Ergebnisse aus Expertengesprächen von ACADEMIA SUPERIOR, der Vinzenz Gruppe und Elisabethinen Linz-Wien präsentiert
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Die COVID-19 Pandemie fordert die Gesellschaft in allen Bereichen. Im Zentrum der Bekämpfung des Virus befindet sich unser Gesundheits- und Sozialwesen. In den letzten Monaten führten die Vinzenz Gruppe, die Elisabethinen Linz-Wien und ACADEMIA SUPERIOR Gespräche mit Expertinnen und Experten zu den Erfahrungen seit Beginn der Corona-Krise. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt vom Institut für Nonprofit-Management an der WU Wien. Im Fokus von vier Online-Workshops lagen die Kooperation von Organisationen in der Krise und Aspekte der Eigenverantwortung der Menschen. Welche Maßnahmen und Rahmenbedingungen haben sich bisher bewährt und welche waren hinderlich? Diese Fragen wurden nun im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung unter der Moderation von Barbara Rohrhofer (OÖN) diskutiert und erste Ergebnisse präsentiert.
Gesamtmitschnitt der Veranstaltung:
„Wir haben in dem Projekt bewusst nicht die Perspektive des täglichen Krisenmanagements eingenommen, sondern nach Dingen gesucht, die unser Gesundheits- und Sozialwesen langfristig krisensicherer machen können“, legt Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag. Christine Haberlander, Obfrau von ACADEMIA SUPERIOR, die Motivation für das Projekt dar.
Wir müssen uns nicht nur fragen, wie wir die Krise bewältigen, sondern auch, welche Lehren wir daraus ziehen können. – Christine Haberlander
Auch Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, erläutert als wichtigen Beweggrund für die Kooperation: „Aktuell wird manchmal zu eindimensional diskutiert. Dies wird der Komplexität der Pandemie nicht gerecht. Deshalb haben wir bewusst Expertinnen und Experten mit unterschiedlichen Perspektiven eingebunden“. Mag. Oliver Rendel, Geschäftsführer der Elisabethinen Linz-Wien, fügt dem noch hinzu: „Wir lernen jeden Tag dazu. Weil das Gesundheitswesen im Auge des Orkans steht, ist es besonders wichtig, frühzeitig Antworten für die Zukunft zu finden“.
Kurzvideo zu den acht Befunden:
Kooperation im Gesundheits- und Sozialsystem fördern
„In der Pandemie zeigte sich: die Trägervielfalt im Gesundheitsbereich ist wichtig, um die Krisenbewältigung auf mehrere Schultern zu verteilen“, betont Michael Heinisch und führt weiter aus: „Essentiell für die erfolgreiche Bewältigung von Krisen sind die Einbindung der Akteure und einheitliche Spielregeln.
Wir können stolz sein, dass in unserem Land jeder Zugang zu ausgezeichneter Medizin und Pflege hat. – Michael Heinisch
Nur durch eine klare Rollenverteilung und abgestimmte Standards kann das Zusammenspiel der unterschiedlichen Organisationen in einer Pandemie schnell und unbürokratisch funktionieren. Aber es braucht auch Spielräume, damit die Akteure vor Ort möglichst schnell und problemnah agieren können. All das sollte auch in Nicht-Krisenzeiten regelmäßig miteinander geübt werden“.
Eigenverantwortung des Einzelnen stärken
„In einer Pandemie sind alle betroffen und es kommt auf den Beitrag von allen an“, ist Christine Haberlander überzeugt. Gesundheitskompetenzen sind hier ein wesentlicher Schlüssel, „denn nur, wer gesundheitliche Befunde oder Entwicklungen einordnen kann, wird eigenverantwortlich die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer stärken. Der Aufbau von Gesundheitskompetenzen zieht sich durch das ganze Leben. Gleichzeitig ist es wichtig, kritisch zu reflektieren, woher man Informationen bezieht“.
Chancen der Digitalisierung im Gesundheitssystem stärker nützen
„Medizinische Versorgung und menschliche Zuwendung müssen auch in einer Krise dort ankommen, wo sie gebraucht werden“, betont Oliver Rendel. „Die Pandemie hat aber gezeigt, dass viele Menschen zeitweise von der Versorgung abgeschnitten waren oder zögerten, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen. Wenn bereits zu Beginn der Pandemie mehr digitale Angebote im Gesundheitsbereich zur Verfügung gestanden hätten, wären die Versorgungsmöglichkeiten deutlich besser gewesen. Die Krise hat die Digitalisierung beschleunigt. Jetzt gilt es, diese auch in normalen Zeiten weiter auszubauen“, zeigt sich Rendel überzeugt: „Die Digitalisierung kann viel Nutzen stiften, ohne die menschliche Zuwendung außer Acht zu lassen“.
Die Krise hat gezeigt, dass es in vielen Bereichen möglich ist, auch online ein gutes Behandlungsangebot zu entwickeln. – Oliver Rendel
Christine Haberlander fügt dem noch hinzu, „dass die Digitalisierung die Behandlungsqualität nicht verringert. Das haben die vergangenen Monate gezeigt: Die Offenheit für digitale Lösungen hat enorm zugenommen. Klar ist, dass die Patientinnen und Patienten mit ihren Bedürfnissen immer im Mittelpunkt stehen müssen. Zusätzliche digitale Angebote, wie der elektronische Befund, der elektronische Impfpass, e‑Medikation, Telekonsultationen von Ärzten oder Videogesprächen von Selbsthilfegruppen können in Krisen und in normalen Zeiten eine enorme Bereicherung sein“.
Vertrauen in das Gesundheitssystem benötigt Transparenz
Univ.-Prof. Dr. Michael Meyer, Leiter des Instituts für Nonprofit-Management an der WU Wien verweist auf einen anderen Aspekt: „Die Länge und Komplexität einer Pandemie macht die Compliance der Menschen für die notwendigen Maßnahmen zu einer besonderen Herausforderung. Sie basiert vor allem auf dem Vertrauen, das die Menschen in Entscheidungsprozesse und die Politik haben“.
Wenn man durch einen Sturm manövriert, ist es eben nicht die beste Strategie, ständig den Lotsen zu wechseln. Darum empfehle ich, einen Obersten Sanitätsrat zu installieren. – Michael Meyer
Durch einen offeneren Umgang mit der Datenlage und der Definition eines standardisierten Vorgehens, wie etwa beim Bergsteigen, könnte diese gestärkt werden. „Es müsste klarer definiert sein, was alle zu tun haben, wenn eine bestimmte Situation eintritt. Und auch, wann diese Situation wieder vorbei und das Ziel erreicht ist“.
Die acht Befunde im Überblick: