Die Bedeutung von Unternehmensgründungen für die Dynamik der Wirtschaft rückt in den letzten Jahren immer stärker ins Bewusstsein. Norbert Kailer vom Institut für Unternehmensgründung, gibt weitere Tipps, wie der regionale Unternehmergeist gestärkt werden kann.
Unternehmergeist wächst
In den letzten Jahren ist deutlich beobachtbar, dass der Unternehmergeist in Oberösterreich gezielter gefördert wird, etwa an:
- Stärkere Förderung von Inkubatoren, Prä-Inkubatoren und Acceleratoren
- Mehr politische Aussagen zur Bedeutung des Unternehmergeistes und zur Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen
- Mehr einschlägige Berichterstattung in den Medien
- Größere Studien mit entsprechender Berichterstattung werden realisiert
Die Gründerinnen und Gründer von morgen
Dementsprechend nimmt die positive Einstellung gegenüber Selbstständigkeit tendenziell zu (siehe dazu auch die Grafik). Dies wird vor allem sichtbar, wenn nicht Umfragen in der Gesamtbevölkerung betrachtet werden, sondern solche die jene Zielgruppen beobachten, die für qualitätsvolle Gründungen besonders bedeutsam sind:
- Personen mit höherer beruflicher Bildung (insbesondere Hochschulabsolventen)
- Jüngere Personen mit Berufsausbildung und berufspraktischer Erfahrung
- Ältere Fachspezialisten und Führungskräfte, die sich auf der Basis ihres Know-Hows, ihrer finanziellen Ressourcen und ihres beruflichen Netzwerkes als „zweite Karriere“ selbständig machen wollen
Gründungen dieser Gruppen finden meist nach einigen Jahren Berufspraxis statt, d.h. wenn Praxiserfahrung und Branchen-Know-How erworben wurde. Speziell im technologieorientierten Bereich gibt es auch Personen, die schon während ihrer Ausbildung oder kurz danach eine Gründungsidee praktisch umsetzen wollen. Zunehmend wichtig werden auch Personen > 40 Jahre, die sich selbständig machen wollen.
Gleichzeitig stellt für diese Personengruppen eine attraktive Fach- und Führungslaufbahn in einem Unternehmen eine bedeutsame Alternative zur Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit dar. Deswegen werden auch zunehmend Formen der Zusammenarbeit von StartUps und größeren Unternehmen erprobt.
Was könnte noch getan werden, um den regionalen Unternehmergeist weiter zu stärken? Hier einige Tipps:
Entrepreneurship Education an Hochschulen ausbauen
- Committment der jeweiligen Hochschulleitung zur Vision „Unternehmerische Universität” und „Universität als regionaler Wachstumsmotor“
- Ausbau hochschulweiter und ‑übergreifender Angebote sowie der internationalen Zusammenarbeit
- Bereitstellung von Ressourcen für die Umsetzung entsprechender strategischer Maßnahmen
Unternehmergeist im Bildungssystem promoten
- Identifikation und Bekanntmachung erfolgreicher Alumni-Unternehmerinnen und ‑unternehmern heimischer Hochschulen und Schulen und Aufbau eines Netzwerkes
- Testimonals für Vorträge und als Diskussionspartner an Schulen und Hochschulen gewinnen
- Umfragen zur Gründungsneigung abhalten
Unterstützungsangebote bekannter machen
- Gezieltere Berichterstattung über die Unterstützungsangebote und ‑einrichtungen
- Berichterstattung über erfolgreiche Gründungen und ihre Unterstützung im Laufe der Gründungsphase weiter intensivieren
- Zielgruppen wie Hochschulstudierende, Ältere, Frauen, Migranten etc. direkter ansprechen
Gründungsfreundliche Rahmenbedingungen ausbauen
- Förderung der Beteiligung von Einzelpersonen an StartUp-Finanzierung durch Steuerbegünstigung oder Haftungsübernahme
- Ausbau spezieller zielgruppenspezifischer Förderprogramme
- Bürokratieabbau
- Förderung der Kooperation von Unternehmen, insbesondere Großunternehmen, mit StartUps
- OÖ Gründungsbarometer zur Unterstützung der Maßnahmenplanung der Gründungsinfrastruktur
Zur Person
Univ.-Prof. Dr. Norbert Kailer Norbert Kailer ist Vorstand des Institutes für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklungder Johannes Kepler Universität Linz sowie Vorstandsmitglied des akademischen Prä-Inkubators „akostart OÖ” in Linz.
Er ist einer der Experten, die im Rahmen von Zukunft 5.0 ihre Ideen einbringen und die Zukunft mitgestalten.