Ein wesentlicher Teil des medizinischen Fortschritts ist auch den technologischen Fortschritten zu verdanken. Viele Errungenschaften der letzten Zeit – wie etwa die Sequenzierung des menschlichen Genoms, neue Operationswerkzeuge oder Behandlungsmethoden – wären ohne die Forschung an neuen Technologien nicht möglich gewesen.
Kein Fortschritt ohne die dafür nötige Infrastruktur. Vieles hat sich dahingehend in den letzten Jahren in Oberösterreich getan: Die Gründung der Fachhochschule für Gesundheitsberufe und der Medizinischen Fakultät der JKU, die Entwicklung der Medizintechnik an der FH OÖ, die Gründung des FH OÖ TImed-Centers, der Entschluss zur Entwicklung des „Medical Valleys Upper Austria“ und die Etablierung des Medizintechnik-Clusters werden die medizinische Innovationslandschaft in den kommenden Jahren weiter vorantreiben.
Standortfaktor Medizin und Gesundheitsbranche
Dabei ist die Medizin-Technik-Branche für Oberösterreich ein Zukunftsmarkt mit guten Marktaussichten. Immer mehr GründerInnen und Unternehmen erkennen das hohe wirtschaftliche Potential von Gesundheit im Allgemeinen und Medizintechnik im Speziellen. Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer sollen die Ausgaben für privat finanzierte Gesundheitsprodukte und ‑dienstleistungen, Sport- und Wellnessangebote oder für den Gesundheitstourismus in Österreich bis ins Jahr 2020 auf 67,8 Mrd. Euro ansteigen – was einer Verdoppelung innerhalb von 15 Jahren entspricht.
Im Gesundheits- und Sozialwesen sind in Oberösterreich 48.011 Personen beschäftigt (Stand Dezember 2016)(1), was 7,6% der gesamten Beschäftigten in Oberösterreich entspricht. 2009 waren es noch 42.070 Personen oder 7,0% der gesamten Beschäftigten. Die Medizin und Gesundheitsbranche ist also auch ein wesentlicher Faktor für den Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkt.
Standort für medizinische Innovationen
Vor 15 Jahren wurde deshalb in Oberösterreich der oberösterreichische Medizintechnik-Cluster gegründet. Als Schnittstelle vernetzt er Wirtschaft und Wissenschaft in der Medizintechnik und hat das Ziel den Medizintechnik-Standort Oberösterreich langfristig auszubauen und zu stärken. In diesem Cluster-Netzwerk sind mittlerweile 235 Partner-Unternehmen aus dem Sektor der Medizintechnik und Gesundheit vernetzt.Seit der Gründung 2002 konnten bereits 84 Ideen der MedTech-Branche umgesetzt und auf den Markt gebracht werden.
In Zukunft wird ein besonderer Schwerpunkt der Clusteraktivitäten auf die Verbindung von Digitalisierung und Medizin gesetzt werden. Hier können wir in Zukunft wesentliche Fortschritte zum Wohl der Menschen erwarten. Und hier ist Oberösterreich auch durch seine aufsteigende IT-Szene gut gerüstet.
Dabei gilt es, auch über die Grenzen Oberösterreichs hinauszudenken. Letzte Woche war eine Oberösterreich-Delegation in den USA. Dort wurde eine Kooperation des oberösterreichischen Medizintechnikclusters mit dem New Yorker Medizintechnikclusterunterzeichnet. Auch IBM Health mit ihrem Supercomputer „Watson“, der gerade zu einem superintelligenten Assistenzwerkzeug für Ärzte „ausgebildet“ wird, will mit Oberösterreich kooperieren.
Med-Tech-Innovationen made in Upper Austria
Was sind das für Projekte und Ideen, die in Oberösterreich entstehen? Zwei konkrete Beispiele, die beispielhaft für viele Erfolgsprojekte in diesem Bereich zählen:
SYMPTOMA — Auch die OÖ MedTech-Szene entwickelt übrigens ähnliche Programme wie IBM Health mit seinem Watson. Das Unternehmen „SYMPTOMA” bietet bereits ein „decision support system” – wie jenes von IBM Health – für Ärzte an.
Notrufsystem careCLICK - Ein Beispiel für ein erfolgreiches Cluster-Kooperationsprojekt ist die Entwicklung des neuartigen Notrufsystems careCLICK® für die schnelle Erste Hilfe bei Notfallsituationen in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern. Das Einzigartige daran: Die Notrufschalter selbst benötigen keinen Stromanschluss, Batterien oder Akkus. Die erforderliche Signalenergie wird durch die Betätigung eines Schalters erzeugt. Eine Innovation, die vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft noch von hoher Bedeutung sein wird.
GENSPEED® Biotech — Ein anderes Erfolgsprojekt ist Genspeed Biotech. Das Unternehmen entwickelt Schnelltests für verschiedene Krankheitserreger, die schnell und präzise auch dort funktionieren, wo unzuverlässige Streifchentests und langwierige komplexe Labortests nicht anwendbar sind. Und das in einem kompakten und automatisierten Diagnosegerät, dass Patienten und Ärzten Zeit und Kosten spart. Zudem wird die Sicherheit und Genauigkeit der Testergebnisse erhöht. Die Produkte werden bereits in einigen Krankenhäusern und Zahnarztpraxen erfolgreich angewendet.
Es gibt natürlich noch eine große Bandbreite weitere Projekte, etwa Forschungen zum Einsatz von 3D-Druck in der Mund‑, Kiefer‑, und Plastischen Gesichtschirurgie; oder digitale Visualisierungsprogramme für Bilddaten aus CT- oder MRT-Untersuchungen; 3D-Ausdrucke von Ultraschall-Bildern, Ausbildungs- und Trainingssysteme in der Chirurgie usw.
Aus vielen dieser Projekte gehen Unternehmensgründen hervor. Zum Beispiel: RnB-Consulting in Linz. Hier haben zwei Absolventen des Studienganges Medizintechnik der FH OÖ ein Unternehmen gegründet, das sich darauf spezialisiert, Einsteiger und die Medizintechnik zu beraten und Unternehmen bei der Entwicklung von Medizinprodukten fachlich zu begleiten.
In Zukunft kann man sich noch viele Innovationen im medizinischen Sektor Made in Upper Austria erwarten.
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Quellen:
(1) Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger: Beschäftigte in Österreich. Berichtsmonat 12/16.