Wenn wir in Zukunft ein Innovation Leader sein wollen, dann müssen wir vor allem schneller werden, erklärt Markus Manz, Geschäftsführer des Hightech Inkubators tech2b. Alle nötigen Fördermaßnahmen dafür gibt es schon, sie müssen aber noch besser abgestimmt und serviceorientierter werden und es muss mehr Output-Orientierung in der Forschung entstehen.
Vom Innovation Follower zum Innovation Leader?
Oberösterreich und Österreich würden gerne zu noch innovativeren Wirtschaftsstandorten werden und von der Staatengruppe der „Innovation Follower“ zur Gruppe der „Innovation Leader“ aufsteigen. So das erklärte Ziel der Politik (siehe z.B. die FTI-Strategie der Bundesregierung). De-facto fällt Österreich jedoch, im Vergleich zu den anderen EU-Staaten, in den letzten Jahren immer weiter zurück.
Dass das Generieren von Innovationen nichts mit der Größe eines Standortes zu tun hat, zeigen Top-Innovatoren wie Schweden, Dänemark oder Finnland vor. Und auch Israel, eine der globalen Innovations-Hochburgen, ist bezüglich der Bevölkerungsgröße mit Österreich vergleichbar.
Wir könnten, wenn wir nur wollten
Was sind also die wesentlichen Gründe dafür, dass Österreich (und Oberösterreich) relativ gesehen zurückfallen? Fehlende Förderungen? Zu wenig Geld? Schlechte Ingenieure und Universitäten? Die Antwort lautet: Nein.
Prinzipiell ist die Landschaft zur Innovations- und Forschungsförderung im Land gut aufgestellt und alles Nötige vorhanden (oft auch doppelt, aber dazu später). Fehlendes Kapital wird manchmal bemängelt, aber in Wirklichkeit ist das nicht der Schlüssel zum Erfolg. Und Österreichs Technikerinnen und Techniker sowie die Forschung an unseren Hochschulen sind absolute Weltklasse.
Die drei wesentlichen Ansatzpunkte, um das Innovationssystem in Österreich zu optimieren, lauten:
- Stärkere Output-Orientierung in der Forschung
- Höhere (Innovations-)Geschwindigkeit in den Unternehmen
- Noch mehr Service-Orientierung in der Innovationsförderungs-Landschaft
Output-Orientierung in die Köpfe der Forscherinnen und Forscher bringen
Forschung an den Universitäten um der Forschung willen klingt schön. Aber wenn Wissenschafter und Wissenschafterinnen nicht sagen können, bzw. nicht darüber nachdenken wollen, wozu ihre Forschung lang‑, mittel- oder kurzfristig gut sein könnte, dann ist sie weitgehend Selbstzweck und viel zu oft ohne Bedeutung für uns. Innovative Ideen gehen zu oft verloren, weil sich die Wissenschaft nicht darüber Gedanken machen will, wie sie ihre Ideen außerhalb ihrer Zirkel weitergeben könnte und wie ihre Forschung das Leben von Menschen konkret verbessern könnte.
Die Forschung an Österreichs Hochschulen gehört durchaus zur Weltklasse, aber an einer Umsetzung der Forschungsergebnisse in neue „Produkte“ mangelt es. Dabei werden nur Ideen, die auch umgesetzt werden, zu einer Innovation. Und Innovationen kommen bei uns nur bei den Menschen an, wenn sie auf dem Markt realisiert werden. Der höhere universitäre Unternehmensgründungs-Output in den Innovation Leader-Ländern zeigt, dass die Output-Orientierung der Wissenschaft und der Studierenden zentral für das Vorantreiben von Innovation ist.
Geschwindigkeit in die Köpfe der Managerinnen und Manager bringen
Forschung und Entwicklung findet vor allem auch in bereits bestehenden Unternehmen statt. Österreichs Unternehmen sind oft Hidden Champions – also Weltmarkführer in ihrem Bereich, auch wenn manche weniger bekannt sind. Aber da hört es leider zu oft auf. Es wird geforscht. Viel geforscht und viel Geld ausgegeben. Aber man bleibt üblicherweise im eigenen Kerngeschäft und arbeitet konzentriert an der langsamen und kontinuierlichen (inkrementellen) Weiterentwicklung der Prozesse und Produkte.
Die global vernetzte Wirtschaft innoviert aber immer schneller und schneller. Wer zu langsam ist, wird bald von anderen abgelöst. Schnelle Innovation bedeutet heute oft auch radikale Innovation –eine Innovation, die grundlegend anders ist als bisher Dagewesenes – die neue Wege aufzeigt und Möglichkeiten bietet.
Aber eines ist beinahe sicher: radikale Innovationen entstehen sehr selten im internen Entwicklungsprozess bereits bestehender Unternehmen. Es braucht Freiraum und daher fast immer eine neue Entität, um eine radikal neue Idee zu realisieren.
Die Wirtschaft in vielen Ländern hat dies auch erkannt. Corporate-Spin-Offs lautet hier das Schlagwort. Hierbei statten etablierte Unternehmen neue Ideen, die im Unternehmen entstanden sind und nicht zum Kerngeschäft gehören, mit Kapital aus und pflanzen so einen Samen, aus dem vielleicht die nächste große Innovation entsteht.
Auf diese Weise entstehen neuerdings viele Innovationen in USA, Skandinavien oder Israel. In den Köpfen der heimischen Unternehmensführerinnen und ‑führer ist diese Möglichkeit aber noch kaum verankert.
Service-Orientierung in die Köpfe der Fördererinnen und Förderer bringen
Die dritte Säule, die für unseren Weg zum Innovation Leader von grundlegender Bedeutung sein wird, liegt in der besseren Aufstellung und Service-Orientierung der institutionellen Player in der Unternehmens- und Innovationsförderungslandschaft.
Die einzelnen Stellen müssen innovationskettenorientiert und transparent aufgestellt werden. Nur so wird gewährleistet, dass alle Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Gründerinnen und Gründer – egal in welchem Stadium des Innovationsprozesses sie sich gerade befinden – wissen, an welche Stelle sie sich wenden können, um die richtige Unterstützung zu erhalten.
Ideal wäre hier ein „One-face-to-the-customer-Prinzip“, also eine Anlaufstelle, die jeden rasch an die richtige nächste Stelle weitervermittelt. Denn derzeit braucht man noch zu lange um an die relevanten Informationen zu kommen.
Hierzu braucht es vor allem auch eines: den politischen Willen, um die Strukturen systemisch zu betrachten und Doppelstrukturen zu bereinigen. Auch Stellen, die schon seit Jahren bestehen aber ihren ursprünglichen Sinn bereits verloren haben, müssten identifiziert und ihnen neue Aufgaben zugeteilt werden.
Wenn nichts geschieht, fallen wir weiter zurück
Eines wird in einigen Jahren viele Leute überraschen: wenn wir nicht bald die drei Punkte Geschwindigkeit, Output- und Service-Orientierung angehen, werden wir in den Innovations-Rankings noch stärker und noch schneller zurückfallen als viele es sich heute vorstellen können.
Zur Person
Mag. Markus Manz ist Geschäftsführer des oberösterreichischen Hightech-Inkubators tech2b. Nach einer Tätigkeit im Innovationsmanagement in einem Unternehmen wechselte er im Jahr 2006 in den Innovationsbereich des Landes OÖ. Zunächst war er in der CATT Innovation Management GmbH und zwischen 2010 und 2013 als Leiter des Umwelttechnik-Clusters OÖ und des Netzwerks Ressourcen- und Energieeffizienz tätig. Außerdem ist er Lektor an mehreren Fachhochschulen im Bereich Wissensmanagement.
Er ist einer der Experten, die im Rahmen von Zukunft 5.0 ihre Ideen einbringen und die Zukunft mitgestalten.