Laut einer Studie nimmt ein Mensch auf diesem Planeten im Schnitt pro Woche ca. 5 Gramm Mikroplastik zu sich. Das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.[1]
Als Mikroplastik werden feste, unlösliche und nicht biologisch abbaubare synthetische Kunststoffpartikel in einem Größenbereich von 0,001 Millimetern bis 5 Millimetern Durchmesser bezeichnet. Kunststoffpartikel unter 0,001 Millimetern Durchmesser werden als Nanoplastik bezeichnet.
So kommt Mikroplastik in den Menschen
Das meiste Mikroplastik wird vom Menschen über die Nahrung – vor allem Meerestiere und das Trinkwasser – aufgenommen. Unsere Ernährungsgewohnheiten haben einen großen Einfluss darauf, wie viel Plastik durch unseren Körper wandert.
Wenn man z.B. die empfohlene Menge Flüssigkeit von 1,5 – 2 Liter täglich als Leitungswasser aus Gläsern trinkt, nimmt man, je nach Region, ca. 40.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Wer dieselbe Menge Flüssigkeit aus Plastikflaschen trinkt, kommt bereits auf ca. 90.000 Plastikpartikel.[2]
Aber auch über andere Lebensmittel, wie vor allem Meeresfrüchte und Salz, nehmen wir Mikroplastik auf. Auch atmen wir Mikroplastik, das in der Luft schwebt, ein. Der größte Teil des eingeatmeten Mikroplastiks kommt vom Abrieb von Autoreifen. Ein Auto gibt auf einer Distanz von 50.000 km ca. 6 kg Plastikpartikel ab. Diese wandern zuerst in die Luft und werden bei Regen in den Böden gewaschen.[3]
So kommt Mikroplastik in der Umwelt
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt‑, Sicherheits- und Energietechnik untersuchte in einer Studie 2018 die Quellen von Mikroplastik in Deutschland. Als Hauptverursacher wurden identifiziert:[4]
- Abrieb von Reifen
- Plastikemissionen bei der Abfallentsorgung
- Abrieb von Polymeren und Bitumen vom Straßenasphalt
- Verluste von Kunststoffpellets in der Industrieproduktion
- Verwehungen von Kunstrasenplätzen auf Sport- und Spielplätzen
- Freisetzung auf Baustellen
- Abrieb von Schuhsohlen
- Abrieb von weggeworfenen Kunststoffverpackungen
- Abrieb von Fahrbahnmarkierungen
- Faserabrieb bei der Reinigung von Textilien
Folgen
Da wir Mikroplastik aus der Umwelt in unseren Körper aufnehmen, ist dieses mittlerweile auch im menschlichen Blut und den menschlichen Mägen nachweisbar.[5] Die Auswirkungen von Mikroplastik im menschlichen Körper sind noch nicht endgültig erforscht. Es ist allerdings erwiesen, dass Mikroplastik die Zellmembran von roten Blutkörperchen destabilisieren kann. Diese Destabilisierung durch Mikroplastik kann spontane Entzündungen der Zellmembran bewirken.[6]
Plastik gehört zu den unverzichtbaren Materialien in der heutigen Welt. Vieles wäre ohne Plastik nicht möglich. Ein sorgloser Umgang und eine unkontrollierte Freisetzung in die Umwelt bringen jedoch auch Risiken mit sich, die teilweise immer noch nicht klar abschätzbar sind. Deshalb sind Achtsamkeit und ein sorgfältiger Umgang mit der Ressource Plastik für die Zukunft wichtig.
Weiterführende Infos:
- Überblick zur aktuellen Forschung des Fraunhofer-Institut für Umwelt‑, Sicherheits- und Energietechnik bezüglich Mikroplastik. https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/forschung-fuer-den-markt/mikroplastik.html
- Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung mit Zahlen und Grafiken zum Thema Mikroplastik. https://www.boell.de/sites/default/files/2022–01/Boell_Plastikatlas%202019%206.Auflage_V01_kommentierbar.pdf
Quellen
[1] Medizinische Universität Wien: Gesundheitsrisiko durch Mikro- und Nanoplastik in Lebensmitteln, 24.03.2022 https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/default-0f889c8985‑1/gesundheitsrisiko-durch-mikro-und-nanoplastik-in-lebensmitteln/ [06.04.2022].
[2] Der Standard: Mikroplastik erstmals im menschlichen Blut nachgewiesen, 25.03.2022 https://www.derstandard.at/story/2000134393285/mikroplastik-erstmals-im-menschlichen-blut-nachgewiesen [06.04.2022]; Geo: So viel Mikroplastik nehmen wir jede Woche zu uns, 13.06.2019 https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/21483-rtkl-studie-so-viel-mikroplastik-nehmen-wir-jede-woche-zu-uns [06.04.2022].
[3] Plastik im Blut: Wie Mikroplastik in unseren Körper kommt, 29.03.2022 https://www.dw.com/de/plastik-im-blut-wie-mikroplastik-in-unseren‑k%C3%B6rper-kommt/a‑61293458 [27.04.2022].
[4] Fraunhofer-Institut für Umwelt‑, Sicherheits- und Energietechnik: Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik. Ursachen, Mengen, Umweltschicksale, Wirkungen, Lösungsansätze, Empfehlungen. Oberhausen Juni 2018 https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf [26.04.2022].
[5] Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood (19. April 2022) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412022001258 [27.04.2022]; To Waste or Not to Waste: Questioning Potential Health Risks of Micro- and Nanoplastics with a Focus on Their Ingestion and Potential Carcinogenicity (22.03.2022) https://link.springer.com/article/10.1007/s12403-022–00470‑8 [26.04.2022].
[6] Der Standard: Mikroplastik kann die Zellmembran schädigen 30.07.2021 https://www.derstandard.at/story/2000128587953/mikroplastik-kann-die-zellmembran-schaedigen [06.04.2022].