Über 40 % der Jobangebote erfordern keine spezifische Ausbildung

Offene Stellen

Bei 40,5 % der offe­nen Stellen (gesamt 198.800) 2022 war die Min­dest­bil­dung mit „Pflichtschu­la­b­schluss“ oder „keine bes­timmte Min­destanforderung“ definiert. Für 32,2 % der offe­nen Stellen hätte man eine Lehre, für 5,7 % einen BMS Abschluss oder Meis­ter, für 11,1 % eine Matu­ra und für 10,3 % einen über die Matu­ra hin­aus­ge­hen­den Abschluss gebraucht. Bei den restlichen 0,2 % war die Min­dest­bil­dung unbekan­nt. Das zu erwartende Brut­toeinkom­men lag bei 83,5 % der Stellen bei € 1.700,- oder darüber. Am meis­ten wur­den Men­schen in Dien­stleis­tungs­berufen (Verkäufer:innen 21,8 % der offe­nen Stellen) gesucht. Gefol­gt von Handw­erks- und ver­wandten Berufen (19,5 % der offe­nen Stellen).[1]  Im Jahres­durch­schnitt 2022 gab es 206.500 offene Stellen, das sind 41,4 % mehr als im Vor­jahr und 61,1 % mehr als im Jahr 2019 (vor der CoVid-19 Pan­demie).[2]

Arbeitslosigkeit nach Geschlecht, Region und Alter

Die Arbeit­slosigkeit lag 2022 im Schnitt bei 221.100 Per­so­n­en (Arbeit­slosen­quote: 4,8 %). Die Arbeit­slosen­quote war bei Frauen um 0,4 % niedriger als bei Män­nern. Die niedrig­ste Arbeit­slosigkeit gab es in Oberöster­re­ich mit 2,9 %, die höch­ste in Wien mit 9,2 %. Die höch­ste Arbeit­slosen­quote hat­te die Gruppe der 15 bis 24-jähri­gen (9,5%) die ger­ing­ste, Men­schen zwis­chen 55 und 64 Jahren 3,7 % (4,3 % bei Män­nern und 2,9 % bei Frauen).[3]

Maßnahmen gegen Arbeitnehmer:innenmangel

In Öster­re­ich gibt es eine „Stille Reserve“ von 156.400 Per­so­n­en, sie wer­den unterteilt in die „ver­füg­bare Stille Reserve“ (Per­so­n­en zwis­chen 15 und 64, die nicht auf Arbeitssuche sind, aber grund­sät­zlich Arbeit­en wollen und inner­halb von 2 Wochen ver­füg­bar sind, bzw. eine bere­its zuge­sagte Stelle erst in mehr als 3 Monat­en antreten und bis dahin ver­füg­bar wären) und die „nicht ver­füg­bare Stille Reserve“ (Per­so­n­en zwis­chen 15 und 64, die Arbeit suchen (bzw. bere­its eine Zusage haben) aber nicht inner­halb von 2 Wochen ver­füg­bar sind.

[4]

Das Bun­desmin­is­teri­um für Arbeit und Wirtschaft unter­schei­det zwis­chen aktiv­er und aktivieren­der Arbeits­mark­t­poli­tik. Aktive Arbeits­mark­t­poli­tik sind jene Maß­nah­men, die ein besseres Funk­tion­ieren des Arbeits­mark­tes fördern und die Arbeit­slosigkeit senken soll­ten. Dazu zählen beispiel­sweise Berufs­ber­atung, die Förderung von Aus- und Weit­er­bil­dun­gen und die Förderung der Mobil­ität (für die Annahme ein­er Stelle, die weit­er ent­fer­nt vom Wohnort ist). Aktivierende Arbeits­mark­t­poli­tik sind jene Maß­nah­men, die zwar zum aktiv­en Arbeits­markt gehören, aber durch Mit­tel finanziert wer­den, die für den Aus­gle­ich von Einkom­men­saus­fällen vorge­se­hen sind. Dazu zählen unter anderem das Alter­steilzeit­geld sowie die Förderung von Aus- und Weit­er­bil­dung und Bildungsteilzeit.

Die WKO Wien veröf­fentlichte in ihrem Maß­nah­men­paket gegen den Fachkräfte­man­gel ein Vier-Säulen-Sys­tem, mit dem, dem Per­sonal­man­gel ent­ge­gen gewirkt wer­den soll. Die Säulen sind Lehre und Bil­dung, Zuzug, die Nutzung von beste­hen­den Poten­tialen und eine Unter­richts- und Schulbauoffensive.

1. Bil­dung und Lehre:
In der Säule „Bil­dung und Lehre“ wer­den als konkrete Hand­lungsmöglichkeit­en beispiel­sweise die Ein­führung Lehrlings-Stipendi­ums für Erwach­sene (durch Zahlung der Dif­ferenz von Lehrlingsentschädi­gung zu Min­destkollek­tivver­trag aus Geldern des Fachkräftestipendi­ums), der Aus­bau der Förderung für Lehrbe­triebe, die Mod­ernisierung von Lehrberufen, die Bil­dungskarenz Plus und den Lehrab­schluss als Berech­ti­gung zu ein­schlägi­gen Hochschul­stu­di­engän­gen angegeben.

2. Zuzug:
Um den Zuzug für den Arbeits­markt nutzen zu kön­nen, sollte eine Rot-Weiß-Rot-Karte für Lehrlinge einge­führt und die Rot-Weiß-Rot-Karte reformiert werden.

3. Bere­its beste­hende Potentiale:
Es sollte darauf geset­zt wer­den, dass mehr Arbeitnermer:innen in Vol­lzeit, statt Teilzeit arbeit­en und Senior:innen im aktiv­en Erwerb­sleben gehal­ten werden.

4. Unter­richts- und Schulbauoffensive
In den Schulen sollte Wirtschaft eine größere Rolle spie­len, die Unter­richt­szeit­en und ‑for­men an Beruf­ss­chulen soll­ten flex­i­bler gestal­tet wer­den und duale Aus­bil­dun­gen soll­ten gefördert werden.

Der Trend am öster­re­ichis­chen Arbeits­markt, u.a. angetrieben von der demografis­chen Entwick­lung, geht nicht mehr nur in Rich­tung Fachkräfte­man­gel, son­dern auch in Rich­tung eines generellen Arbeit­skräfte­man­gels. Eine Entwick­lung auf die sich immer mehr Unternehmen für die Zukun­ft ein­stellen müssen.


 

[1] Sta­tis­tik Aus­tria, Offene Stellen, 2022 https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitskraeftenachfrage/offene-stellen [22.03.2023].

[2] Sta­tis­tik Aus­tria, Neuer Höch­st­stand an offe­nen Stellen 2022 https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2023/02/20230210offeneStellen2022.pdf [22.03.2023].

[3] Sta­tis­tik Aus­tria, Arbeit­slose, Arbeitssuchende, 2022 https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitslosigkeit/arbeitslose-arbeitssuchende [23.03.2023].

[4] Sta­tis­tik Aus­tria, Arbeitswun­sch, Stille Reserve (2022) https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitslosigkeit/arbeitswunsch-stille-reserve [23.03.2023].