Drohnen — fliegende Killer oder nützliche Hilfsmittel für den Alltag
Mit dem landläufigen Begriff „Drohne” werden jene unbemannten Luftfahrzeuge beschrieben, die vom Boden aus, ferngesteuert navigiert werden können und dabei spezifische Aufgaben zu erfüllen haben. Die Spannweiten von derzeit verwendeten Drohnen variieren zwischen wenigen Zentimetern (Mikrodrohnen) bis hin zu über 60 Meter.
Ihr Einsatzgebiet ist enorm vielfältig: Im militärischen Bereich werden sie meist zu Kontroll- und Überwachungsmissionen eingesetzt — können aber auch bewaffnet, als fliegende Waffenplattformen verwendet werden. Das zivile Spektrum der Drohnen ist gerade erst im Entstehen begriffen und reicht von der Wissenschaft, der Landwirtschaft, der Polizei, dem Rettungswesen, dem Versandhandel bis hin zum privaten Zeitvertreib.
Ursprünge in der Militärtechnik
Bereits im Ersten Weltkrieg wurden erste Drohnenkonzepte in den USA und Großbritannien entworfen. Die deutsche Luftwaffe erwog 1939 die Entwicklung von ferngesteuerten Bombern — entschied sich dann aber doch für die V1-Raketen. Drohnen wurden in dieser Zeit nur für Schießübungen, als Zielscheiben eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde begonnen Drohnen für Erkundungszecke einzusetzen und erstmals militärisch relevant, wurden Drohnen im Vietnamkrieg zur Luftaufklärung verwendet.
Hauptproblem der Drohnen, bis in die frühen Neunziger Jahre, war, dass die von ihnen gelieferten Bilder erst ausgearbeitet werden mussten und ein potenzielles Ziel sich unter Umständen schon weiterbewegt hatte, bevor es bekämpft werden konnte.
Search and Kill — Neue Ära der Kriegsführung
Seit dem Ende der Neunziger behoben technische Innovationen viele Mängel der fliegenden Plattformen und läuteten einen Umbruch ein, der noch das gesamte Militärwesen im 21. Jahrhundert verändern wird. Satelliten, GPS, digitale Kamerasysteme und rasante Fortschritte in der Computertechnik sowie Datenübermittlung und ‑verarbeitung ermöglichen es seither, selbst kleinste Fluggeräte am anderen Ende des Globus präzise zu navigieren.
Aber auch soziale und politische Faktoren spielen für die rapide Zunahme des Einsatzes von Drohnen im Militär eine große Rolle. In vielen Gesellschaften besteht der Wunsch Opfer unter den eigenen Soldaten zu vermeiden und im Kampf gegen technisch weit unterlegene Gegner, reagiert „der Westen heute mit Drohnenkrieg auf Selbstmordattentate und improvisierte Sprengfallen”.1 Im Jahr 2002 wurden erstmals „Hunter-Killer-Drohnen” eingesetzt, als das US-Militär die ursprünglich zur Aufklärung verwendeten Predator-Drohnen bewaffnete und im „war on terror” zu einer ihrer wichtigsten Waffen machte.
Drohnen und BIG DATA
Ungefähr 80 Länder verfügen derzeit über militärische Drohnentechnologien. Österreich gehört seit Kurzem dazu.2 Und auch nichtstaatliche Akteure benützen Drohnen. Die größten Exporteure und Vorreiter in der Forschung sind derzeit Israel und die USA, aber China arbeitet ebenfalls an eigenen Drohnensystemen und hat bereits angekündigt, alle Länder zu beliefern die vom Westen nicht beliefert werden.3
Die anfallenden Datenmengen, der sich gegenwärtig in Entwicklung befindlichen, neuen Überwachungskameras für Drohnen werden enorm sein: durch Live-Bilder mit 1,8 Gigapixel kann eine Kleinstadt lückenlos überwacht werden — mit erzeugten Videodaten in der Höhe von 1 Million Terabyte pro Tag.
The next big thing — Drohnen im zivilen Leben
Doch auch unser alltägliches Leben wird durch die neue Technologie kräftig verändert werden. Der Werbegag von Amazon, seine Pakete zukünftig von fliegenden Drohnen ausliefern zu lassen, erscheint noch unrealistisch. Doch die Parks werden heute schon nicht mehr von Modellflugzeugen beherrscht, sondern „von dem, was das 21. Jahrhundert aus ihnen gemacht hat: kleine Schwebeplattformen, Quadrocopter, fliegende Kameras”.4
Für 300 Euro bekommt man heute bereits eine kleine Drohne für den Privatgebrauch. Und der Markt wird riesig: Schätzungen sprechen davon, dass der globale Umsatz mit Drohnen bis ins Jahr 2025 auf 11,6 Mrd. Dollar jährlich anwachsen wird — von gegenwärtig etwa 100 Millionen Dollar.5 Dementsprechend versuchen alle Länder gesetzliche Rahmenbedingungen für die private Benützung von Drohnen zu schaffen — in Österreich trat am 1. Jänner 2014 eine dementsprechende Novelle des Luftfahrgesetzes in Kraft.6
Die dunkle Seite der Drohne
Diese Perspektiven wecken natürlich auch Ängste. Bereits im Frühjahr 2013 warnte der Ex-Google-CEO Eric Schmidt vor einem unkontrollierten privaten Drohnengebrauch, da Drohnen jedem die Möglichkeit zur Kriegsführung geben könnten.7 Und die Möglichkeit, dass der Staat die neue Technologie auch zur Überwachung seiner Bürgerinnen und Bürger einsetzen könnte, scheint nicht so unrealistisch. Drohnen werden Menschenmengen von der Luft aus in Echtzeit überwachen können und die Sicherheitskräfte können mittels Gesichtserkennungssoftware schnell „Störenfriede” identifizieren — doch bereits jetzt wird auch an Methoden geforscht die eben diese Technologien wieder austricksen können sollen.8
Jedem seine Drohne?
Der Schlüssel für den Erfolg von privaten Drohnen wird aber darin liegen, ob sie unser Leben komfortabler machen. Sei es weil bestellte Waren schneller zu uns nach Hause kommen oder weil ein Landwirt den Zustand seiner Felder mit ihnen leichter überwachen kann.
Vielleicht hat bald jeder Jogger entlang der Donau seinen Personal Trainer in Form einer Drohne vor sich herfliegen? Die könnte dem Laufenden den Weg zeigen, motivierend zusprechen, Nachts leuchten oder seinen Zustand überwachen und dementsprechend die Laufgeschwindigkeit anpassen.
Gibt es bald nicht mehr die „Runtastic-App” sondern die „Runtastic-Drone”?
Hinweis: Die Zukunftsakademie des Landes Oberösterreich hat einen kurzen Bericht, über Anwendungsgebiete von Drohnen und Hersteller, zusammengestellt. Mehr hier.
Quellen:
1 Frank Sauer, Die Drohne: „Von der Zielscheibe zum Killerroboter?”. In: Heinrich Böll Stiftung (Hg.), Schriften zur Demokratie. Bd. 36. High-Tech-Kriege. Frieden und Sicherheit in den Zeiten von Drohnen, Kampfrobotern und digitaler Kriegsführung. Reinheim 2013, S. 44–52, hier: S. 47.
2 David Kotrba, Bundesheer-Drohnen erkennen viel, aber nicht alles. Auf: futurezone.at am 6.11.2013.
3 Sauer, Die Drohne, S. 50.
4 Peter Glaser, Leben in der Drohnosphäre. In: GDI Impuls. Nr. 1. 2014, S. 96–100, hier: S. 97.
5 Jennifer Lachman, Im Drohnenfieber. In: Die Zeit. Nr. 02/2014, 13. Januar 2014.
6 David Kotrba, Drohnen im zivilen Luftraum: „Nicht so einfach”. Auf: futurezone.at am 21.8.2013.
7 James Ball, Drones should be banned from private use, says Google’s Eric Schmidt. Auf: theguardian.com am 13.4.2013.
8 Glaser, Leben in der Drohnosphäre, S. 99.