E|ner|gie, die (f.) (Tatkraft); <gr.>: en („innen“) und ergon („Wirken“); Energie ist eine physikalische Größe mit zentraler Rolle in vielen Bereichen. Zumeist ist Energie definiert als die Fähigkeit eines Stoffes, eines Körpers oder eines Systems, Arbeit zu verrichten [(PHYSIK) Arbeit = Kraft x Weg]. Energie ist also gespeicherte Arbeit, die wiederum abgegeben werden kann.
Ein nachhaltiges Energiesystem für die Zukunft
Der Wohlstand einer Region hängt zentral von der Verfügbarkeit nutzbarer Energie ab. Das Energiesystem Oberösterreichs ist heute mehr denn je gefordert. Weitreichende Veränderungen in den Rahmenbedingungen prägen die Situation: steigende Bevölkerungszahlen, Rohstoffe und Ressourcen, die immer knapper werden, dazu kommt das Problem der Erderwärmung. Ein Umdenken ist gefragt, sowohl in der Wirtschaft als auch im privaten Bereich. Eine Vogel-Strauß-Politik ist fehl am Platz.
„Wenn unsere Energiepolitik erfolgreich sein will, muss sie die Bevölkerung mitnehmen.“ – Friedrich Schneider
Es dreht sich alles um eine Frage: Wie können wir die Energienachfrage langfristig decken? Dieses Ziel werden wir nur erreichen, wenn die drei Säulen Versorgungssicherheit, Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen in einer regionalen Dimension ins Gleichgewicht gebracht werden können. Nur durch das Zusammenspiel dieser Komponenten wird der Aufbau eines gegen Unterbrechungen
und Störungen widerstandsfähigen Energiesystems für die Zukunft möglich sein. Das sichert den Wirtschaftsstandort (→ Standort) Oberösterreich.
Energie neu
Die Forderung, unser künftiges Energiesystem nach den vorhin genannten drei Dimensionen neu auszurichten und zu entwerfen, wird nicht ausreichen. Denn zuvor muss die Art verändert werden, wie wir über Energie, das Energiesystem und den Energiebedarf denken. Die gängige Eingangsfrage „Woher und wie können wir mehr Energie beziehen?“ muss in der Zukunft heißen: „Welche Energiedienstleistungen (* Bereitstellung einer Dienstleistung (z.B. Wärme, Licht, Mobilität, mechanische Antriebskraft) statt Lieferung ein es Energieträgers (z.B. Erdgas, elektrischer Strom, Benzin) benötigen wir?“.
Denn für den Grad unseres Wohlstandes kommt es nicht darauf an, wie viel Energie wir verbrauchen, sondern wofür wir Energie einsetzen.
Der Denkprozess muss also prinzipiell umgekehrt werden. Derzeit wird zuerst postuliert, welche Art von Primärenergieträger wünschenswert ist: erneuerbare oder fossile Energieträger oder gar Atom-Strom. Über unseren Umgang mit der Energie und deren Verbrauch machen sich jedoch nur wenige ernsthafte Gedanken.
„Energiesysteme müssen immer langfristig gedacht werden.“ – Monika Langthaler
Dreht man diese Betrachtungsweise um, steht an erster Stelle die Frage zu den Energiedienstleistungen, welche benötigt werden. Es folgt der energetische Endverbrauch (* energetischer Endverbrauch: Energiemenge, die Endverbrauchern zur Umwandlung in eine Energiedienstleistung bereitgestellt wird) und dann die Entscheidung, mit welchen Primärenergieträgern die Nachfrage bedient werden kann (vgl. Grafik „Die kaskadische Struktur des Energiesystems”).
Die sogenannte kaskadische (stufenweise) Betrachtungsweise hat den Vorteil, dass dadurch das Thema Energieeffizienz zur Top-Agenda wird. Darin liegt der Schlüssel für das nachhaltige Energiesystem der Zukunft.
Ein Faktor fehlt aber noch, um das Energiesystem neu denken zu lernen: die Exergie. Damit wird jener Teil der Energie bezeichnet, der in nutzbare Arbeit umgewandelt werden kann. Wird z.B. Wärmeenergie in elektrische Energie umgewandelt, dann geht ein Teil dieser Exergie durch die Umwandlung verloren, während umgekehrt elektrische Energie fast ohne Verluste in Wärme umgewandelt werden kann.
Verschiedene Energiearten, aber auch Energieträger weisen also unterschiedliche „Qualitäten“ auf. Demnach lautet die Schlussfolgerung: Sinnvoll ist es, wenn es um die Energiedienstleistung geht, jene Energieart einzusetzen, von der am wenigsten potenziell nutzbare Exergie im Umwandlungsprozess verloren geht.
Energieeffizienz: weniger ist mehr
Unsere Vision der Energie-Leitregion basiert auf 3 Säulen:
- Low energy: Darunter verstehen wir den effizienten Umgang mit Energie auf allen Ebenen.
- Low carbon: Das bedeutet, wenige fossile Energieträger zu verwenden.
- Low distance: Das Hauptaugenmerk wird auf lokale Strukturen und die dezentrale Verfügbarkeit gelegt.
Um diese Ziele bis 2050 zu erreichen, ist es nötig, den Energiebedarf um die Hälfte zu senken – vor allem in privaten Haushalten. Dann kämen etwa 80 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energiequellen, wobei wir bereits heute einen Großteil davon erzeugen. Der Schlüssel liegt also in der Energieeffizienz! Das größte Potenzial liegt darin, Energieverluste durch falsche Umwandlungs- und Verteilungsprozesse zu vermeiden und den Energiebedarf bei Temperaturen unter 100 °C (speziell bei Beheizung privater Haushalte) und in der Mobilität zu reduzieren.
Erreicht werden kann das z.B. durch den Aufbau von Energie-Speicherkapazitäten, thermische Sanierung von alten Gebäuden, Nutzung von Abwärme oder Förderung von Energieforschung. Denn wenn uns nicht bald ein Licht aufgeht, dann gehen die Lichter irgendwann aus.