Deutschland hat einen bemerkenswerten Wandel in der Energiewelt: Batteriespeicher haben im Juni 2024 mit über 10 GW Leistung die großen Pumpspeicher (ca. 9,4 GW [1]) knapp überholt und diesen Vorsprung im Oktober 2024 bereits auf 15 Prozent ausgebaut. Dieser Aufschwung ist maßgeblich auf Heimspeicher zurückzuführen, die den Gesamtmarkt dominieren. Immer häufiger werden Batteriespeicher direkt bei der Installation von Solaranlagen eingebaut. Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme werden bereits bei 80 Prozent der Dachinstallationen die Batteriespeicher gleich mit installiert.
Expert:innen prognostizieren, dass bis 2035 nahezu alle neuen Photovoltaikanlagen standardmäßig mit einer Batterie ausgestattet sein werden – nicht nur bei privaten Installationen, sondern auch bei großen Solar- und Windparks. Besonders Großspeicher, die bisher primär zur Stabilisierung der Netzfrequenz eingesetzt wurden, erhalten zunehmend zusätzliche Aufgaben. So sollen sie künftig auch dazu beitragen, die Erträge von Wind- und Solarparks zu optimieren, Netzengpässe zu überbrücken und Lastspitzen in Industriebetrieben abzufangen.
Auch der Markt für Gewerbespeicher wächst stetig. Diese Speicher dienen vor allem der Erhöhung des solaren Eigenverbrauchs sowie der Lastspitzenkappung bei Gewerbebetrieben und der Schnellladung von Elektrofahrzeugen. Die verstärkte Nutzung von Batteriespeichern trägt somit zur Entlastung des Stromnetzes bei, insbesondere während kritischer Phasen wie der Abendstunden oder zur Mittagszeit, wenn große Mengen Solarstrom gespeichert werden können.
Eine zentrale Herausforderung bleibt jedoch bestehen: Um längere Phasen ohne Wind und Sonne – sogenannte Dunkelflauten – zu überbrücken, wäre eine erheblich größere Speicherkapazität erforderlich. Hier kommen chemische Energieträger wie Wasserstoff ins Spiel. Wasserstoff kann mit überschüssigem Strom erzeugt und bei Bedarf wieder in Strom umgewandelt werden. Diese Technologie könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, die Energiewende weiter voranzutreiben und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Der Wandel hin zu einer stärkeren Integration von Batteriespeichern ist nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen und stabilen Energieversorgung. Dies verdeutlicht, wie sehr sich das Energiemanagement von Haushalten bis hin zu großen Industriestandorten in den letzten Jahren gewandelt hat.[2][3]
Klarer Trend zum Batteriespeichern auch in Österreich
Der in Österreich selbst produzierte Strom aus Photovoltaik-Anlagen wird zunehmend auch vor Ort genutzt, weshalb immer mehr Haushalte und Unternehmen auf Batteriespeicher setzen. Im Jahr 2023 erhöhte sich die insgesamt installierte Speicherkapazität gegenüber 2022 um den Faktor 2,6 – eine nahezu dreifache Steigerung.
Laut der Studie Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023 [4], im Auftrag des BMK, zeigt sich ein klarer Trend: Immer mehr Menschen investieren in Batteriespeichersysteme, um den Eigenverbrauch des erzeugten Stroms zu maximieren. Insbesondere sinkende Einspeisetarife für ins Netz eingespeisten Photovoltaik-Strom verstärken diese Entwicklung. 2023 wurden mit 57.007 neu installierten PV-Speichersystemen und einer kumulierten Speicherkapazität von 792 MWh ein neuer Rekord verzeichnet. Insgesamt sind in Österreich nun mehr als 94.000 PV-Speichersysteme mit einer nutzbaren Kapazität von 1.274 MWh im Einsatz.
Der Ausbau großer Energiespeicher in Österreich erfordert dringend eine Anpassung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Netzbetreiber sollten, wie in anderen EU-Ländern, eigene Batteriespeicher betreiben dürfen, um die Energiewende voranzutreiben. Gleichzeitig braucht es eine umfassende Strategie, die Technologien wie Power-to-Gas und Gaskraftwerke als flexible Reservekapazitäten integriert. Für die notwendige Kapazitätssteigerung sind insbesondere chemische Energieträger wie Wasserstoff von zentraler Bedeutung, der mit überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt und später in Kraftwerken rückverstromt werden kann. Ohne diese entschlossenen Schritte bleibt das volle Potenzial der Energiespeicherung ungenutzt – die Zeit für mutige Entscheidungen ist jetzt.
Endnoten
[1] entsoe Transparency Platform. Installed Capacity per Production Type. Verfügbar unter: https://transparency.entsoe.eu/ (Abgerufen am: 11.10.2024).
[2] Honsel, G. (2024) „Energyland“, MIT Technology Review, Ausgabe 6/2024, August-November, 20.
[3] Grundlage: Figgener et al., The development of battery storage systems in Germany: A market review (status 2023), 2023.
[4] Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK nach Energiewende auf energie.gv.at (Abgerufen 12.10.2024)