Surprise Fact: Windräder haben nur minimalen Einfluss auf Vogelbestände

Windräder haben nur minimalen Einfluss auf Vogelbestände
Tödliche Zwis­chen­fälle in Mil­lio­nen pro Jahr; Die Band­bre­it­en zeigen Schwankun­gen in den Schätzun­gen, bed­ingt durch Vari­a­tio­nen in Dat­en, Meth­o­d­en und regionalen Fak­toren. Quelle: NABU Naturschutzbund Deutsch­land. Online: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/24661.html

Die Diskus­sion um den Ein­fluss von Wind­kraftan­la­gen auf Vogel­ster­ben ist oft von Missver­ständ­nis­sen und über­zo­ge­nen Befürch­tun­gen geprägt. Weißer (doi: 10.25974/ren_rev_2024_13) beleuchtet in ein­er Studie die tat­säch­lichen Zusam­men­hänge und zeigt, dass Wind­kraftan­la­gen nur einen ver­gle­ich­sweise gerin­gen Beitrag zur Vogel­sterblichkeit leisten.

Vergleich der Todesursachen

Nach Schätzun­gen des Naturschutzbun­des Deutsch­land (NABU), ein­er der größten Umweltschut­zor­gan­i­sa­tio­nen des Lan­des, ster­ben jährlich etwa 100.000 Vögel durch Kol­li­sio­nen mit Wind­kraftan­la­gen in Deutsch­land. Diese Zahl ist im Ver­gle­ich zu anderen Todesur­sachen gering:

  • Hauskatzen verur­sachen jährlich zwis­chen 20 und 100 Mil­lio­nen Vogelverluste.
  • Gebäudekol­li­sio­nen sind für 100 bis 115 Mil­lio­nen Todes­fälle verantwortlich.
  • Der Straßen­verkehr führt zu etwa 70 Mil­lio­nen Vogel­toten pro Jahr.

Zusät­zlich verur­sachen fos­sile Energi­eträger etwa 5,2 Todes­fälle pro Gigawattstunde (GWh) durch Habi­tatzer­störung und Umweltver­schmutzung, während Wind­kraftan­la­gen lediglich 0,3 Todes­fälle pro GWh verze­ich­nen. NABU engagiert sich nicht nur für den Arten­schutz, son­dern fördert auch die naturverträgliche Nutzung erneuer­bar­er Energien, um den Kli­mawan­del zu bekämpfen.

Artenbezogene Unterschiede

Beson­ders betrof­fen sind Greifvögel wie Rot­mi­lane und Bus­sarde, die auf­grund ihres Jagdver­hal­tens und ihrer Flug­muster ein erhöht­es Kol­li­sion­srisiko aufweisen. Gle­ichzeit­ig zeigen viele Voge­larten eine hohe Anpas­sungs­fähigkeit an die Anwe­sen­heit von Wind­kraftan­la­gen, ohne sig­nifikant beein­trächtigt zu werden.

Maßnahmen zur Minimierung von Vogelschlag

Die Studie hebt her­vor, dass beste­hende Schutz­maß­nah­men den Ein­fluss von Wind­kraftan­la­gen weit­er reduzieren können:

  1. Gezielte Stan­dort­wahl: Durch sorgfältige Pla­nung und Abstand zu Nist- und Zugrouten wer­den Kol­li­sio­nen min­imiert. Dabei wird die Umge­bung auf 15 beson­ders schützenswerte Arten überprüft.
  2. Anti-Kol­li­sion­ssys­teme: Sys­teme wie „Iden­ti­Flight“ erken­nen gefährdete Arten mit­tels Kam­eras und Radartech­nolo­gie. Bei Annäherung wird die Rotor­be­we­gung automa­tisch gestoppt. Tests zeigen eine Erfol­gsquote von 92 % bei der Erken­nung und bis zu 91 % Ver­hin­derung von Kollisionen.
  3. Tem­poräre Abschal­tun­gen: Ins­beson­dere während land­wirtschaftlich­er Aktiv­itäten, die Greifvögel anlock­en, wer­den Wind­kraftan­la­gen vorüberge­hend abgeschal­tet, um das Risiko zu minimieren.
  4. Attrak­tive Alter­na­tivleben­sräume: Die Schaf­fung neuer Nahrungs- und Leben­sräume in der Umge­bung lenkt Vögel von den Anla­gen ab.
  5. Ultra­vi­o­lette Beleuch­tung und Lack­ierun­gen: Exper­i­mente zeigen, dass UV-Licht und auf­fäl­lig lack­ierte Rotor­blät­ter die Sicht­barkeit der Anla­gen erhöhen und so die Kol­li­sion­s­ge­fahr verringern.

Kontext des Klimawandels

Die Studie stellt klar, dass Wind­kraftan­la­gen trotz lokaler Ein­flüsse auf bes­timmte Arten keine wesentliche Bedro­hung für Vogelpop­u­la­tio­nen darstellen. Im Gegen­teil: Der Aus­bau der Winden­ergie trägt erhe­blich zur Reduk­tion von Treib­haus­gase­mis­sio­nen bei, was langfristig dem Erhalt der Bio­di­ver­sität zugutekommt. Andere men­schliche Aktiv­itäten, wie der Ein­satz fos­siler Brennstoffe, stellen deut­lich größere Gefahren für Vögel und ihre Leben­sräume dar.

Fazit

Wind­kraftan­la­gen spie­len nur eine unter­ge­ord­nete Rolle im Vogel­ster­ben und sind nicht die Haup­tur­sache für den Rück­gang von Vogelpop­u­la­tio­nen. Die kon­tinuier­liche Weit­er­en­twick­lung von Schutz­maß­nah­men gewährleis­tet, dass die Auswirkun­gen weit­er min­imiert wer­den. Der Aus­bau der Wind­kraft bleibt daher eine zen­trale Strate­gie, um den Kli­mawan­del zu bekämpfen und gle­ichzeit­ig den Arten­schutz zu fördern. Ein ver­stärk­ter Fokus auf sach­liche Infor­ma­tion und trans­par­ente Kom­mu­nika­tion ist notwendig, um die Akzep­tanz in der Bevölkerung weit­er zu stärken.