Welche Fragen müssen wir uns jetzt stellen, damit wir auch in Zukunft den Anschluss bei Innovationen und neuen Technologien nicht verlieren? Fragen zu diesem Thema identifizierte und diskutierte eine Fokusgruppe von vier Expertinnen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
Gesellschaftliche Transformationen befeuern …
Digitalisierung, erneuerbare Energien, neue Mobilitätsformen, Künstliche Intelligenz und vieles mehr sind Themenbereiche, die zeigen, dass eine Vielzahl mitunter bahnbrechender Innovationen auch in den nächsten Jahren auf unsere Gesellschaft zukommen werden. Doch wie kann ein Innovations-Standort wie Oberösterreich beim aktuellen Innovations-Wettbewerb die Nase weiterhin vorne haben? Wie vermittelt man den Menschen wichtige Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien?
Die Gruppe setzte bei den Überlegungen zum Aufbau solcher Kompetenzen, die in Zukunft Innovationen vorantreiben sollen, besonders früh an, nämlich bereits im Kindergartenalter. Pädagog:innen und Betreuer:innen in Kindergärten hätten das Potenzial zu den wichtigsten Vermittlern von Neugierde und Experimentierfreudigkeit im Bildungssystem zu werden. Gerade in diesem Alter wird beim Menschen vieles für das spätere Leben grundgelegt. Dementsprechend weisen Bildungsexpert:innen immer wieder darauf hin, dass der Bereich der Kindergärten zu wenig Aufmerksamkeit erhält und allzu oft „nur“ als Betreuung wahrgenommen wird. Mit den entsprechenden Investitionen in Ausstattung, Personal und neue Lehr- und Erfahrungskonzepte könnten Kindergärten zum wichtigsten langfristigen Triebwerk für die heimische Innovationsfähigkeiten werden.
… und alle mitnehmen
Gleichzeitig ist klar: erfolgreiche Transformationen müssen möglichst viele Menschen und alle Generationen mitnehmen. Schon allein deshalb drängt sich die Frage auf, wie all jene, die mit dem rasanten technologischen Fortschritt nicht mitkommen, dazu befähigt werden, nicht den Anschluss zu verlieren (Stichwort: Digitalisierung und gesellschaftliche Teilhabe im Alter).
Verknüpfen von Ideen und Perspektiven
Ist erst einmal die Neugierde geweckt, geht es um die Vermittlung von Fachwissen. Innovationen entstehen dann jedoch meist dort, wo unterschiedliche Disziplinen aufeinandertreffen, wo unterschiedliches Fachwissen verknüpft wird, wo einem Unternehmen der Vorteil einer neuen wissenschaftlichen Idee oder einer Anwendung vermittelt werden kann. Wie man Vermittler:innen und Übersetzer:innen zwischen verschiedenen Fachbereichen in entscheidende Positionen bringt und welche Kompetenzen dafür vonnöten sind war ebenso Teil der Diskussion wie das Aneignen und Erweitern der dafür notwendigen Kompetenzen oder der Fähigkeit, über die eigenen Fachgrenzen hinweg denken zu können. Und dann geht es natürlich darum, neue Ideen auch in die Praxis zu bringen. Dafür emfpiehlt die Gruppe einen genaueren Blick in skandinavische Länder. Der Prozess von der Idee zur Marktreife funktioniert dort besser, als in Österreich.
Die aufgeworfenen Fragestellungen
- Wie können wir Corona und dessen Auswirkungen positiv nutzen?
- Wie bringen wir Jugend in die Forschung?
- Wie attraktiveren wir den Beruf „Forschende“?
- Wie kann technologischer Fortschritt helfen, die Auswirkungen der „Generationenvase“ auszugleichen (Stichwort: Alternde Gesellschaft)?
- Wie gehen wir mit der zunehmend alternden Bevölkerung um? Wer macht die Pflegearbeit?
- Wie können wir unsere Kinder (wieder) fürs Lernen begeistern?
- Wer kümmert sich darum, dass Diversität nutzenstiftend gesehen und gelebt wird?
- Wie schaffen wir es, Mensch und Maschine gemeinsam zum Wohl aller zu verknüpfen?
- Wie schaffen wir es, KI-Anwendungen verantwortungsvoll in Unternehmen/Organisationen/Alltag ein- und umzusetzen?
- Wie schafft man ein Ausbildungssystem, in dem man Fachwissen lern, aber auch die Fähigkeit über die Fachgrenzen zu schauen/ zu denken?
- Wie gehen wir mit jenen Menschen um, die mit der rasanten Digitalisierung nicht mitkommen?
- Wie kriegen wir die „Agenten des Wandels“ an die richtigen Positionen in Unternehmen und Politik?
- Wie findet man die Andockpunkte zwischen den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen oder zwischen Wissenschaft und Unternehmen?
- Wie können wir schneller bei neuen Produkt-Entwicklungen werden (Stichwort: Marktreife)?
- Wie wird/kann sich die Gesellschaft im Hinblick auf Diversität weiterentwickeln?
- Wie muss ein Bildungssystem aussehen, das uns wettbewerbsfähig hält oder macht?
- Wer „dirigiert“ zwischen den Fachexpertisen. Wer versteht den anderen Experten?
- Wie bringt man mehr Diversität (Frauen) in Leitungsgremien und in Entscheidungsrollen?
- Wie bringen und halten wir High-skilled Internationals in Oberösterreich?
- Wie können wir Österreich und Europa gegenüber Asien und den USA positionieren? (Werte…)
- Wie entwickeln sich die wirtschaftlichen Kollaborationen weiter? (Stichwort: Export-Import-Kooperationen)
- Wie können wir die Macht einzelner weniger Konzerne gegenüber den Staaten eindämmen?
- Wie gelingen Transformationsprozesse in Oberösterreich? In Industrien wie Automotive, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Servitization…)
- Nutzen wir schon alle Energieformen oder gibt es da noch was?
- Wann bündeln wir alle Kräfte, um den Klimawandel zu bremsen?
- Wie schaffen wir es in Österreich klimaneutral zu werden? (Private Haushalte, Industrie)
- Wie können wir den ständig steigenden Energiebedarf CO2-neutral decken?
- Wie können wir die Klimakrise bewältigen (sozial, politisch, wirtschaftlich) in Österreich, Europa und International?
- Wie schaffen wir es den Wohlstand in Oberösterreich zu erhalten?
- Wie verhindern wir die Polarisierung in unserer Gesellschaft?
- Wie erhalten wir (wieder) Frieden in Europa?