Wohin entwick­elt sich unsere Zivilge­sellschaft? Und welche Ver­ant­wor­tung kommt dabei human­itären Organ­i­sa­tio­nen wie dem Roten Kreuz zu? Zu den „Fra­gen an die Zukun­ft” im Bere­ich der Zivilge­sellschaft geht es in zwei Fokus­grup­pen in Koop­er­a­tion mit dem Roten Kreuz Oberöster­re­ich.

Auch bei der zweit­en Fokus­gruppe mit Führungskräften und Ver­ant­wor­tungsträgern aus dem Roten Kreuz waren die Ideen­im­pulse und Fragestel­lun­gen nicht nur vielfältig, son­dern weitreichend.

„Die gute Fee“

Ohne finanzielle, organ­isatorische oder materielle Ein­schränkun­gen liegen den Teilnehmer:innen der Fokus­gruppe beson­ders drei Bere­iche am Herzen:

  • Bil­dung vom Kinder­garten bis zur Universität
  • Pflege (inklu­sive Hospiz)
  • vorauss­chauende Politik

Ins­beson­dere wur­den als Wün­sche oder Zukun­ft­s­the­men das Schließen der Lück­en in der Betreu­ung vul­ner­a­bler Grup­pen genan­nt, Qual­ität und Vari­anten­re­ich­tum der Bil­dungs­land­schaft samt Tal­en­te­förderung, Hos­piz­be­treu­ung für schw­erkranke und ster­bende Men­schen, Chan­cen­gle­ich­heit im Bil­dungssys­tem, Maß­nah­men gegen das Auseinan­derk­laf­fen von arm und reich, ein Rotkreuz-intern­er Think Tank für Zukun­fts­fra­gen, Nach­hil­fe für bedürftige Kinder, ein Zen­trum für die Wer­teen­twick­lung für Kinder und Jugendliche als „Forum Alp­bach für Junge“ und ein Aus­bil­dungss­chub in der Ele­men­tarpäd­a­gogik mit Fokus auf Per­sön­lichkeits­bil­dung der Kinder.

Engagement, Learnings, Werte

Bei den Fra­gen zum The­ma Zivilge­sellschaft drehte sich naturgemäß viel um das The­ma Ehre­namt und die große Frage, wie man (vor allem junge) Men­schen für frei­williges Engage­ment begeis­tert. Weit­ere Fra­gen in diesem The­men­bere­ich gin­gen auf die Verän­derung der Sol­i­dar­ität in der Gesellschaft und die Tat­sache zurück, dass nicht jede:r es sich leis­ten kann, sich ehre­namtlich zu engagieren.

Wie kön­nen wir jedem Men­schen die best­mögliche Bil­dung und Betreu­ung garantieren?

Auch die Learn­ings und Auswirkun­gen der Pan­demie auf das gesellschaftliche Leben und den Zusam­men­halt waren zen­trale Themen.

Wie set­zen wir die soziale Frage im Gegen­satz zu iden­tität­spoli­tis­chen Fra­gen wieder auf die Tage­sor­d­nung? Denn momen­tan scheint es fast so, als wäre es egal, wenn sich jemand das Heizen nicht leis­ten kann, solange die richti­gen Pronomen ver­wen­det werden.

Oft gibt es Diskus­sio­nen darüber, dass die Gesellschaft wer­te­basiert sein soll. Doch welche Werte sind über­haupt wün­schenswert? Diese Frage und mehre Fra­gen zum The­ma Gen­er­a­tio­nen­ver­trag und faire Ressourcenverteilung zwis­chen den Gen­er­a­tio­nen, stell­ten sich die Teilnehmer:innen im Bere­ich der Zukun­ft des Zusammenlebens.

Auszug aus den aufgeworfenen Fragestellungen

Ehrenamt

  • Wie bleibt Frei­willigkeit für Jugendliche attrak­tiv? Wie müssen sich For­men, Struk­turen und Abläufe dazu ändern?
  • Was muss geschehen, damit wir ziviles Engage­ment aus der Selb­stver­ständlichkeits­falle heraushalten?
  • Wie gelingt es, die Ange­botspalette an frei­willi­gen Tätigkeit­en so zu gestal­ten, dass ein Anpassen der Inten­sität an Engage­ment an die jew­eilige Leben­sphase möglich ist?
  • Wie schaf­fen wir es die Sol­i­dar­ität in der Gesellschaft bei wach­sen­dem Indi­vid­u­al­is­mus zu sichern?
  • Was braucht es für ein gelun­ge­nes Vereinsleben?
  • Wie schaf­fen wir eine Kul­tur für aktive Beteiligung?
  • Wie kön­nen wir Freiwillige/Jugendliche für die Organ­i­sa­tion begeistern?
  • Wie find­et man Men­schen die „echte“ Ver­ant­wor­tung übernehmen wollen?
  • Frei­williges Engage­ment muss man sich leis­ten kön­nen. Welche Kon­se­quen­zen hat die zunehmend ungle­iche Einkom­mens- und Ver­mö­gensverteilung auf die Freiwilligkeit?
  • Welche länger­fristi­gen Kon­se­quen­zen hat die steigende Zahl der Einsätze?
  • Wie kön­nen Frei­willi­gen unter­schiedlich­er Hin­ter­gründe (Reli­gion, Inter­essen, Herkun­ft, …) für das Jugen­drotkreuz gewon­nen werden
  • Ist der Trend, dass immer weniger Men­schen zu einem zeit­in­ten­siv­en Engage­ment bere­it sind und eher regelmäßig, aber zeitlich und inhaltlich über­schaubare For­men wählen unumkehrbar?
  • Wie schaf­fen wir es in Zukun­ft Men­schen für die Idee des Roten Kreuzes nach­haltig zu gewin­nen, um eine lebendi­ge Zivilge­sellschaft mitzugestalten?

Betreuung & Bildung

  • Wie schaf­fen wir es einen unbeschränk­ten Zugang zu Bil­dung, Betreu­ung und Pflege, Gesund­heit­sleis­tun­gen zu gewährleisten?
  • Wie bere­it­en wir uns auf die demographis­che Entwick­lung vor (Migra­tion, Österreich)?
  • Wie schaf­fen wir es, allen pflegebedürfti­gen Men­schen, die das wollen und brauchen, eine leist­bare qual­i­ta­tiv hochw­er­tige Betreu­ung zu garantieren?
  • Mit welchen Maß­nah­men kön­nen wir die Bil­dungsver­lier­er unterstützen?
  • Wie bildet man junge Men­schen zeit­gemäß aus? Warum redet nie­mand am Ende der 4. VS von der „Spal­tung der Gesellschaft“?

CoVid-19

  • Wie begeg­nen wir der Diskurs­eskala­tion in den sozialen Medi­en und ihren gesellschaft­spoli­tis­chen Auswirkungen?
  • Es ist keine Frage des Ob, son­dern des Wann bis zur näch­sten Krise. Welche Lehren zieht die verord­nete Gesellschaft vs. Zivilgesellschaft?
  • Kurzfristig: Welche Auswirkun­gen haben die mit der Covid-19-Pan­demie ver­bun­de­nen Begleit­er­schei­n­un­gen auf die Bere­itschaft und die Inten­sität an Engegament?

Umweltschutz

  • Wie schaf­fen wir den Change zum The­ma Klimawandel?

Miteinander

  • Welche Werte, welche Hal­tun­gen sind wün­schenswert? Wer bes­timmt und entwick­elt diese?
  • Wie schaf­fen wir Struk­turen, die uns schneller wer­den lassen?
  • Wie set­zen wir die soziale Frage wieder auf die Tage­sor­d­nung (im Gegen­satz zu iden­tität­spoli­tis­chen Fragen)?
  • Wie schaf­fen wir es, dass zivilge­sellschaftliche Organ­i­sa­tio­nen ver­stärkt und nach­haltig miteinan­der sowie auf Augen­höhe mit dem öffentlichen Sek­tor und der Pri­vatwirtschaft agieren/kooperieren können?
  • Mit welchen Maß­nah­men kön­nen wir dem Trend zur Selb­stop­ti­mierung und Indi­vid­u­al­isierung gegensteuern?
  • Wie ler­nen wir wieder zu disku­tieren, aber auch zwin­gende Schlüsse zu ziehen und Aktio­nen daraus abzuleiten?
  • Wie schaf­fen wir Räume der men­schlichen Begeg­nung abseits virtueller Räume?
  • Für das Funk­tion­ieren der Zivilge­sellschaft ist der Gen­er­a­tio­nen­ver­trag die zen­trale Bedin­gung. Wie entwick­elt sich der Generationenvertrag?
  • Wie müsste ein neuer Gen­er­a­tio­nen­ver­trag zur Bere­it­stel­lung der wichtig­sten öffentlichen Güter ausschauen?