Auch heuer war ACADEMIA SUPERIOR wieder Kooperationspartner des Ernährungsforums Eferding. Bereits zum dritten Mal wurde im Schloss Starhemberg ein Ernährungs- und Gesundheitsaspekt unter verschiedensten Blickwinkel betrachtet. Obst und Gemüse und ihre Bedeutung zur Prävention von Zivilisations-Krankheiten stand dieses Mal im Fokus.
„Wie bedeutungsvoll in der Frage der Gesundheitsförderung Obst und Gemüse als Teil einer abwechslungsreichen Ernährung sind, kann nicht genug betont werden. Das diesjährige Ernährungsforum ist ein weiteres Puzzlestück, um dieses Bewusstsein noch stärker in der Gesellschaft zu verankern“, betonte Obfrau LH-Stv. Mag. Christine Haberlander in ihrem Statement vor Beginn der Veranstaltung.
Fünf Referent*innen zeigten mit ihren Vorträgen den Stand der wissenschaftlichen Forschung, bzw. die praktische Umsetzung neuer Erkenntnisse. In zwei Diskussionsrunden wurden weitere Einblicke in die Praxis unter verschiedensten Perspektiven geboten. Klares Fazit war: Obst und Gemüse sind gesund und sollten noch öfter auf den Teller kommen.
Pflanzeninhaltsstoffe und die menschliche Gesundheit
FH-Prof. Dr. Julian Weghuber, Studiengang Lebensmitteltechnologie und Ernährung an der Fachhochschule OÖ, erklärte, welche Bedeutung selbst kleinste Inhaltsstoffe von Pflanzen für die menschliche Gesundheit haben können. 60–70 Prozent aller Arzneimittel basieren auf natürlichen Substanzen. Am Beispiel des Diabetes mellitus zeigte er, wie die Forschung an der FH-OÖ neue Ansätze zur Behandlung der Krankheit fand.
So entdeckte man in Wels das Potenzial von Guave- oder Gänseblümchenextrakt: Ein Inhaltsstoff der Guave kann die Glukoseaufnahme im Darm vermindern und ein Inhaltsstoff des Gänseblümchens wirkt im Körper ähnlich wie Insulin und hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken. Allerdings ist es nicht ratsam einfach viele Guaven zu verzehren, denn aufgrund ihres hohen Fruchtzuckergehalts wäre das sogar kontraproduktiv. „Man braucht den puren Extrakt des wirkenden Inhaltsstoffes der Pflanze. Um an diese Wirkung zu kommen, ist vor allem Technologie nötig“, betonte Julian Weghuber.
Die Bedeutung sekundärer Pflanzenstoffe in der Ernährung
Prof. Dr. Bernhard Watzl, Institut für Physiologie und Biochemie der Ernährung am Max Rubner Institut, sprach über die gesundheitliche Bedeutung der sogenannten „sekundären Pflanzenstoffe“. Dabei handelt es sich um chemische Verbindungen, die in einer Pflanze produziert werden und die unterschiedlichste Wirkungen im menschlichen Körper haben können. Die Forschung dazu setzte etwa ab den 1970er Jahren, und verstärkt seit den 1990er Jahren ein, stellt jedoch nach wie vor eher ein Nebenthema in der Ernährungslehre dar.
So helfen etwa Phytosterine bei der Senkung des Cholesterinspiegels, Flavonoide und Sulfide wirken gegen Bakterien, Krebs und vieles mehr. Zahlreiche Studien haben mittlerweile klar gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen dem Sterblichkeitsrisiko und dem täglichen Obst- und Gemüseverzehr besteht: „Der Verzehr von bis zu sechs Portionen Obst und Gemüse pro Tag, hat eine signifikante Wirkung bei der Reduktion des Risikos von Schlaganfall, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Diabetes usw.“, erklärte Bernhard Watzl.
Ernährungsstudien und ihre Aussagekraft
Univ.-Prof. Dr. Doris Marko, Department of Food Chemistry and Toxicology an der Universität Wien, sprach über die Aussagekraft von Ernährungsstudien zur Gesundheitsprävention. Sie betonte, dass Obst und Gemüse komplexe Lebensmittel sind und Einzelstudien zu einem einzigen Inhaltstoff nur eine geringe Aussagekraft haben. Denn nur durch einen breiteren Blickwinkel können belastbare Erkenntnisse gewonnen werden. Oft haben Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln die tendenzielle Aussage „viel hilft viel“, doch gerade die Dosis macht bekanntlich das Gift und zur Frage der Wechselwirkungen einzelner pflanzlicher Inhaltsstoffe mit Medikamenten, existieren zu wenig Forschungsergebnisse.
Am Beispiel des „French Paradox“ zeigte sie die beschränkte Aussagekraft von Studien, die nur einen Aspekt eines Themas betrachten. So wurde in vielen Studien erkannt, dass in Frankreich die Rate an koronaren Herzerkrankungen, trotz ähnlicher Risikofaktoren im Vergleich zu anderen Industriestaaten, sehr niedrig ist. Gleichzeitig wurde der hohe Weinkonsum im Frankreich festgestellt. Resveratrol – ein Bestandteil des Weins – wurde als mögliche Ursache dafür identifiziert und in der Folge Nahrungsergänzungsmittel mit hohem Resveratrol-Gehalt entwickelt. Deren Wirkung ist jedoch nicht ausreichend untersucht und gerade bei einer gleichzeitigen Chemotherapie ist die Einnahme derartiger Präparate problematisch, da zahlreiche Wechselwirkungen entstehen können. „Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine ausgewogene Ernährung!“, betonte Doris Marko abschließend.
Obst- und Gemüsekonsum in Österreich
Ass. Prof. Dr. Petra Rust, Department für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien, besprach die Ergebnisse des letzten österreichischen Ernährungsbericht und klärte über das Volumen des Obst- und Gemüsekonsums in Österreich und langfristige Trends auf. Die klare gesundheitliche Empfehlung lautet: täglich 2 Portionen Obst und 3 Portionen Gemüse zu sich zu nehmen. Wobei eine Portion in etwa einer geballten Faust der jeweiligen Person entspricht. Von dieser Empfehlung ist man in Österreich noch weit entfernt. „Derzeit werden in Österreich im Durchschnitt anstatt 5 Portionen Obst und Gemüse nur 2 Portionen pro Tag konsumiert. Gleichzeitig ist vor allem bei Männern der Fleischanteil viel höher als empfohlen“, erklärte Rust. Seit 1995 ist der Obst-Verbrauch pro Kopf in Österreich etwas, von 84 auf 73 Kilo, zurückgegangen, während der Gemüsekonsum stark, von 85 kg pro Kopf auf 114 kg, angestiegen ist. Trotz dieses positiven Trends, zeigt sich der zu geringe Obst- und Gemüsekonsum deutlich an einer Unterversorgung mit vielen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen in der Bevölkerung.
Neben den positiven gesundheitlichen Effekten des Obst- und Gemüsekonsums, betonte Petra Rust auch die Vorteile für die globale Umwelt, die ein geringerer Fleischverzehr und ein höherer Konsum pflanzlicher Nahrung mit sich bringen.
Obst- und Gemüseanbau – Status und Herausforderungen
DI Mag. DDr. Alois Leidwein, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, sprach über den Stand der Obst- und Gemüseproduktion in Österreich und bot Einblicke in zukünftige Tendenzen. Der Obst- und Gemüseanbau konzentriert sich in Österreich vor allem auf einige Gebiete in Ober- und Niederösterreich, das nördliche Burgendland, sowie die südliche Steiermark. Der Selbstversorgungsgrad bei Obst liegt in Österreich nur bei 40 Prozent, bei Gemüse sind es immerhin 56 Prozent. Die restliche benötigte Menge muss durch Importe gedeckt werden. Nur bei Spinat, Zwiebeln und Erbsen wird ein Überschuss produziert.
Gerade bei Obst und Gemüse können Viren, tierische Schädlinge, Unkräuter, schlechte Lagerung und Witterung zu hohen Verlusten führen. Wobei bekannte Schaderreger meist gut beherrschbar sind. Die ca. einmal alle 10 Jahre auftretenden neuen Schaderreger, wie früher die Reblaus oder aktuell das Feuerbakterium oder der Eschenprachtkäfer, können zu Totalausfällen bei einer Pflanzenart führen. Insgesamt sind 85.000 Arten klassifiziert, die mit der landwirtschaftlichen Produktion in Interaktion stehen – davon sind ca. 1650 Schädlinge.
Interessant ist vor allem der Ausblick vor dem Hintergrund des Klimawandels: So errechnete die AGES im BEAT-Projekt, dass ab dem Jahr 2036 30 Prozent der Korn-Ackerfläche in Österreich bewässert werden muss, wenn man den gleichen Kornertrag wie derzeit erhalten will. Ansonsten würden Regionen, wie das nordöstliche Niederösterreich und Burgenland für die Kornproduktion in 16 Jahren bereits zu trocken sein.
Die Inhalte des Forums werden in den nächsten Wochen in einem ausführlichen Konferenzbericht zum Ernährungsforum Eferding 2019 zusammengefasst und zum Download bereitgestellt.