Mit ihren Fähigkeiten und Talenten sind die Menschen in Oberösterreich ein entscheidender Faktor, damit sich unser Land im internationalen Standortwettbewerb behaupten kann, und zugleich auch die Triebfeder für Innovation und Kreativität. Daher diskutierte ACADEMIA SUPERIOR — Gesellschaft für Zukunftsforschung gemeinsam mit dem Netzwerk Humanressourcen am 2. Dezember im Softwarepark Hagenberg über die Frage, was Oberösterreich braucht, um für junge Talente attraktiv zu sein und diese langfristig im Land halten zu können bzw. Spitzenkräfte ins Land zu holen.
„Letztlich bringen nur die Potentiale und Kreativität der Menschen unser Land voran. Denn das Hirnschmalz ist unser wichtigster Rohstoff”, betonte Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl, Obmann der ACADEMIA SUPERIOR, in seiner Begrüßung. DI Werner Pamminger, Geschäftsführer der Clusterland Oberösterreich GmbH, verwies darauf, dass es nicht so schwer sei, Talente und Spitzenkräfte ins Land zu holen, aber „sie langfristig zu binden ist das wahre Problem”.
Man muss sich heute mehr um Fachkräfte bemühen als früher
In einem kurzen Eröffnungstalk boten DI Jochen Berrens (Borealis Polyolefine GmbH) und Mag. Margit Bencic (MIC Customs Solutions) Einblicke in die Perspektive von international agierenden Unternehmen: Noch finde man die Fachkräfte in der Region, „aber man muss sich mehr bemühen als früher”, bemerkte Bencic, während Berrens vor allem betont, dass „wenn die Leute von außen nicht auch sozial hier landen, dann wird es schwierig, sie zu binden”.
Kreativitäts-Support statt Planung und Bürokratie
Danach legte Univ.-Prof. Dr. Bruno Buchberger seine Finger in die offenen und versteckten Wunden von Oberösterreichs Selbstverständnis: Um zu einer jungen, vibrierenden und kreativen Region zu werden, müsse Oberösterreich sich ständig neu erfinden und dafür die großen Blockaden, die diese Weiterentwicklung hemmen, über Bord werfen. Buchberger warnte vor Selbstzufriedenheit und forderte mehr globale Orientierung sowie anstelle von zu viel Planung und Bürokratie mehr Kreativitäts-Support und dem Zulassen von überraschenden Entwicklungen. „Wir dürfen uns nicht auf jeden Trend setzen, sondern müssen das Entstehen einer kreativen Szene begünstigen, die unsere eigenen Trends erfindet”, so Buchbergers Anliegen.
Oberösterreich vernetzen
Buchberger präsentierte aber auch seine Vision für ein zukünftiges Oberösterreich, die auf drei Punkten basiert: Neben der Oberösterreich bereits durchlaufenden Ost-West-Achse müsse eine Nord-Süd Achse entstehen und das Land so zu einem Kreuzungspunkt werden. Die Regionen Linz — Wels — Steyr und das Gebiet um Hagenberg müssten stärker vernetzt werden, um so einen international konkurrenzfähigen urbanen Raum mit 300.000 Menschen bilden zu können. Außerdem sollte die integrierende Kraft der Donau genutzt werden, um diese neue urbane Region mit anderen Gebieten entlang des Flusses zu vernetzen. „Wenn wir die Frage, ob Oberösterreich für die Jugend der Welt attraktiv ist, in einigen Jahren positiv beantworten können, dann haben wir das Land neu erfunden”, zeigte sich Buchberger überzeugt davon, dass alles möglich ist, wenn man es nur versucht.
Eigene Stärken hervorheben statt die anderer nachzuahmen
Abgerundet wurde die Veranstaltung von einem Podiumsgespräch, in dem nach den Gründen für junge Talente und Fachkräfte gefragt wurde, nach Oberösterreich zu kommen bzw. hier zu bleiben: Mirlinda Ademi, Studentin der Medizin und Absolventin der Stiftung Talente, unterstrich die Bedeutung von Auslandsaufenthalten, um Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Diese seien „sehr prägend und man kann sich persönlich viel mitnehmen, wenn man sieht wie es woanders abläuft”. Mag. Maximilian Ortner, Greiner Holding AG, berichtete von seiner Zeit in Dallas und dem american way of life. Dieser sei zwar auch sehr attraktiv, aber „wir sollten gar nicht erst versuchen, dieses System zu übernehmen, wir haben unsere eigenen Stärken”, resümierte er. Mariam Rady, MSc, stammt aus Ägypten und forscht an der JKU — sie merkte an, ihre erste positive Erinnerung an Linz sei das viele „Grün” gewesen. Sie hält es für wichtig, dass sich der „urbane und der ländliche Raum umarmen” so könne das Positive aus beiden Bereichen übernommen werden. Der aus Südafrika stammende Uwe-Franz Tinhof, Conrad Electronics Linz, merkte noch an, dass man auch die Familien der Fachkräfte im Blick behalten müsse: „Für meine Frau und meine Kinder war die Integration viel schwieriger als für mich, weil ich am Arbeitsplatz sehr rasch überall eingebunden war”. Ein attraktiver urbaner Lebensstil sei einfach ein „all-inclusive Paket”, bei dem alle Bereiche wichtig seien.