Über Fragen an die Zukunft der Arbeitswelt diskutierten vier Expert:innen in einer Fokusgruppe.
Das Gespräch drehte sich um die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Arbeitswelt, um die Herausforderungen, die etwa durch die Digitalisierung für das Arbeitsrecht entstehen, um den Standortfaktor Arbeit samt relevanter Kontexte sowie die Veränderung von individuellen Einstellungen zu Arbeit.
Demografie stellt Arbeitsmarkt vor Herausforderungen
Die demografischen Entwicklungen, die seit 20 Jahren angekündigt werden, zeigen mittlerweile ihr Wirkung. Wir stehen mitten in der Pensionierungswelle der letzten Geburtenstarken Jahrgänge der Baby-Boomer-Generation. Die Folgen sind ein sich bemerkbar machender Mangel an Arbeitskräften in immer mehr Bereichen, bei gleichzeitig steigendem Bedarf an Arbeits- und Fachkräften. Jetzt schon ist nicht mehr nur ein „Fachkräftemangel“ zu verzeichnen, sondern bereits ein genereller „Arbeitskräftemangel“.
Für die dadurch entstehenden Herausforderungen müssen jetzt für die nächsten 30 Jahre Lösungen gefunden werden. Dass dies möglich ist, zeigen zahlreiche IT-Unternehmen in Oberösterreich, die trotz permanentem Mangel an Fachkräften in den letzten Jahren eine extrem dynamische Entwicklung gezeigt haben. Eines der Stichworte für diese Dynamik lautet Internationalisierung.
Digitalisierung und Arbeit
Neue Entwicklungen, angestoßen durch die Digitalisierung, stellen die Gesetzgeber vor die Notwendigkeit, den Rahmen des Arbeitsrechts anpassen zu müssen. Doch wie kann ein sinnvoller und positiver Rahmen geschaffen werden, ohne gleichzeitig das Risiko gering zu halten, dass heute noch nicht absehbare positive Entwicklungen von Vorneherein abgewürgt werden?
Wie können die oft als zu träge wahrgenommene rechtlichen Strukturen rascher auf neue Phänomene reagieren? Die Pandemie hat den Wert von Home-Office, Remote-Work, Videomeetings usw. gezeigt und vieles davon ist zum fixen Teil der Arbeitswelt geworden — mit Vor- und Nachteilen. So wird durch das häufigere Homeoffice die Entwicklung von Teamfähigkeit in Unternehmen vor neue Herausforderungen gestellt und Führungskräfte müssen neue Fähigkeiten entwickeln.
Die aufgeworfenen Fragestellungen
Politik-Gesellschaft
- Kann oder will die Politik mit der Veränderungsgeschwindigkeit und Bereitschaft der heimischen Unternehmen mithalten?
- Wie kann „Arbeit“ bezüglich Steuern und Zuverdienstgrenzen entlastet werden?
- Wann kommt eine flächendeckende Kinderbetreuung,von 07–00-19.00 Uhr?
- Wie schaffen wir im Spannungsfeld Digitalisierung vs. Mensch den Spagat?
- Machen uns die steigenden Geschwindigkeiten zu einer „erschöpften“ oder gar zu einer „überforderten Gesellschaft?
- Wie kann der Zugang zu den für den Arbeitsplatz-Standort relevanten Faktoren wie leistbares Wohnen, Mobilitätlösungen und Kinderbetreuung verbessert werden?
- Wie erhöhen wir die Sichtbarkeit des Arbeitsplatzstandortes Oberösterreich?
- Ist unser Standort mit dem aktuellen Staatsbürgerschaftsgesetz für internationale Fachkräfte attraktiv (genug)?
- Können jene Mobilitätslösungen gefördert werden, mit denen man mehr Zeit (zum Arbeiten) gewinnt?
- Wie kann die fortschreitende Digitalisierung in einen rechtlichen Rahmen gebracht werden, ohne die Weiterentwicklung zu behindern?
Unternehmen
- Welche Aufgaben haben die Führungskräfte der Zukunft, was zeichnet sie aus?
- Wie verhindert man eine Überforderung von Führungskräften?
- Wie kann in Unternehmen mit dem Spannungsfeld Home-Office/Remote-Arbeit vs. Teamzusammengehörigkeit umgegangen werden?
- Wie denken wir Arbeit wirklich neu? – in Bezug auf das Arbeitsrecht, innerhalb der Unternehmen und in der Rolle von Führungskräften?
- Ist es möglich (bzw. notwendig oder erstrebenswert), die Trennung zwischen Freizeit und Arbeitszeit zu vollziehen? Und wie?