Beim 8. MUTmacherinnen-Talk von Academia Superior und Frauen im Trend sprachen Anita Moser und Stefanie Christina Huber im Science Park der JKU-Linz darüber, was es bedeutet, finanziell unabhängig zu sein, dass finanzielle Selbstbestimmung nicht von der Geldsumme abhängt und welche geistigen Grundlagen finanzielle Autonomie braucht.
Fotogalerie zum 8. MUTmacherinnen-Talk
In Millionenhöhe verkaufte die Mühlviertlerin Anita Moser im Jahr 2018 das von ihr gegründete Unternehmen AKD Baunetzwerk – über die genaue Summe wird geschwiegen. Seither investiert sie in oberösterreichische Start-Ups und hat mit Private Taste eine erfolgreiche Plattform rund ums Kochen aufgebaut. Was aber die wenigsten wissen: Es gab auch Zeiten in ihrem Leben, in denen sie Notstandshilfe bezog und sich von Erdäpfeln und Zwiebeln ernährte. Damals war der Punkt in ihrem Leben erreicht, an dem sie entschied: Es muss sich etwas ändern.
Mag. Stefanie Christina Huber ist oberste Chefin einer der größten Banken in Oberösterreich. In dieser für Frauen immer noch ungewöhnlichen Position in der Wirtschaft gibt sie in der Allgemeine Sparkasse OÖ die Richtung vor, in die sich die kundenstärkste Regionalbank Oberösterreichs entwickelt. Ohne die Prägungen aus ihrer Kindheit, meint sie, wäre sie aber vielleicht heute nicht dort, wo sie jetzt steht.
Wir sollten viel offener über Geld reden. – Stefanie Christina Huber
Finanzielle Selbstbestimmung fängt damit an, dass man ein eigenes Konto hat, unabhängig davon, wie viel Geld auf diesem Konto liegt, waren sich die beiden MUTmacherinnen einig. Wichtig sei ihr immer gewesen, dass sie „selbst über ihr Geld bestimmen kann und dass am Ende des Jahres eine positive Bilanz da ist“, meinte Anita Moser. Wichtig für die Unabhängigkeit ist, dass „man einen Plan hat, was man mit seinem Geld macht“, fügte Stefanie Huber hinzu. Dabei mache es für die Bankerin Sinn, sich von Profis beraten zu lassen und mit Freunden offen über Finanzen zu reden. „Oft kommt man erst in solchen Gesprächen auf Missstände, die man aber leicht beheben könnte“, erzählte Huber aus ihren Erfahrungen.
Höre manchmal auf dein Bauchgefühl. – Anita Moser
Jeder braucht Menschen, die das Potenzial, das noch in einem schlummert, erkennen und einen bestärken, mutig etwas zu tun, bemerkte Anita Moser über ihren Lebensweg und fügte hinzu, dass sie in ihrem Leben zwei große Bauchentscheidungen gefällt habe, obwohl ihr die meisten davon abgeraten hatten: „die Entscheidung über meine Scheidung und die Entscheidung, meine Firma zu verkaufen. Beide haben sich im Nachhinein als richtig herausgestellt“.
Stefanie Huber sieht ihren Karriereerfolg auch auf der Basis der von ihrer Familie vermittelten Werte und der Förderung von anderen; aber auch daran, auf die eigenen Talente und Stärken zu vertrauen: „Irgendwann ist man gefordert, dass nicht nur andere an einen glauben, sondern auch man selbst; dass man die Herausforderungen auch annimmt und sich ihnen stellt. Man wächst mit den Herausforderungen. Deshalb ist es so wichtig, dass man sie annimmt“.
Die Idee allein reicht oft nicht aus.– Anita Moser
Abschließend plädierten die zwei MUTmacherinnen für eine stärkere Gewichtung von finanziellem und wirtschaftlichem Basiswissen in der allgemeinen Schulbildung und dafür, dass sich Eltern aktiv darum sorgen sollten, ihren Kindern ein praktisches finanzielles Grundwissen zu vermitteln. Als ersten Schritt dazu nannte Stefanie Huber das eigene, dem Alter angepasste, Taschengeld und Anita Moser fügte hinzu, dass es Sinn mache, dieses Taschengeld auch mit einer erbrachten Leistung wie der Mithilfe im Haushalt zu verbinden.
In ihrer neuen Tätigkeit als Beraterin von jungen Start-Ups sieht Moser, dass es oft am grundlegenden Wissen scheitere. „Wenn man nie gelernt hat, wie man einen Business Plan macht, dann hilft die beste Geschäftsidee wenig“, so Moser. Auch Stefanie Huber empfahl in so einem Fall unbedingt externe Hilfe und Beratung einzuholen und verwies dabei etwa auf Angebote wie die „Startrampe“.
Im Anschluss an den Talk tauschten sich die MUTmacherinnen noch mit dem Publikum über weitere Fragen aus. Die beiden Organisatorinnen des Talks, Dr. Claudia Schwarz und Sabine Kronberger freuten sich über das beständig steigende Interesse an den Talks und verrieten bereits, dass es beim 9. MUTmacherinnen-Talk darum gehen werde, wie man Neues auf den Weg bringt.
Audiomitschnitt des MUTmacherinnen-Talks:
MUTmacherinnen
Die Initiative MUTmacherinnen holt die Vielfalt an Frauenleben und unterschiedlichen Lebensmodellen in Oberösterreich vor den Vorhang und will anderen Mut machen, eigene Wege zu gehen. Jeden Monat wird eine neue interessante Biografie auf der Website hinzugefügt. Die Plattform wird vom Verein Frauen im Trend betrieben.