Gerade in der Auseinandersetzung mit zukünftigen Herausforderungen und der aktiven Gestaltung von individueller und gesellschaftlicher Zukunft kommt dem Thema „Gesundheit” eine besondere Bedeutung zu, trifft es doch jede und jeden unmittelbar und persönlich. Dabei ist die Sachlage hier äußerst paradox: Obwohl breites Wissen darüber herrscht, was einen gesunden Lebensstil ausmacht, verhält sich nur ein Bruchteil der Bevölkerung danach. Die Herausforderung in der präventiven Gesundheitsförderung liegt damit nicht so sehr in der Streuung von Information sondern in der Förderung der Änderungsbereitschaft, also des aktiven Handelns einer breiten Bevölkerung.
Mit den drei „Fs”: „Feet, forks, and fingers” – also Füße (Bewegung), Gabel (Ernährung) und Finger (Finger weg von … Zigaretten und anderen schädlichen Substanzen) – hat es David Katz im Surprise Factors Symposium 2011 schlicht auf den Punkt gebracht. Gesunde, ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität und kein Zigarettenkonsum reduziert die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer schweren chronischen Erkrankung um 80%.
Um herauszufinden, wie der Gesundheitszustand in Oberösterreich durch Ernährung und Bewegung gezielt verbessert werden kann und welche gezielten Maßnahmen und Möglichkeiten es gäbe, Oberösterreich als Modellregion für Public Health zu etablieren, hat ACADEMIA SUPERIOR beim Institut für Sozialmedizin, Zentrum für Public Health der Medizinische Universität Wien eine Studie in Auftrag gegeben.
Der vorliegende Bericht widmet sich den Gesundheitspotentialen der oberösterreichischen Bevölkerung die sich aus Bewegungsverhalten und Ernährungsverhalten ergeben. Das Land Oberösterreich hat im Februar 2012 seine neuen Gesundheitsziele für den Zeitraum 2011 bis 2020 präsentiert. Die Ergebnisse zur ernährungs- und bewegungsassoziierten Gesundheit dieses Berichts sollen einen Beitrag zur Diskussion der Erreichung der neuen Gesundheitsziele in Oberösterreich bieten.
Ziel dieses Berichts ist es dabei einen umfassenden Status Quo des aktuellen Gesundheitszustandes der oberösterreichischen Bevölkerung darzustellen, der Rückschlüsse auf Erkrankungen zulässt, die durch Bewegung und Ernährung nachweislich beeinflussbar sind. Hierzu wurde sowohl die Häufigkeit des derzeitigen Auftretens von Erkrankungen, als auch die Beschreibung der Mortalitätsstatistiken vorgenommen. Daraus sollen in Folge konkrete Maßnahmen abgeleitet werden, um den Menschen ein selbstbestimmtes, gesundes Leben zu ermöglichen.
Für diesen Bericht wurden zum einen neue Originaldaten generiert, zum anderen bereits vorhandene Datensätze anhand ernährungs- und bewegungsassoziierter Fragestellungen erstmalig in diesem Umfang ausgewertet. Unter anderem wurden etwa große Datensätze aus der schulärztlichen Untersuchung mit einbezogen. Zudem wurden Daten, die für Gesamtösterreich zur Verfügung stehen erstmalig zur Standortbestimmung Oberösterreich herangezogen und in Bezug zu den anderen Bundesländern analysiert.
Kernstück des Berichtes ist die im Sommer 2012 erfolgte repräsentative Erhebung in der oberösterreichischen Bevölkerung zum derzeitigen Bewegungs- und Ernährungsverhalten. Ausgewertet wurde zudem nach den unterschiedlichen oberösterreichischen Versorgungsregionen, was gute Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen Stadt und Land zulässt aber auch Regionen hervorhebt, in denen der Handlungsbedarf besonders groß ist. Einzigartig ist zudem die Messung der Veränderungsbereitschaft der oberösterreichischen Bevölkerung die mit in die Studie aufgenommen wurde. So wurde die Bereitschaft zur Lebensstilmodifikation bezüglich der Faktoren körperlicher Aktivität, Ernährung und Körpergewichtskontrolle in der Oberösterreichischen Bevölkerung erfasst. Theoretische Grundlage stellte das Transtheoretische Modell nach Prochaska und DiClemente und die darin enthaltenen Stages of Change (SOC) dar. Durch die Klassifizierung anhand dieser Stufen kann herausgefunden werden, wie wahrscheinlich eine Umstellung des Lebensstils stattfindet. Dies liefert wertvolle Ansätze für die weitere Maßnahmenplanung, die dann noch besser auf Zielgruppen zugeschnitten werden kann.
Ein weiterer Schwerpunkt dieses Berichts liegt im Thema Kindergesundheit und Gesundheit von Jugendlichen. Ziel war es, durch die Aufnahme der Auswertung der schulärztlichen Untersuchung des Schuljahres 2011/12 aus den Daten der 14.938 Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 6 und 16 Jahren Hinweise zur ernährungs- und bewegungsassoziierten Gesundheit, zu erhalten. Hierzu wurden beispielsweise Body Mass Index, Sportverhalten außerhalb der Schule und Zahngesundheit untersucht.