Hintergrund des diesjährigen Symposiums bildeten die von John Collins in seinem stark beachteten Buch unter dem gleichen Titel („From good to great“, 2001) entwickelten Prinzipien, welche zu Spitzenergebnissen wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Organisationen führen sollen. Oberösterreich rangiert in nationalen und europäischen Rankings sowohl als Wirtschaftsstandort wie auch als Lebensumgebung für eine moderne Gesellschaft überdurchschnittlich. Diese Position kann nur gehalten und noch verbessert werden, wenn sich nicht Selbstzufriedenheit und Saturiertheit ausbreiten und nicht angenommen wird, dass die Bedingungen für hohe Leistungsfähigkeit ohnehin von selbst gegeben seien.
Die künftige Position wird durch unabwendbare Veränderungen in der Umgebung des Landes und durch Überraschungen immer wieder herausgefordert werden. Es wäre unrealistisch, nicht mit strukturellen Schwachstellen zu rechnen. Daher liegen Strategien nahe, in einzelnen Bereichen, für die Oberösterreich gute Voraussetzungen aufweist oder herstellen kann, Höchstleistungen anzustreben.
„Unabwendbare Veränderungen und Überraschungen werden Regionen immer wieder auf’s Neue herausfordern.”
Die Frage nach den „Weg zu den Besten“ wurde, wie es im Surprise Factors Symposium mittlerweile fruchtbare Tradition geworden ist, zunächst in eingehenden Interviews mit einer Reihe von Gästen ausgeleuchtet, die in höchst unterschiedlichen Gebieten international stark beachtete Höchstleistungen erzielt haben und die bereit waren, ihre Erfahrungen zu reflektieren und zu interpretieren: dazu zählte ein Konzept- und Installationskünstler (Norbert Brunner), eine Wissenschaftlerin mit weltweit Aufsehen erregender Forschung zu Impfstoffen gegen Ebola (Herta Steinkellner), die sehr erfolgreiche Managerin der britischen Sportorganisation (Sue Campbell) und ein Politiker zum Schwerpunkt Wirtschaftspolitik (Oswald Metzger), dessen parlamentarische Arbeit in Deutschland stark beachtet wurde.
„Persönliche Motivation und Beharrlichkeit sind ausschlaggebend für den Erfolg.”
Zwei von den Gästen waren für große Institutionen (Sportmanagement, Parlament) verantwortlich, bei den anderen beiden – dem Künstler und der Wissenschaftlerin – standen neben erfolgreichen Kooperationen und Teamarbeit eher die Fragen der persönlichen Motivation, die exzellente Leistungen erreichen ließ, im Vordergrund. Die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder der Gäste – fachlich, sowie auch in Bezug auf die nationale und individuelle Prägung (eine Österreicherin, ein Österreicher, eine Britin, ein Deutscher) – ermöglichten, von den spezifischen Umständen zu allgemeineren Einsichten vorzustoßen. Die Diskussionen wurden durch die Studierende, die die junge Generation vertraten, stimuliert; dabei waren auch altersspezifisch divergierende Auffassungen zu erkennen.
Drei Kernthemen wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet:
- der Frage nach den Voraussetzungen besonderer Kreativität und hoher Innovationsfähigkeit,
- der Frage nach der Ausstrahlung des Bemühens um Höchstleistung und nach der Durchsetzung in Institutionen, Gesellschaft und Politik,
- schließlich Überlegungen zu Strategien, die für eine Zukunft des gesellschaftlichen und demographischen Wandels und damit für die junge Generation Lebensqualität sichern können.
Wie für das Symposium seit Jahren Tradition ist, wurden daraus im Gespräch mit dem Landeshauptmann Josef Pühringer und dem Landesrat Michael Strugl Schlussfolgerungen für das Land Oberösterreich abgeleitet.
Breiten Raum nahm in etlichen Phasen der Diskussion immer wieder die gegensätzlichen Thesen ein, ob eher Krisen, Benachteiligungen, Mängel oder gar Not besondere Leistungen auslösen; und, damit in Verbindung, ob persönliche wie gesellschaftliche Disziplin Voraussetzung des Erfolgs ist. Oder ob umgekehrt eher die Betonung von Individualität, das Streben nach Nicht-Konformität erfolgreiche Innovationen erwarten lassen; und ob öffentliche Förderung und adäquate Ausstattung – etwa wissenschaftlicher Forschung – günstigere Voraussetzungen schaffen.
Letzteres könnte ja auch, so der Verdacht, zur Ermattung der Anstrengungen und zu Sattheit beitragen. Einigkeit bestand jedenfalls darüber, dass ohne starke persönliche Motivation und Beharrlichkeit, etwas Besonderes zu schaffen, Bestleistungen ausbleiben. Weder ein Unternehmen, noch eine Organisation und auch nicht ein Land können auf allen Gebieten „great“ sein. Aufgabe von Strategien ist daher, Kriterien für Selektion zu entwickeln, andererseits aber Frustration zu vermeiden. Wo in einzelnen Bereichen heute die Voraussetzungen für internationale Exzellenz noch nicht vorliegen, sind Ermutigung, Lernen an den Besten und längerfristige Perspektiven anzubieten.
Die Vertreter der jungen Generation warben dafür, Oberösterreich könnte sich als Land mit hohem Lebensglück (happiness) profilieren. Die Bezeichnung „Glück“ erschien den Älteren nicht unbedenklich, weil das zur Einbußen an Leistungsbereitschaft führen könnte. Sie vertraten demgegenüber eher die Auffassung, dass erfolgreich erbrachte Leistungen persönliche Befriedigung und Lebensqualität bringen.