„Erfüllte Karriere“ – Ein Buch für die 1. Klasse unserer Y‑Gesellschaft
Hier in unseren reichen Heimatländern stellt die Generation Y (1980 bis 1995) die bestausgebildete Kohorte dar, die es jemals gegeben hat. Darüber hinaus ist sie mobil und agiert flexibel in unserer globalen Wissensgesellschaft. Demographisch begründet sind sie auch relativ wenige, was diese Ypsiloner am Arbeitsmarkt noch attraktiver werden lässt. So sind die Unternehmen gefordert diese jungen Leute für sich zu gewinnen und – vor allem – zu halten. Eine schwierige Aufgabe zumal die durchschnittliche Verweildauer der jungen Leute in Firmen bei ca. 18 Monaten liegen wird.
Noch gelten primär die Spielregeln der Babyboomer-Generation (1945 – 1964) und der Generation X (1965–1979), zudem unterliegt unsere vernetzte Arbeitswelt einer derart beispiellosen Dynamik, dass auch unsere jüngeren Mitbürger – trotz bester Jobaussichten – nicht darum herumkommen werden, zusätzliche Skills zu erwerben, um den Vorgängergenerationen allmählich den Rang abzulaufen.
In meinem Buch werden diese notwendigen Kompetenzen dargestellt, die junge Menschen brauchen, um robust genug für diese Arbeitswelt zu sein. Die jungen Ypsiloner wollen auch mehr als Work Life Balance. Sie streben Erfüllung im Beruf an und wissen, dass Arbeits- und Freizeit nicht mehr strikt zu trennen sein werden. Es sind auch „zwei verschiedene Paar Schuhe“, ob „Unsere Ypsiloner – erste Klasse Fußfrei“ lediglich gute Jobmöglichkeiten vorfinden, oder eben auch in der Lage sind, für sich eine erfüllte Karriere einzuschlagen. Aus diesem Grund zeige ich den jungen Mitbürgern, wie sie den Weg zu einer erfüllten Karriere gehen können („Würzburger Kompetenzmodell“) und ihren aktiven Beitrag in dieser Innovations- und Wissensgesellschaft (1. Klasse) leisten können.
Das von mir aktuell im Springer Gabler Verlag erschienene Fachbuch „Key skills für die Generation Y – Die wichtigsten Tipps für eine erfüllte Karriere“ – ist ein „Mut-Buch“ für leistungswillige, junge Menschen im deutschsprachigen Raum, die nach einer erfüllten Karriere streben. Es soll die jungen Menschen ermutigen, die Anforderungen der neuen Arbeitswelt anzunehmen um ihre Arbeit selbstbestimmt, flexibel und erfüllend gestalten zu können.
Arbeit für die 2. Klasse unserer Y‑Gesellschaft
Abgesehen von den in meinem Buch beschriebenen und auch sonst vielzitierten, gut ausgebildeten Ypsilonern, gibt es bei uns in Europa aber leider auch die „anderen“ Ypsiloner. „Die chancenlosen Zweitklassler“. Diejenigen, die kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben und keine geregelte Arbeit vorfinden werden. Rund 20% der jungen haben bereits heute keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, wie Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability, IBE, in einem mit mir geführten Interview feststellte. Sie sind es, die auf der Strecke bleiben, da wir in einer Wissens- und Innovationsgesellschaft leben, die kaum Beschäftigung für schlecht qualifizierte Menschen bietet (Zitat Rump). Tagelöhner, die oft mehrere Jobs parallel ausüben müssen, um über die Runden zu kommen, werden daher selbst in Europa keine Seltenheit sein.
Diese zweite Klasse der jungen Leute findet zwar keinen Zugang zur globalen Wissens- und Innovationsgesellschaft, sie sind aber immerhin noch Profiteure der Aufbaugenerationen früherer Zeiten. Immanuel Kants Friedenstheorie folgend ist etwa der Aufbau supranationaler Gemeinschaften – wie die EU – für Friede und soziale Stabilität eine gelungene Entwicklung, die auch Nachfolgegenerationen zu Nutznießern macht. Diese jungen Europäer haben aber selbst in Europa nun kaum noch rosige Aussichten. Sie haben keine ausreichende Ausbildung und keine Karriereaussichten. Sie profitieren jedoch wirtschaftlich von gewachsenen Solidaritätsgemeinschaften und leben meist eingebettet in familiären Bindungen (noch) in Frieden und Freiheit.
Freiheit und Friede für die 3. Klasse unserer Y‑Gesellschaft
Felix Marquardt (Begründer des Youthonomics-Index) setzte vor Jahren einen Aufruf zur Flucht an die Jungen. Junge Menschen sollten ihren Heimatländern den Rücken kehren, wenn sie keine positiven Aussichten haben. Dies tat er bevor er ahnen konnte, dass etwas später eine Massen-Völkerwanderung einsetzen wird, deren Hauptteil junge Menschen der Generation Y darstellen.
Diese jungen Flüchtlinge vertreibt die Hoffnungslosigkeit aus ihren Heimatländern. Inspiriert von den Bildern der freien westlichen Welt und von ihren Altersgenossen in Europa, speziell in Deutschland, die sie über ihre Handys sehen können, folgen sie dem Ruf eines vermeintlich besseren, chancenreichen Lebens.
Diese armen, hoffnungslosen Ypsiloner bilden die dritte Klasse in einer neu entstehenden Y‑Weltgesellschaft. Sie flüchten und stellen auch Fragen nach dem Warum (Why / Y). Antworten finden sie, angekommen in den reichen EU-Ländern, nicht.
Fazit
Neben dem globalen Phänomen der sich entwickelnden Weltgesellschaft, zeichnet sich erstmals eine gefährliche Entwicklung in Richtung Dreiklassengesellschaft innerhalb der Generation Y in Europa ab:
Dem vom Soziologen Luhmann geprägten Gesellschaftsbegriff folgend, bewegen wir uns wohl unaufhaltsam in Richtung Weltgesellschaft. Eine Einteilung der Welt in Nationalstaaten, in West und Ost, in reiche Industrie- und Entwicklungsländer ist im Zeitalter der globalen Vernetzung und Digitalisierung überholt und zu vereinfacht, da Kommunikation nicht vor Landesgrenzen halt machen kann.
Die neue „erste Welt“ bilden die Angehörigen der globalen Wissens- und Innovationsgesellschaft. Sie sind als Wissensträger Teilhaber und Profiteure dieser neuen ersten Weltklasse. Diese Klasse der Weltgesellschaft entwickelt sich global, überterritorial und unabhängig von Kontinenten, Nord und Süd, West und Ost.
Diese jungen Menschen leben globale Kommunikation, Kooperation und freiwillige Migration.
Die anderen Ypsiloner bilden heute die zweite und dritte Klasse in Europa. Die „Zweitklassler“ sind die Ypsiloner, die nicht Teil der globalen Innovations- und Wissensgesellschaft sind, die aber in Frieden und Sicherheit innerhalb von historisch gewachsenen Solidaritätsgemeinschaften aufwachsen durften und davon wirtschaftlich und in familiären Bindungen abgesichert profitieren. Schließlich gibt es die dritte Klasse der Flüchtlinge, die nach Freiheit und Frieden dürsten, weder Teil der Innovations- und Wissensgesellschaft sind noch familiäre Anbindung haben und als Bittsteller in einer fremden Solidaritätsgemeinschaft nur teilweise geduldet werden.
Wer hofft da noch auf eine andere, bessere und chancenreiche Welt für alle? Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann glaubt an die gut ausgebildeten Ypsiloner und nennt sie „heimliche Revolutionäre“. Ich teile diese Meinung und glaube an eine Y‑Weltgesellschaft in der materieller Besitz nicht mehr das Non plus Ultra darstellt, weil technische Möglichkeiten eine Sharing economy zulassen, wo neue Kooperationen und Freundschaften tatsächlich wachsen werden.
Ich glaube an diese bessere Welt. Ich glaube an das riesige Potenzial unserer bestausgebildeten jungen Ypsiloner.
In einer vernetzten Welt in der viel Wissen konzentriert vorhanden ist, kann dieses auch geteilt werden und so Mehrwert für alle geschaffen werden.
In einer Welt in der Projekte global ausgeweitet werden, wird es auch in armen Ländern und Regionen Projekte geben, die einen Nutzen für alle schaffen können. Neben dem guten Willen braucht es dazu Geld, Organisationen und Menschen mit Mut, die sich in Richtung Weltgesellschaft weiterentwickeln. Ich meine damit nicht Weltunternehmen, die alle Daten in der Hand halten und unsere Nationalstaaten gänzlich ersetzen werden. Ich verstehe darunter eine Gesellschaft, die aufgrund ihres Kommunikationsverhaltens die nationalen Grenzen immer mehr redundant werden lässt. Im Sinne einer offenen Haltung gepaart mit einem ausgeprägten Sinn für ein Miteinander.
Zum Autor
Thomas Würzburger ist in der Trainings- und Consultingbranche tätig und hat eine Vielzahl von Berufseinsteiger geschult sowie Führungskräfte in der Personal- und Organisationsentwicklung beraten.
Mehr unter: www.thomaswuerzburger.com
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