Beim Philosophicum Lech sprach Beiratsmitglied Prof. Rudolf Taschner zur Berechnung des Zufalls und der Entdeckung von Glück. Dabei näherte er sich über die Reduktion vom Dasein auf das Spiel und vom Schicksal auf den Zufall mathematisch dem Thema Glück und verriet was es mit dem Glücksspiel auf sich hat.
Die Theorie des Spielens
„Beim Spielen erkennt man Charakterzüge, spielen ist demaskierend”, weiß Taschner, der dem hominus lupus großen Spieleifer zuschreibt. Ein Spiel ist der Mathematik zugänglich, es hat einen klaren Beginn und ein Ende und ist beliebig wiederholbar. Mathematiker analysieren nun im deterministischen Spiel das Dasein.
Beim echten Glücksspiel sind alle Eigenschaften des Spiels unwichtig, es zählt nur das Glück, also wie der Zufall läuft. In frühen Zeiten wurde dieser Zufall im Spiel als Schicksal interpretiert, so zum Beispiel um die Gunst der Götter zu eruieren.
„Das Schicksal ist unberechenbar”
Es ist nun der Trick der Mathematik, den Zufall als Bedingung der Anwendbarkeit von Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu definieren. Mächtige Theorien haben sich rund um die Wahrscheinlichkeit bei Dingen entwickelt, die mit großen Zahlen umgehen, so zum Beispiel Rückrechnungen und Hochrechnen von Versicherungen, Quoten, Risiken. „Das Schicksal ist unberechenbar, nur beim Zufall können wir rechnen” resümiert der Mathematiker. So ist es beispielsweise aus der Sicht eines Krankenhauses Zufall, wer krank wird, für jede und jeden einzelnen allerdings ist es Schicksal.
„Luck” versus „Happiness”
Im Sinne des englischen Wortes „luck” geht es beim Glücksspiel also um Zufälle. In diesem Sinn macht Geld tatsächlich glücklich, da die Aussage des Gegenteils der „Trost der Armen” sei, meint Taschner humorvoll. Glück im Spiel ist demnach nun die Freude darüber, gewonnen zu haben. Doch das Spiel ist eben nicht das Dasein.
„Das Gesetz der großen Zahl ist mathematisch sicher”
„Wer reich werden will braucht einen Würfel, am Anfang eine Bank und viele spielfreudige Menschen” rechnet Taschner vor. „Wenn man jemandem bei einem Einsatz von 100 Euro pro Spiel 500 Euro gibt, wenn er eine Sechs würfelt, kann man nur verdienen.” Bei sechs Millionen SpielerInnen 50 Millionen Euro” witzelt er, „der Rest sind Steuern, und das ist auch gut so”. Der Betreiber eines Casinos ist demnach nicht Glücksspieler sondern Falschspieler. Er hat somit auch nicht Glück sondern gewinnt mit absoluter mathematischer Sicherheit. Das ist das Modell, mit dem Casinos, Versicherungen und Finanzmärkte arbeiten.
Verspekulierte Zukunft
„Wir spekulieren immer mit der Zukunft, aber die Zukunft ist unberechenbar”. Die großen Spekulanten spielen hier also tatsächlich Schicksal.
Wie man beim Glücksspiel glücklich wird
Trotz allem, den Tipp zu geben nie zu spielen wäre moralisierend und falsch. So fasst Taschner drei Regeln zusammen, wie man beim Glücksspiel glücklich werden kann: die erste Regel heißt „weine nicht”. Geld beim Glücksspiel ist von vorne herein verbranntes Geld. „Man soll spielen, weil einen das Spiel erfreut, nicht wegen des Geldes” verweist er noch einmal auf den Unterschied zwischen luck und happiness. Die zweite Regel ist „aufhören können” und das Glück, also die Freude am Spiel, nicht zu oft zu genießen. Schließlich die dritte Regel, „nicht neidisch sein”, denn „man nimmt immer nur das Glück wahr, nicht das Risiko”.
Glück am Dasein
Taschner zieht eine klare Linie zwischen dem Dasein als existentiell einmalig, ohne absehbares Ende und das absehbare, wiederholbare Spiel. Das Glück, wonach wir als Menschen streben ist nicht das Glück im Spiel sondern das Glück im Dasein. Das aber kann mathematisch nicht erklärt werden.
Weiter Eindrücke vom Philosophicum in Zitaten und Gedanken
Wer das Glück jagt, wir es nicht finden. Wer es sucht, hat bessere Chancen.
Glück ist kein sinnvolles Lebensziel.
Das Glück ist in einer säkularen Gesellschaft das, was übrig bleibt, wenn alle anderen Sinnstiftungsmodelle außer Kraft gesetzt worden sind. (Konrad Paul Liessmann)
Das Glück, so Aristoteles, ist das höchste Gut, nach dem wir streben. Es ist das letzte Ziel unseres Daseins, dasjenige, das wir um seiner selbst willen anstreben. (Konrad Paul Liessmann)
Der Glücksdiskurs hat eine normative Bedeutung bekommen. (Wilhelm Schmid)
Glück ist wichtig, aber wichtiger ist der Sinn. Im Sinn können auch die überleben, die nicht glücklich sind. (Wilhelm Schmid)
Wo finden wir Sinn, wo finden wir Glück? Wer Sinn hat, hat auch Glück. (Wilhelm Schmid)
Die Aufgabe unseres Jahrhunderts ist die Wiederherstellung von Zusammenhängen, von Sinn.