Am 15. Jän­ner 2025 lud der Oberöster­re­ichis­che Senioren­bund gemein­sam mit der Acad­e­mia Supe­ri­or zu ein­er Ver­anstal­tung unter dem Titel „Kün­stliche Intel­li­genz: Der neue Helfer im Alter?“ in Linz ein. Über 100 Mit­glieder des Senioren­bun­des fol­gten der Ein­ladung und zeigten damit großes Inter­esse an einem The­ma, das zunehmend unseren All­t­ag bee­in­flusst. Im Mit­telpunkt standen die Chan­cen und Her­aus­forderun­gen, die Kün­stliche Intel­li­genz (KI) ins­beson­dere für ältere Men­schen mit sich bringt.

Bere­its zu Beginn machte LH-Stv.in Mag.a Chris­tine Haber­lan­der, Obfrau der Acad­e­mia Supe­ri­or, deut­lich, dass dig­i­tale Tech­nolo­gien längst im All­t­ag der älteren Gen­er­a­tion angekom­men sind. Die präsen­tierte Umfrage unter 635 Mit­gliedern des OÖ Senioren­bun­des zeigte ein­drucksvolle Zahlen: Fast alle Befragten nutzen ein Smart­phone, viele sog­ar täglich. Diese Entwick­lung sei ein Beleg dafür, dass ältere Men­schen bere­it sind, sich mit neuen Tech­nolo­gien auseinanderzusetzen.

„Die Mit­glieder des Senioren­bun­des zeigen eine grund­sät­zliche Bere­itschaft, sich mit KI auseinan­derzuset­zen. Pos­i­tive Erfahrun­gen helfen, Vor­be­halte abzubauen.“ — Chris­tine Haberlander

Trotz der zunehmenden Dig­i­tal­isierung bleibt eine gewisse Skep­sis gegenüber Kün­stlich­er Intel­li­genz beste­hen. Vor allem fehlen­des Wis­sen und Daten­schutzbe­denken stellen für viele Senior:innen Hür­den dar. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in der Umfrage wider, wie Haber­lan­der betonte. Sie plädierte dafür, die Chan­cen von KI sicht­bar­er zu machen, um beste­hende Vor­be­halte abzubauen.

LH a.D. Dr. Josef Pühringer, Lan­des­ob­mann des OÖ Senioren­bun­des, ging in seinem Beitrag darauf ein, wie KI den All­t­ag erle­ichtern könne – ins­beson­dere in den Bere­ichen Gesund­heitsvor­sorge, Kom­mu­nika­tion und All­t­ag­sor­gan­i­sa­tion. Gle­ichzeit­ig mah­nte er, dass der men­schliche Kon­takt dabei nicht ver­loren gehen dürfe.

„KI kann helfen, den All­t­ag zu erle­ichtern, darf aber nie men­schliche Nähe erset­zen.“ ‑Josef Pühringer

Pühringer hob her­vor, dass ältere Men­schen bei der Nutzung dig­i­taler Anwen­dun­gen wie E‑Government oder der elek­tro­n­is­chen Gesund­heit­sak­te (ELGA) häu­fig auf Bar­ri­eren stoßen. Diese kön­nten durch gezielte Unter­stützungs­maß­nah­men abge­baut wer­den. Er plädierte für die Schaf­fung analoger Alter­na­tiv­en, um auch jenen Men­schen den Zugang zu behördlichen Dien­stleis­tun­gen zu ermöglichen, die weniger dig­i­tal affin sind.

„In den kom­menden 10 Jahren gilt es, neben Dig­i­tal­isierung und kün­stlich­er Intel­li­genz auch noch eine analoge Welt zu haben.“ ‑Josef Pühringer

Die Bedeu­tung von Kün­stlich­er Intel­li­genz im Gesund­heitswe­sen stellte Univ.-Prof. Dr. Matthias Fink von der Johannes Kepler Uni­ver­sität Linz und der Greno­ble Ecole de Man­age­ment her­aus. Er zeigte auf, wie KI dazu beitra­gen kann, Diag­nosen präzis­er zu stellen und den Zugang zu Gesund­heit­sleis­tun­gen zu verbessern. Ger­ade in ländlichen Regio­nen könne KI eine wichtige Rolle spie­len, um spezial­isierte medi­zinis­che Ver­sorgung zu gewährleisten.

„KI kann Diag­nosen präzis­er machen und den Zugang zu Gesund­heit­sleis­tun­gen verbessern.“ — Matthias Fink

Auch im Bil­dungs­bere­ich sieht Fink große Poten­ziale. Per­son­al­isierte Lern­plat­tfor­men, die sich an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anpassen, kön­nten die Bil­dungschan­cen nach­haltig verbessern. Gle­ichzeit­ig betonte er, dass es klare ethis­che Rah­menbe­din­gun­gen brauche, um den Ein­satz von KI ver­ant­wor­tungsvoll zu gestalten.

„Nicht die Tech­nolo­gie selb­st ist das Prob­lem, son­dern die Akzep­tanz und die poli­tis­chen Rah­menbe­din­gun­gen.” — Matthias Fink

Ein weit­er­er Impuls kam von Patrick Reisinger, der die „Dig­i­tale Kom­pe­ten­zof­fen­sive für Öster­re­ich“ vorstellte. Dieses Pro­gramm zielt darauf ab, dig­i­tale Ken­nt­nisse bre­it­er Bevölkerungss­chicht­en durch über 4.500 kosten­lose Work­shops zu fördern. Das Ange­bot richtet sich beson­ders an dig­i­tale Einsteiger:innen und umfasst The­men wie dig­i­tale Amtswege, Senior:innenbildung, KI-Nutzung und Internetsicherheit.

„Das Inter­esse, mehr über KI zu ler­nen, ist da. Doch es braucht nieder­schwellige Ange­bote, um dieses Wis­sen zu ver­mit­teln.“- Patrick Reisinger

Reisinger machte deut­lich, dass dig­i­tale Kom­pe­ten­zen ein wesentlich­er Schlüs­sel zur Teil­habe in der mod­er­nen Gesellschaft sind. Er ver­wies auf aktuelle Dat­en zur Nutzung von KI-Tools, die zeigen, dass trotz wach­sender Neugierde viele Men­schen noch zögern, diese Tech­nolo­gien aktiv zu nutzen. Ger­ade bei älteren Men­schen sei es wichtig, Äng­ste abzubauen und Ver­trauen in dig­i­tale Lösun­gen zu stärken.

Die Ver­anstal­tung machte deut­lich, dass Kün­stliche Intel­li­genz nicht nur tech­nol­o­gis­che, son­dern auch gesellschaftliche Fra­gen aufwirft. Wie kann KI sin­nvoll in den All­t­ag inte­gri­ert wer­den, ohne dass bes­timmte Bevölkerungs­grup­pen zurück­ge­lassen wer­den? Wie schaf­fen wir es, die Vorteile von KI sicht­bar zu machen, ohne die Risiken zu ver­nach­läs­si­gen? Diese Fra­gen wur­den in der anschließen­den Diskus­sion leb­haft erörtert.

„Chan­cen und Risiken zu erken­nen, ist wesentlich für den Umgang mit KI. Dafür benötigt es sichere und zukun­ft­sori­en­tierte Rah­menbe­din­gun­gen.“ — Chris­tine Haberlander

Ein zen­trales Anliegen der Ver­anstal­tung war die Forderung nach mehr gesellschaftlichem Dia­log und geset­zlich­er Reg­ulierung. Mehr als zwei Drit­tel der Befragten sprachen sich für klare Vor­gaben beim Ein­satz von KI aus, ins­beson­dere hin­sichtlich Daten­schutz und Trans­parenz. Diese Forderung wurde von mehreren Redner:innen unter­stützt, die beton­ten, dass es poli­tis­ch­er Rah­menbe­din­gun­gen bedarf, um die Akzep­tanz von KI zu fördern

„Europa, Öster­re­ich und Oberöster­re­ich soll­ten mehr in KI investieren, um inter­na­tion­al nicht zurück­z­u­fall­en.“ — Matthias Fink

Die Diskus­sion zeigte, dass viele ältere Men­schen bere­it sind, sich mit dig­i­tal­en The­men auseinan­derzuset­zen, sofern diese klar und ver­ständlich ver­mit­telt wer­den. Pro­jek­te wie die Grün­dung der oberöster­re­ichis­chen NXAI GmbH sind ein Beispiel dafür, wie inno­v­a­tive Ansätze in der Region vor­angetrieben wer­den können.

Abschließend betonte Pühringer die Bedeu­tung eines aus­ge­wo­ge­nen Über­gangs in das dig­i­tale Zeital­ter. Trotz aller Fortschritte dürfe der Men­sch nicht hin­ter der Tech­nolo­gie zurückbleiben.

„KI kann den All­t­ag erle­ichtern, aber men­schliche Nähe bleibt unverzicht­bar. Wer alt wer­den will, muss neugierig bleiben – auch in ein­er dig­i­tal­en Welt.“ — Josef Pühringer

Fazit: Impulse für die Zukunft

Die Ver­anstal­tung verdeut­lichte, dass ältere Men­schen offen für tech­nol­o­gis­che Inno­va­tio­nen sind, wenn diese nachvol­lziehbar und sich­er gestal­tet wer­den. Die Ergeb­nisse der Umfrage und die vorgestell­ten Ini­tia­tiv­en liefern wichtige Impulse für den gesellschaftlichen Dia­log über KI. Die Acad­e­mia Supe­ri­or sieht darin eine Bestä­ti­gung, diesen Diskurs weit­er zu inten­sivieren und Lösun­gen für Poli­tik und Gesellschaft zu entwickeln.