Was motiviert Menschen dazu in die Politik zu gehen? Warum sind weniger Frauen als Männer in der Politik aktiv? Zur Diskussion über diese Fragen lud Academia Superior in Kooperation mit der US-Botschaft in Wien die US-Politik-Expertin Jamil S. Scott an die Johannes Kepler Universität in Linz ein.
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„Menschen, die sich politisch engagieren und an einem breiten Spektrum politischer Aktivitäten teilnehmen, sind zentral für das Funktionieren unserer Demokratie. Diese Menschen sollten die Vielfalt unserer Gemeinschaft widerspiegeln“, betonte Obfrau Christine Haberlander in ihrem Eingangsstatement bei der Begrüßung von Jamil S. Scott.
Frauen sind in Österreich und den USA immer noch politisch unterrepräsentiert. Als Gründe dafür nannte Scott, die an der Georgetown University lehrt, für die USA unter anderem, dass Kampagnen für politische Ämter viel Geld und politische Ämter selbst viel Zeit erfordern. Das fordert speziell Frauen ungleich mehr ab. Anders als bei Männern stellt sich für sie oft die Frage zwischen politischer Karriere und Familie und Kindern. Dementsprechend sähe man in den USA, dass vor allem Frauen mit bereits älteren Kindern für Ämter kandidieren.
Familie, Bildung und Medien sind zentral
Als wichtige Faktoren für mehr weibliche Beteiligung in der Politik nannte die Wissenschafterin die Erziehung in der Familie, die Bildung und die Medienlandschaft. Diese verankern in den Köpfen der Menschen entweder einen passiven oder aktiven Zugang zu politischem Denken und Engagement. „Wer mit dem Grundsatz ‚Du siehst da ein Problem? Dann mach doch etwas dagegen‘ aufwächst, hat im späteren Leben eine höhere Neigung dazu, sich aktiv zu engagieren“, beschreibt Scott eines ihrer Forschungsergebnisse.
Oft wird dabei übersehen, dass „Politik“ nicht nur auf der Ebene der Nation oder des Bundesstaates passiert. Politik sei auch, betont die Expertin, wenn man sich für kleine Veränderungen im unmittelbaren Umfeld, in der Gemeinde oder in Vereinen einsetzt und dort aktiv am Diskurs mitwirkt.
Mentoren, Quoten und Ermutigung erhöhen den Frauenanteil
Als unmittelbaren Punkt, um die Vielfalt in der Politik zu erhöhen, nannte Jamil Scott den positiven Zuspruch und die Ermutigung: „Oft ist es der Zuspruch aus dem Bekanntenkreis, der Menschen dazu bringt, in die Politik zu gehen“. Hier sieht sie aktive Politiker:innen und Parteien besonders in der Verantwortung, bestärkend auf Frauen oder auch auf Mitglieder aus Minderheiten zuzugehen.
Frauenquoten bescheinigt sie vor allem eine hohe parteieninterne Wirkung: „sie führen dazu, dass sich eine Partei mehr Gedanken machen muss, wie sie diese Quote dauerhaft erfüllen kann“, so die Expertin. Aber auch im Mentorship sieht sie ein kraftvolles Werkzeug. Das heißt, dass sich etablierte Politiker:innen jenen Frauen, die neu in die Politik starten wollen, annehmen und diesen aktive Hilfestellungen geben.
Nach dem Vortrag diskutierte Jamil Scott noch intensiv mit dem Publikum über das Thema Frauen in der Politik.