Es geht voran
Oberösterreich steht eigentlich nicht so schlecht da, wenn es um die Frage der Innovation geht. Wir sind im Mittelfeld in Europa: Im Wettbewerbsranking der 263 Regionen der Europäischen Union liegt Oberösterreich in der sogenannten Innovations-Dimension im Jahr 2016 auf dem Platz 114 (1) wie Grafik 1 zeigt:
Im Vergleich zum Jahr 2013 eine Steigerung um 12 Plätze. In speziellen Teilbereichen, wo es unter anderem um Patente, High-Tech-Entwicklungen, wissenschaftliche Publikationen oder Forschungsausgaben geht, sind wir deutlich besser und erreichen 2016 Platz 77. Was eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Jahr 2013 darstellt. Damals erreichte Oberösterreich nur den Rang 132 in dieser Kategorie.
Im globalen und europäischen Vergleich sind nur nationale Daten verfügbar. Hier legt Österreich im Global-Innovation-Index auf Platz 20 von 127 analysierten Ländern (2):
Im Innovations-Ranking der europäischen Union (die Daten wurden gerade vor zwei Wochen veröffentlicht) hat sich Österreich im letzten Jahr deutlich, um drei Plätze, verbessert und steht jetzt knapp davor, zur Gruppe der führenden Innovations-Nationen Europas aufzuschließen (3):
Aber da geht noch mehr
Diese Entwicklungen gehen in die richtige Richtung und zeigen, dass sich die Bemühungen der letzten Jahre lohnen. Aber es gibt noch immer Luft nach oben.
Betrachtet man die zahlreichen Innovations- und Standortrankings auf der nationalen Ebene über den Verlauf der Jahre genauer, zeigt sich, dass wir vor allem einen genauen Blick in die Schweiz, nach Schweden und in die Niederlande werfen sollten. Diese drei Ländern sind in allen Analysen der letzten Jahre immer unter den Top 5.
Wie innovationsfähig Oberösterreichs ist, zeigt sich etwa bei den Patentanmeldungen. Hier sind wir klarer Spitzenreiter der Bundesländer in Österreich. 2016 wurden aus Oberösterreich 616 Erfindungen beim österreichischen Patentamt angemeldet, gefolgt von Wien mit 504 und der Steiermark mit 457 Anmeldungen. Die zahlreichen Patentanmeldungen haben wir auch deshalb, weil wir so viele Hidden Champions in der oberösterreichischen Wirtschaft haben. Also Unternehmen, die globale Marktführer in ihrer Branche sind. Und die diese Position vor allem aufgrund ihrer Innovationsfähigkeit aufgebaut und ausgebaut haben.
Die Position des Innovation-Leaders in Österreich kann uns freuen. Aber sollten mehr wollen: aus der Gesamtperspektive sind wir eben (noch) nicht in der Top-Liga der Innovations-Regionen. Oberösterreich ist „nur“ ein starker Innovator, aber kein führender Innovator. Es reicht aber nicht, dass wir im Österreich-Vergleich spitze sind, wir sollten auch europaweit zur Spitze gehören wollen.
Identifikation der Herausforderungen
Die derzeit größten konkreten Herausforderungen für Österreich im Bereich Forschung & Innovation sind laut einer Studie der EU (4):
- Zu komplexe Förderlandschaft für privatwirtschaftliche Forschung und Innovation
Förderungen müssen klarer, einfacher und flexibler werden sowie Synergien stärker nützen. - Zu geringe Mittel für herausragende Grundlagenforschung
Hier müssen nicht nur die Forschungsmittel erhöht werden – die Universitäten müssen lernen, unternehmerischer zu agieren. - Zu wenig Beteiligungskapital für Start-up-Unternehmen
Dank staatlicher Wagniskapitalfonds verbessert sich die Lage. Aber der komplexe rechtliche Rahmen für Beteiligungen erschweren Jungunternehmen den Zugang zu Geld.
Christian Keuschnigg, der ehemalige IHS-Leiter hat kürzlich zehn Punkte in einer Studie für ein Innovationskonzept veröffentlicht (5):
- Grundlagenforschung ausbauen
- Patentierung unterstützen
- Gründungsdynamik stärken
- Steuerliche Diskriminierung des Risikokapitals abbauen
- Fiskalische F&E‑Förderung erhalten
- Wagnisfinanzierung stärken
- Kapitalmarkt und Börse stärken
- Märkte offenhalten
- Reallokation und Strukturwandel erleichtern
- Innovationsstandort für multinationale Unternehmen sichern
Da wird sichtbar: Wir müssen konsequent an der weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen für Innovation in Oberösterreich weiterarbeiten. Vor allem die Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft wird dabei ein besonderes Augenmerk bekommen. Denn nur, wenn wir diese Schnittstelle bestmöglich managen, können wir auch künftig im Wettbewerb der Regionen erfolgreich bestehen und unsere Position weiter ausbauen.
Kreative Digitalkompetenz mit Produktionskompetenz verbinden
Oberösterreich hat mit der Kombination aus kreativer Digitalkompetenz wie etwa in Hagenberg und der industriellen Kompetenz den besten Hebel für Wettbewerbsfähigkeit. Vorausgesetzt, man bringt in den Bereichen Infrastruktur, Forschung und bei den Fachkräften etwas weiter.
Auf dieser Basis müssen wir im Zeitalter der Digitalisierung aufbauen. Oberösterreich gilt schon heute als einer der IT-Entwicklungs- und Start-Up-Standorte in Österreich. Diese Position sollten wir weiter ausbauen. Der Ansatz dafür könnte lauten: Vernetzung. Mit kooperativen Ansätzen verbinden wir Forschung und Wirtschaft, Stadt und Land. Nur so kriegen wir die kritischen Größen, die für die großen Herausforderungen international nötig sind und können neue Innovationszentren schaffen.
Wir sind aber auf einen guten Weg. Dazu einige Beispiele aus der jüngsten Zeit, die das illustrieren:
- Förderzusage von 48 Mio. Euro des FFG für ein neues Spitzenforschungszentrum am Linzer Center of Mechantronics. Dieses K2-Projekt „Symbiotic Mechatronics” wird ein wichtiges Puzzlestück für den Forschungsstandort und einen massiven Innovationsschub in relevanten Schlüsseltechnologien der Zukunft auslösen sowie den Technologiestandort Oberösterreich weiter fördern. Hier wird echte Grundlagenforschung auf Weltspitzenniveau möglich werden.
- Das Linz Institute of Technology (LIT) bekommt eine öffentliche Pilotfabrik auf dem Campus der JKU, dafür sind 14 Millionen Euro erforderlich. Diese smarte Teststation wird das Labor für die Industrie 4.0.
- In der Linzer Tabakfabrik entsteht die Innovationswerkstätte Cap.Future, die Teil der Open-Innovation-Strategie des Bundes ist und als Mitmach-Labor Impulse für Forschung, Kreativität und Wirtschaft in der Region erzeugen wird.
Mit einem Programm zur Vermittlung von Innovationsassistenten will das Land das Innovationspotenzial kleinerer und mittlerer Unternehmen anheben. Dabei handelt es sich um qualifizierte (Fach-) Hochschul-Absolventen, die Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Produkt- und/oder Verfahrensinnovations- bzw. Organisationsprojekten zur Seite stehen.
Außerdem ist es das Ziel, ein Innovationszentrum für Artificial Intelligence-Labor mit bis zu 200 Forscherinnen und Forschern aufzubauen und das Land als ein europäisches Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz zu etablieren. Denn gerade die kommenden Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligent werden unsere Zukunft enorm verändern. Hier muss Oberösterreich seine Chancen ergreifen und die Zukunft mitgestalten.
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Quellen:
(1) Europäische Kommission: The EU Regional Competitiveness Index 2016. Luxemburg 2017, URL: http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docgene/work/201701_regional_competitiveness2016.pdf.
(2) Cornell University/ INSEAD/ The World Intellectual Property Organization: The Global Innovation Index 2017. Innovation Feeding the World. Ithaca, Fontainebleau, and Geneva 2017, URL: https://www.globalinnovationindex.org.
(3) Europäische Kommission: European Innovation Scoreboard 2017. Luxemburg 2017, URL: https://ec.europa.eu/growth/industry/innovation/facts-figures/scoreboards_en.
(4) Europäische Kommission/ Zentrum für Soziale Innovation: Research and Innovation Observatory Country Report 2016 – Austria. Luxemburg 2017, S. 4, URL: https://www.zsi.at/object/publication/4147
(5) Universität St. Gallen/ Wirtschaftspolitisches Zentrum: Innovationsland Österreich F&E, Unternehmensentwicklung und Standortattraktivität. Wien Juni 2017, URL: www.wpz-fgn.com/wp-content/uploads/InnovationslandOesterreich20170606.pdf.