Mut zur Veränderung

Fazit von Michael Strugl zum Symposium 2018

Wer Fortschritt will, muss mutig sein

Mut ist in dieser Zeit nötiger denn je. Das scheint auf den ersten Blick para­dox zu klin­gen, leben wir doch in dieser Zeit und in dieser Gesellschaft in einem nie dagewe­se­nen Wohl­stand, in ein­er Phase des Friedens, der steigen­den Gesund­heit und eines wirtschaftlichen Auf­schwungs. Es geht uns gut. Wozu dann mutig sein? Wozu etwas riskieren, wenn man mit dem, was da ist, jet­zt und in Zukun­ft gut leben kann? Wozu etwas riskieren, wo es viel zu ver­lieren gibt?

WIR SOLLTEN MEHR DAVON REDEN, WIE MUTIGE MENSCHEN EINE GESELLSCHAFT VERÄNDERN KÖNNEN.

Genau an dieser Stelle schle­icht sich ein gefährlich­er Gedanke ein: Wenn es dieser Gen­er­a­tion so gut geht, wie kein­er Gen­er­a­tion je zuvor, kann es dann über­haupt noch bess­er wer­den? Birgt nicht jede Verän­derung des Sta­tus quo die Gefahr, dass alles schlechter wird? Wäre es nicht bess­er, alles so zu kon­servieren, wie es gestern war und heute noch ist?

Da macht sich Mut­losigkeit und Angst in den Köpfen bre­it, das Gegen­teil von Mut. Für eine Gesellschaft ist genau das aber die größte Bedro­hung. Sie hemmt jeden Willen, etwas Neues zu ver­suchen, zu exper­i­men­tieren, zu riskieren oder sich zu verän­dern. Dabei zeich­nen sich Gesellschaften in Wirk­lichkeit durch eines aus: die kon­stante Verän­derung. Eine Gesellschaft, die sich nicht weit­er­en­twick­elt, stag­niert nicht nur, sie resig­niert und versinkt in der Bedeutungslosigkeit.

Jede Veränderung braucht Mut

Jede Entwick­lung, jed­er Fortschritt und jede Verän­derung brauchen aber eines: Mut. Ohne Mut gibt es kein Weit­erkom­men, keine Refor­men, keine neuen Ideen, Inno­va­tio­nen, Unternehmen, keinen Willen, etwas anders oder bess­er zu machen. Wer eine dauer­haft pros­perierende Gesellschaft will, ist gut berat­en, alles dafür zu tun, eine mutige Gesellschaft zu schaffen.

WO ES KEINEN MUT GIBT, GIBT ES KEINE ENTWICKLUNG UND KEINEN FORTSCHRITT.

Mut hat viele Facetten. In der Poli­tik bedeutet Mut, Reform­bere­itschaft zu zeigen und das zu tun, was nötig ist, auch wenn es vielle­icht Stim­men kostet. In der Ökonomie sprechen wir von Risikobere­itschaft, ohne die es keine Unternehmen geben würde. In der Wis­senschaft brauchen wir einen aus­geprägten Forschergeist, um in immer neue Bere­iche vorzus­toßen, die uns manch­mal sog­ar nicht mehr geheuer sind. Und in der Gesellschaft spricht man von Courage. Wir brauchen Men­schen mit Zivil­courage, die auf­ste­hen, dazwis­chen gehen, ihre Mei­n­ung offen sagen und so nicht nur Verän­derung vorantreiben, son­dern die Gesellschaft zusammenhalten.

Jede Verän­derung braucht Mut, und Verän­derung ist die einzige Kon­stante in dieser Welt. Damit Verän­derung möglich ist, braucht es mutige Per­sön­lichkeit­en und Men­schen. Deshalb passte das The­ma des heuri­gen Sym­po­siums so gut in die heutige Zeit: Denn wo es keinen Mut gibt, gibt es keine Entwick­lung, keinen Fortschritt.

Über Mut sprechen

Wir soll­ten mehr darüber reden, was Mut in ein­er Gesellschaft bedeutet und wie mutige Men­schen das Zusam­men­leben verän­dern und prä­gen. Diese muti­gen Beispiele müssen noch stärk­er ins Bewusst­sein der Men­schen kom­men. Vor­bilder sind Mut­mach­er. Sie stiften andere an, sich couragiert­er in der Welt zu bewe­gen, denn Mut wächst mit jed­er Begegnung.

Es liegt nun an uns, eine Kul­tur des Mutes aufzubauen. Die existieren­den Rah­men­struk­turen sind gut für dieses Ziel: Demokratie und Ver­fas­sung ermöglichen es, offen die eigene Mei­n­ung zu äußern. Ein soziales Netz und all­ge­mein­er Wohl­stand erlauben es, auch ein­mal etwas zu riskieren. Die lib­erale und human­is­tis­che Gesellschaft­sor­d­nung geben jed­er und jedem ein max­i­males Maß an Freiheit.

Was fehlt dann noch? Wahrschein­lich eines: eine pos­i­tive Kul­tur des Scheit­erns. Wer mutig ist, Neues pro­biert und damit scheit­ert, wird zu oft als Ver­lier­er stig­ma­tisiert. Die Angst davor ent­mutigt viele im Vorhinein. Wer weiß, wie viele Ideen und neue Ansätze dadurch ver­loren gehen? Dabei gin­ge es auch anders: Wer die Fehler und das Scheit­ern als Erfahrun­gen sieht, die einen weit­er­brin­gen, wird es immer wieder aufs Neue ver­suchen. Wenn es uns gelingt, diese Hal­tung in der Gesellschaft zu ver­ankern, dann brauchen wir Mut­losigkeit nicht mehr zu fürcht­en. Dann kommt der Mut von alleine in die Gesellschaft.