wird die Verfügbarkeit von qualifizierten MitarbeiterInnen eine noch stärkere Rolle bei Standortentscheidungen spielen. Oberösterreich liegt in manchen Indikatoren der Bildung wie zB der Studierendenquote deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt. Auch studierenden viele OberösterreicherInnen in anderen Bundesländern bzw. dem Ausland, was langfristig die Gefahr eines „Brain Drain” birgt. In Hinblick auf die Attraktivität Oberösterreichs für internationale Spitzenkräfte gibt es deutlichen Aufholbedarf, etwa im Bereich englischsprachiger Schulen und Betreuungseinrichtungen.
- Internationale Forschung und Entwicklung: F&E wird in Oberösterreich maßgeblich vom Unternehmenssektor finanziert, zahlreiche Konzerne setzen hierzulande wichtige Forschungsaktivitäten. Die Hochschulen — allen voran die Technologiebeauftragter des Landes Oberösterreich Kepler Universität Linz — nehmen Aktivitäten zur Steigerung der internationalen Vernetzung vor, etwa im Studierendenaustausch. Bei internationalen Forschungskooperationen zeigen sich deutliche Potenziale für Oberösterreich — bspw. wurden nur 5,8 % der österreichischen Rückflüsse aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm der EU von oberösterreichischen Einrichtungen eingeworben.
- Regionale und überregionale Infrastruktur: Aufgrund seiner geografischen Lage und topografischen Struktur weist Oberösterreich seit jeher eine leistungsfähige Infrastruktur auf. Auf der Straße, der Schiene und den Wasserwegen ist Oberösterreich sehr gut an die transnationalen Netze angebunden. Weiters sind in diesen Bereichen zukunftsweisende Ausbauvorhaben geplant. In der Luft, insbesondere dem Personenverkehr, liegt der Blue Danube Airport deutlich hinter den Passagierzahlen von Flughäfen anderer Landeshauptstädte. Als zukunftsweisende Infrastrukturen sind die Energienetze und die Anbindung an den weltweiten Datenverkehr zu nennen, welche jeweils in eigenen Themenschwerpunkten der wirtschaftspolitischen Reformagenda angesprochen werden.
- Grenzüberschreitende Netzwerke, Kooperationen und Allianzen: Oberösterreich ist in vielen Partnerschaften und Allianzen mit anderen Regionen verbunden. Hervorzuheben sind die sieben Regionen der „Konferenz der Regierungschefs”, die Arbeitsgemeinschaft Donauländer bzw. die EU-Strategie für den Donauraum und die Europaregion Donau-Moldau.
- Internationale Kultur und Offenheit der Gesellschaft: Die so genannten „weichen Standortfaktoren” wie soziales Klima, Mentalität der Bevölkerung, Kultur- und Freizeitangebot u.dgl. sind in ihrer Relevanz für Standortentscheidungen nicht zu unterschätzen. Oberösterreich weist hierbei gegenüber Metropolregionen strukturelle Nachteile und Entwicklungsmöglichkeiten auf.
Die derzeitigen Aktivitäten zur internationalen Positionierung Oberösterreichs umfassen auf nationaler Ebene insbesondere die Maßnahmen der Betriebsansiedlungsagentur Austrian Business Agency (ABA), welche Oberösterreich als „Vorzeigebundesland” sieht. Auf regionaler Ebene sind viele Einrichtungen mit der Positionierung Oberösterreichs in der Welt befasst, die proaktiven Maßnahmen des Standortmarketings sind im strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramm „Innovatives Oberösterreich 2010plus” definiert und werden von der Oö. Technologie- und Marketinggesellschaft umgesetzt. Dazu zählen u.a. die klassischen Instrumente des Standortmarketings, das Netzwerk „OÖ international”, das neu eingerichtete „Service Center Welcome2Upper Austria” sowie die Place Branding Strategie für Oberösterreich, mit dessen Erstellung unlängst begonnen wurde.
Weiters wurde ein Screening von Good Practice Beispielen für regionale Internationalisierungsstrategien durchgeführt und sechs Regionen in ihren strategischen Maßnahmen zur Forcierung der internationalen Ausrichtung untersucht:
— Helsinki’s International Strategy
— Hong Kong 2030
— Internationally Competitive Wellington
— East Sweden Region International Strategy
— Internationalisation Strategy and Action Plan for England’s Northwest
— Toronto Agenda for Prosperity
Auf Basis dessen wurden die Perspektiven zur internationalen Ausrichtung des Standortes Oberösterreich erstellt. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Region basiert im Wesentlichen auf drei Faktoren: Wirtschaft, Humanressourcen sowie Forschung und Entwicklung. Diese sind im 21. Jahrhundert maßgeblich von internationaler Vernetzung und Verflechtung geprägt, weshalb sie – um einen operativen Faktor ergänzt – die Ziele des Perspektivenpapiers beschreiben:
1. Erschließung weiterer Potenziale in der internationalen Ausrichtung der oberösterreichischen Wirtschaft
2. Stärkung der internationalen Ausrichtung im Bereich der Humanressourcen
3. Forcierung der internationalen Orientierung in Forschung und Entwicklung
4. Intensivierung der proaktiven Positionierung Oberösterreichs