Jesus Crespo Cuaresma ist Universitätsprofessor für Makroökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. In seinen wissenschaftlichen Studien widmet sich Jesus Crespo Cuaresma verschiedenen Gebieten der empirischen Makroökonomik, unter anderem der Geld- und Fiskalpolitik, der Wechselkursmodellierung und dem Wirtschaftswachstum. Er ist wissenschaftlicher Konsulent der Weltbank, der Österreichischen Nationalbank und des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).
Jesus Crespo Cuaresma beschäftigt sich mit sozio-ökonomischen Meta-Modellen, also Modellen, die Unschärfen individueller Modelle mit einbeziehen. Sie sollen genauere Vorhersagen ermöglichen und letztlich konkrete Anwendungsstrategien produzieren.
Inwieweit kann aber die Welt in Modellen erfasst werden und wo liegen die Grenzen der Abstraktion? Und welche Messlatten verwenden wir zur Erhebung von Faktoren wie Wohlstand und Zufriedenheit?
Meta-Modelle, die Risiken diversifizieren
Der Ökonometriker erforscht die Unsicherheit der wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen, um das Verständnis von ihnen und schließlich die Fähigkeit, sie vorherzusagen, zu verbessern. „Ich glaube die Wirtschaftswissenschaften werden sich in Richtung Meta-Modelle bewegen, so dass man viele potenzielle Welten konstruieren kann, anstatt nur einer, die auf einem einzigen Set an Annahmen beruht.” Auf diese Weise helfe man der Wirtschaftswissenschaft, das Risiko zu diversifizieren.
Wie entsteht Demokratie?
Was den Ökonomen überrascht ist die politische Debatte in Nordafrika. Er arbeitete bereits zum Thema der Auswirkungen der Interaktion zwischen demografischem Wandel und Bildungsniveau auf den Prozess der politischen Demokratisierung. „Wir erstellten Modelle, die erklärten, wie ein Rückgang der Fruchtbarkeit und ein Anstieg der Bildung die Nachfrage nach demokratischen Regimen erhöhen.” Dabei interessierte die Forscher die Frage, welche Art von langfristigen demografischen und pädagogischen Prozessen zu Konflikten führt, die erfolgreich zur Schaffung einer Demokratie beitragen, im Gegensatz zu solechen, die in Bürgerkriegen enden.
Mangel an positiven Überraschungen
„Was die Wirtschaft betrifft ist meine große Überraschung der Mangel an Überraschungen — an positiven Überraschungen — als Antwort auf die globale Krise und die weltweite Rezession.” So dachte Crespo Cuaresma am Anfang der Krise, es würde zu einer umfassenden Diskussion über die Notwendigkeit einer besseren Regulierung der Märkte kommen. „Ich erwartete ein großes Interesse an der Schaffung einer Art optimaler Regulierung in Europa und dass uns das Thema für viele Jahre beschäftigen würde. Jetzt ist es vier Jahre später, und ich sehe nichts davon.” Dabei befürchtet er vor allem, dass die Dinge nun aufgrund fehlenden frühzeitigen Handelns außer Kontrolle geraten.
Die Grenzen der Abstraktion
Allgemein bemängelt der Ökonom, dass die Leute und Entscheidungsträgerinnen und ‑träger die Grenzen der Wissenschaft und der Abstraktion zu wenig akzeptieren, was mitunter dazu führt, Entscheidungen auf falschen Grundlagen getroffen werden.
Welche Metriken wollen wir im Fortschritt betonen?
Für die ACADEMIA SUPERIOR schlägt Crespo Cuaresma vor, ein ökonomisches Modell zu entwickeln, das die Metriken identifiziert, die Oberösterreich im Fortschritt betonen möchte. „Wir könnten über Steuerung sprechen. Wir könnten das System für Vertrauen optimieren. Alles, was Oberösterreich machen müsste, wäre zu entscheiden, welche drei oder vier Dimensionen es optimieren möchte. Ist es mehr Wirtschaftswachstum? Mehr sozialer Zusammenhalt? Wenn man die gewünschten Werte kennt, die man optimieren möchte, könnten wir die politischen Instrumente liefern, die sagen, hier sind die Wege, es zu tun.”
Zur Person
Professor für Makroökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien
Spezialisiert auf empirische Forschung
Mitglied bei IIASA (International Institute for Applied Systems Analysis)
Berater wichtiger Institutionen wie der OeNB, WIFO, OECD, African Development Bank und der World Bank
Link zur Homepage von Jesus Crespo Cuaresmo: www.wu.ac.at/vw1/m/crespo