Im August 2023 waren erstmals mehr ungarische Staatsbürger:innen als deutsche Staatsbürger:innen am österreichischen Arbeitsmarkt unselbstständig beschäftigt.
Nachdem deutsche Staatsbürger:innen (vor allem aus Ostdeutschland stammend) jahrelang die größte ausländische Beschäftigtengruppe in Österreich waren, zeichnet sich langsam eine Trendwende ab. Über eine Million Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren insgesamt in Österreich im August 2023 unselbstständig erwerbstätig.
Veränderungen in 15 Jahren
Auch bei den Erwerbsquoten zeigen sich deutliche Veränderungen (Abbildung 2): Die Erwerbsquote der 15- bis 64-Jährigen lag für österreichische Staatsbürger:innen im Jahresdurchschnitt 2022 bei 78,1 % — um 3,5 Prozentpunkte höher als im Jahr 2008. Im selben Zeitraum ist die Erwerbsquote der Nicht-Österreicher:innen um 7,8 Prozentpunkte – auf 76,5 % angestiegen. Somit hat sich die Erwerbsquote der ausländischen Staatsbürger inzwischen fast der der Österreicher:innen angeglichen.
Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Arbeitskräfte aus dem Ausland auf dem österreichischen Arbeitsmarkt auch mehr als verdoppelt. Der Anstieg war bei Frauen mit 120,8% stärker als mit 110,4 % bei den Männern. Den größten Anstieg seit 2008 gab es bei den Ungar:innen mit 93.455 Arbeitnehmer:innen mehr in Österreich (+423 %), gefolgt von Rumänien mit 66.818 mehr (+411 %). Aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens arbeiteten 82.600 Menschen mehr in Österreich als noch 2008 und aus Deutschland 46.765 mehr.Aufgrund starker internationaler Fluchtbewegungen stieg in dieser Zeit auch die Zahl der Syrer:innen, Afghan:innen, Iraker:innen und Iraner:innen von knappen 5.000 Arbeitnehmer:innen 2008 auf ca. 61.400 im Jahr 2022 an.
EU- Beitritt und Anstieg des Arbeitskräftepotentials
Dass derartige Entwicklungen auch sehr rasch stattfinden können, zeigen Beispielhaft die Zahlen der rumänischen, bulgarischen und kroatischen Beschäftigten in Österreich in den Jahren in denen diese einen freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt erhielten: Seit 2014 haben Menschen mit einer rumänischen und bulgarischen Staatsbürgerschaft freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Im Jahr 2014 arbeiteten bereits doppelt so viele Rumän:innen und Bulgar:innen in Österreich als noch im Jahr 2013.
Am ersten Juli 2020 erhielten kroatische Staatsbürger:innen einen freien Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt. Noch im selben Jahr waren dann bereits um 55 % mehr Kroat:innen in Österreich beschäftigt als im Jahr davor.[1]
Mobilität der Arbeitskräfte
14 % der ausländischen Arbeitnehmer:innen pendeln auch vom benachbarten Ausland nach Österreich, das sind ca. 133.400 Menschen. Davon pendeln je rund 15 % nach Oberösterreich und ins Burgenland, 18 % in die Steiermark und 20 % nach Niederösterreich.
[1] AMS, Spezialthema zum Arbeitsmarkt, September 2023, https://t.co/Fut7pybeFj [31.10.2023].