Megatrends im Welthandel — Chancen und Herausforderungen für die Wirtschaft
Prof. Gabriel Felbermayr, PhD, Leiter des Zentrums für Außenwirtschaft am ifo Institut und Volkswirt an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hält am 2. Mai eine Keynote zum Global Shift und seinen Auswirkungen auf Oberösterreich in Linz. (zur Veranstaltung)
In einer Studie für die Industrie- und Handelskammern in Bayern hat er nach Megatrends im Welthandel gesucht und nach Wegen, wie Bayern darauf reagieren kann.
Was kann der Nachbar Oberösterreich daraus lernen? Hier die 7 Empfehlungen von Prof. Felbermayr an Bayern:
1 — Marktzugang erleichtern
Die bayerischen Exportmärkte der Zukunft sind stärker diversifiziert als heute. Es bedarf allerdings höherer Anstrengungen, um in den Wachstumsmärkten der Zukunft in Asien oder in Afrika Fuß zu fassen.
Um rechtzeitig Marktpositionen in Märkten mit hohen politischen Risiken zu besetzen, bedarf es z. B. der Unterstützung durch die Exportkreditversicherungen des Bundes sowie politischer Unterstützung auf bayerischer und Bundesebene.
2 — Nachhaltig globale Wertschöpfung fördern
Absatz- und Beschaffungsmärkte müssen zusammen betrachtet werden. Denn die Länder mit starkem Wirtschaftswachstum werden sowohl für die bayerischen Exporte als auch für die Importe die Märkte der Zukunft darstellen.
Die Bedeutung nachhaltiger Wertschöpfungsprozesse und die damit verbundene Verantwortung der Unternehmen wird gegenüber dem reinen Import von Rohstoffen steigen.
3 — Rahmenbedingungen für Auslandsinvestitionen weiter verbessern
Die Produktionsstandorte der Zukunft werden aufgrund der Dynamik der Erwerbsbevölkerung zunehmend in Ländern mit relativ hohem politischem Risiko liegen.
Die Politik muss mit geeigneten Instrumenten, wie z. B. den Investitionsschutzgarantien des Bundes, und mit einer Modernisierung von bilateralen Investitionsschutzabkommen unter¬stützend wirken. Denn die frühzeitige Sicherung strategisch wichtiger Positionen ist für die Zukunftsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft von hoher Bedeutung.
4 — Vom steigenden Pro-Kopfeinkommen im Ausland profitieren
Viele Wirtschaftszweige, allen voran der Bereich Pharma, aber auch Sektoren, in denen Bayern in den letzten Dekaden Marktanteile verloren hat (z. B. Textil- und Lederindustrie) steigern ihre Exporte über-proportional, wenn im Ausland das Prokopfeinkommen steigt.
Insgesamt ist es für die qualitätsorientierte bayerische Exportindustrie besser, wenn die ausländische Nachfrage aufgrund höherer Prokopfeinkommen steigt als durch eine höhere Bevölkerung.
5 — Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Wirtschaft steigern
Durch die zunehmende Anzahl von Freihandelsabkommen bieten sich für bayerische Unternehmen neue Chancen in Märkten außerhalb der EU – gleichzeitig steigt der Wettbewerbsdruck. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen und intensivieren, vor allem, wenn neue große Abkommen erst in Kraft treten und ihre Wirkung entfalten.
Der Fokus der Zukunft wird verstärkt auf plurilateralen Initiativen und im Bereich der Dienstleistungen liegen.
6 — Währungsunsicherheiten eindämmen
In Zukunft ist mit höherer Volatilität auf den internationalen Währungsmärkten zu rechnen. Außerdem wird der Euro auf absehbare Zeit seine Rolle als internationales Transaktionsmedium nicht wesentlich ausbauen können.
Damit diese zunehmende Unsicherheit nicht zu einer Belastung vor allem der mittelständischen bayerischen Exportwirtschaft wird, bedarf es eines starken Finanzplatzes in Bayern. Reformen der Bankenregulierung auf EU-Ebene und ihre Umsetzung in Deutschland und Bayern sind wichtig.
7 — Exportüberschüsse im Inland investieren
Bayerische Exporteure zahlen 20 % höhere Löhne und bieten Jobs mit größerer Beschäftigungsstabilität. 25 % aller Arbeitnehmer sind direkt oder indirekt vom Exportgeschäft abhängig. Die Hälfte des bayerischen BIP ist auf internationale Aktivitäten zurückzuführen. Diese Erfolgsgeschichte wird zunehmend dadurch geschmälert, dass die mit hohen Exportüberschüssen angehäuften Forderungen gegenüber dem Ausland nicht werthaltig sind. Seit 2008 mussten 150 Mrd. Euro in Bayern abgeschrieben werden.
Die Politik sollte sich einerseits dafür einsetzen, dass deutsche Ersparnis in werthaltige ausländische Anlagen gelenkt wird und andererseits die heimische Investitionstätigkeit anregen.
Die Studie „Megatrends im Welthandel. Chancen und Herausforderungen für die bayerische Wirtschaft“ finden Sie > hier.
Programm der Veranstaltung Global Shift — Die Verschiebung der globalen ökonomischen Kräfteverhältnisse und ihre Auswirkungen auf Oberösterreich am 2.5.2016.