Jugend für Technik begeistern
Es gehört heute zum Lebensalltag, von High-Tech Produkten umgeben zu sein. Es gibt kaum noch jemanden, der kein Smartphone in der Tasche trägt oder dessen neues Auto nicht moderne Technologien in sich versammelt. Die voranschreitende Digitalisierung und das Schlagwort Industrie 4.0 zeigen uns bereits heute, wo die Arbeitsplätze der Zukunft liegen werden: in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Genau in diesen Feldern werden wir, wenn unsere Betriebe bei den Zukunftstechnologien mitmischen sollen, gut ausgebildete Frauen und Männer brauchen.
11.000 freie MINT-Stellen im Jahr 2020 in Oberösterreich
Der oberösterreichische Fachkräftemonitor prognostiziert, dass wir in nur fünf Jahren einen Mangel von 11.000 MINT-Fachkräften in Oberösterreich haben werden. Anders gesagt: 11.000 vorhandene Arbeitsplätze werden von den Betrieben nicht besetzt werden können, weil es nicht genügend Technikerinnen und Techniker geben wird.
Aber wie kann die Jugend noch stärker für technische und naturwissenschaftliche Berufe begeistert werden? Obmann Dr. Michael Strugl empfahl in der Diskussion an drei Punkten verstärkt anzusetzen: „Erstens müssen wir unser eigenes Potenzial besser ausschöpfen und z.B. Frauen mehr für Technikberufe begeistern. Zweitens sollten wir dringend in den Lehrplänen – von der Volksschule bis zur Universität – einiges neu denken. Und drittens sollten wir auch versuchen, mehr Talente aus dem Ausland nach Oberösterreich zu holen“.
Bildungsbereich neu denken
Bei einem Punkt waren sich die Experten am Podium einig: die Bedeutung der Bildungseinrichtungen und der Lehrkräfte für die spätere Berufswahl der Kinder kann nicht überschätzt werden. Demensprechend auch Dr. Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ, dazu: „Unser bester Hebel ist, wenn wir bereits bei der frühkindlichen Bildung ansetzen und möglichst früh das Interesse an der Technik wecken.“ Auch der Physiker Dr. Erich Gornik betonte: „Der Schlüssel liegt in der besseren Ausbildung und Ausstattung der Lehrkräfte in MINT-Fächern. Nur wenn wir begeisterungsfähige Lehrerinnen und Lehrer haben, können sie bei den Kindern das Interesse für ihr Fach wecken“.
Corporate Educational Responsibility stärken
Aber auch die Unternehmen selbst sollten nicht aus der Verantwortung genommen werden. Dipl.-Kfm. Curt Michael Stoll, stv. Aufsichtsratsvorsitzender der weltweit im Automatisierungsbereich tätigen Festo AG, brachte den Begriff der „Corporate Educational Responsibility“ in die Diskussion ein: „Wir nehmen bei uns im Unternehmen unsere ‚Corporate Educational Responsibility‘ sehr ernst und initiieren Projekte, in denen unsere Technikerinnen und Techniker mit Jugendlichen zusammenarbeiten. Das bringt die Jugendlichen zum Thema Technik und gleichzeitig wecken wir ihr Interesse an einer Mitarbeit in unserem Unternehmen“, erklärte Stoll.
Aus einer stärkeren Kooperation von Unternehmen und Bildungseinrichtungen – etwa bei spezifischen Projekten oder bei der Förderung des Unterrichts – könnte eine win-win Situation entstehen.
Der Jugend Visionen ermöglichen
Catharina Paukner, PhD., die in Cambridge an der Produktion von Graphen, einem der Werkstoffe der Zukunft, arbeitet, bemerkte auch, dass man „junge Leute mit inspirierenden Menschen zusammenbringen muss. Dann wird ihr Interesse an Naturwissenschaft und Technik automatisch geweckt”. Ähnliches wünschte sich auch Landesschulinspektor HR Mag. Günther Vormayr: „Die Industrie und die Wissenschaft sollten nicht immer nur betonen, was alles technisch schon möglich ist, sondern noch viel mehr sagen, was wir noch nicht können und woran gerade geforscht wird. Die Kinder müssen hören, dass wir sie dazu brauchen, um genau diese Visionen der Zukunft zu realisieren. Ihr Interesse wecken wir nur, wenn ihnen die Möglichkeit geboten wird, das zu schaffen, was wir heute noch nicht können“.