Bei ein­er zweit­en Fokus­gruppe zur Bil­dungs­the­matik drehte sich das Gespräch um Bil­dung als soziale Frage, welche Bil­dung­sumge­bun­gen und ‑ausstat­tun­gen Schüler:innen brauchen, wie man als Jugendliche:r seine Stärken und Inter­essen ent­deckt und wie man das Anse­hen der Lehre verbessern kann.

Die Diskus­sion fand in Koop­er­a­tion mit Teach for Aus­tria OÖ im Rah­men des Teach for Aus­tria Aktion­s­monats zum The­ma „Bil­dungs­gerechtigkeit“ am Inno­va­tion­shaupt­platz Linz statt.

„Dass Bildung auch eine soziale Frage ist, gilt heute mehr denn je“

Die Teilnehmer:innen kon­sta­tierten eine in den let­zten Jahren größer wer­dende Bil­dungss­chere in Öster­re­ich. Es stellt sich in diesem Zusam­men­hang die Frage, welche Erwartun­gen „die Gesellschaft“ an „die Schule“ hat, welche Kom­pe­ten­zen und Fähigkeit­en Bil­dung­sein­rich­tun­gen in Zukun­ft der Jugend ver­mit­teln sollen und welche Lösungsan­sätze für sozialen Her­aus­forderun­gen unser­er Gesellschaft den Schulen zuge­tra­gen wird. Kön­nen Schulen diesen Her­aus­forderun­gen über­haupt begeg­nen und was brauchen sie dafür?

 

Eine bessere Ausstat­tung der Bil­dung­sein­rich­tun­gen, von den Gebäu­den selb­st, bis zur tech­nol­o­gis­chen Infra­struk­tur, war eine der Forderun­gen, die von allen Fokusgruppen-Teilnehmer:innen geäußert wurde. Aber auch bei den Lehrkräften bzw. deren Aus- und Weit­er­bil­dung wurde eine Qual­itäts-Evaluierung als sin­nvoll erachtet. Per­ma­nente struk­turelle und inhaltliche Bil­dungsre­for­men sind ein Merk­mal des Bil­dungssek­tors. Admin­is­tra­tive Auf­gaben und ständi­ge Verän­derun­gen sind für Lehrer:innen eine große Her­aus­forderung. Eine der größten Her­aus­forderung der näch­sten Jahre, näm­lich der abse­hbare Man­gel an Lehrkräften, ste­ht mit diesen Entwick­lun­gen in engem Zusammenhang.

Lernen innerhalb und außerhalb der Schule

Das (Aus-)Bildungsangebot in Öster­re­ich ist heute sehr groß. Für Kinder und deren Eltern ist es dur­chaus eine Her­aus­forderung, sich inner­halb der vie­len Möglichkeit­en für zukün­ftige Lern- und Beruf­sp­fade zu ori­en­tieren. Welch­er Bil­dungsweg, welch­er Beruf ist der Richtige? Was inter­essiert mich, wo liegen meine Stärken? Für diese Ori­en­tierung kön­nten vielle­icht noch bessere Konzepte entwick­elt wer­den, die alle Berufs- und Aus­bil­dungsmöglichkeit­en – von der Lehre bis zum Studi­um – gle­ich­w­er­tig behandeln.

Einig war man sich auch, dass Ler­nen all­ge­mein nicht auf Bil­dungsstät­ten beschränkt ist, son­dern viele Lern­er­fahrun­gen auch außer­halb von schulis­chen Ein­rich­tun­gen gemacht wer­den. Hier geht es darum, auf möglichst bre­it­er Ebene große Durch­läs­sigkeit zum „Sys­tem Schule“ zu gewährleis­ten – ein­er­seits etwa durch die Ein­bindung z.B. lokaler Unternehmen oder ander­er Insti­tu­tio­nen, ander­er­seits auch durch das Ver­mit­teln der Fähigkeit an Kinder und Jugendliche, möglichst reflek­tiert mit Bil­dungsange­boten, Lern- und Erfahrungsmöglichkeit­en in- und außer­halb der Schule umzugehen.

In die Zukun­ft geblickt wurde nicht nur der Weg zum Lehrer:innenberuf, son­dern auch der beste­hende Fächerkanon ganz all­ge­mein in Frage gestellt. Ein­mal mehr zeigte die Diskus­sion, dass Schule das Zeug zum Inno­va­tion­shub der Zukun­ft hat. Ideen, Ansätze und Fra­gen dazu gibt es viele.

Die aufgeworfenen Fragestellungen

Bildungsgerechtigkeit/ Bil­dungschan­cen

  • Wie kön­nen Begabun­gen best­möglich gefördert wer­den? – Wie find­en Kinder ihre Stärken?
  • Was sind die wichtig­sten Fähigkeit­en und Kom­pe­ten­zen die Schüler:innen für die Zukun­ft brauchen?

Bil­dungssys­tem

  • Warum funk­tion­iert etwas an manchen Schulen und an anderen nicht?
  • Wie verän­dert sich das Lernverhalten?
  • Warum wird Verän­derung im Bil­dungswe­sen so oft als Gefahr und nicht als Chance gesehen?
  • Warum bekom­men Schulen keine bessere Ausstat­tung? Wie kön­nte man sie bekommen?
  • Wie erle­ichtern wir den Ein­stieg von Quere­in­steigern in den Pädagog:innenberuf?
  • Wie schafft man es, dass Leute, die keine Lehrer:innen sind, trotz­dem unter­richt­en können?
  • Wie kann Wis­sen von außen in die Schule gebracht werden?
  • Was ist ein fördern­des Lernumfeld?

Bil­dung & Wirtschaft

  • Wie kann das Image der Lehre verbessert werden?
  • Wie kön­nen Jugendliche bess­er auf die beru­fliche Zukun­ft, im Hin­blick auf die Berufs- und Aus­bil­dungswahl, vor­bere­it­et werden?
  • Wie erken­nt man seinen Traumberuf?
  • Sind genug Zeitres­sourcen in den Schulen vorhan­den, um Bil­dung durch Externe in die Schule zu bringen?

Bil­dung & Gesellschaft

  • Was sind die gesellschaftlichen Erwartun­gen an die Schulen?
  • Wo kann über­all Unter­richt stattfinden?
  • Wo ler­nen Kinder über­all auch abseits der Schule?
  • Wer „ver­mit­telt“ wann, wie und wo Bildungsinhalte?
  • Warum haben wir immer noch den Ansatz, dass man den Beruf den man als Jugendlich­er erlernt hat, für immer prak­tizieren muss?
  • Wie kann man Eltern ver­mit­teln, welche (Aus-)Bildungsmöglichkeiten es für ihre Kinder gibt?
  • Wie macht man Bil­dung sexy?
  • Wie kann man die Jugend für Bil­dung begeistern?
  • Warum sehen wir Wech­sel im Beruf oder in der Aus­bil­dung als etwas Schlecht­es an und nicht als per­sön­liche Weiterentwicklung?
  • Welche gesellschaftlichen Her­aus­forderun­gen kön­nen an Schulen über­tra­gen werden?
  • Wie kann der Lehrer:innenberuf gesellschaftlich aufgew­ertet werden?

 

Alle Fra­gen an die Zukun­ft find­en Sie auf der Plat­tform www.fragen-an-die-zukunft.at.

Hin­weis: am 24. März 2022 find­et eine Podi­ums­diskus­sion von Teach for Aus­tria zum The­men­monat „No Child is left behind“ statt. Infos und Anmeldung