Integration steht als gesamtgesellschaftlicher Zukunftsbereich nach wie vor im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. So widmete sich ACADEMIA SUPERIOR dem facettenreichen Thema Integration in unterschiedlichen Formen. Am 2. Mai 2012 fand die DIALOG-Veranstaltung mit Anas Schakfeh, dem ehemaligen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich und Markus Hengstschläger zum Thema „Miteinander(s) Leben”, in dem die Frage der Integration in Österreich im Vordergrund stand, statt. Auch im Rahmen des 2. SURPRISE FACTORS SYMPOSIUMs vom 16.–18. März 2012 war das Thema Migration im Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene ein zentrales Themen. Im Zuge der Arbeit an einer wirtschaftspolitischen Reformagenda veranstaltete ACADEMIA SUPERIOR darüber hinaus am 18. Juni 2012 den Arbeitskreis „Potenziale von Migrantinnen und Migranten für den Arbeitsmarkt erschließen” als Beitrag zur wirtschaftspolitischen Diskussion des Themas gemeinsam mit dem Netzwerk für Humanressourcen der Clusterland Oberösterreich GmbH, Landesrätin Mag. Doris Hummer und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz.
Als weiterer Schritt in der Auseinandersetzung mit dem Thema Integration verdichtet dieses Dossier so gewonnene Erkenntnisse und erschließt weitere Sichtweisen zu dem Thema, um zum Weiterdenken und vor allem zum Handeln anzuregen und einzuladen.
Aber weshalb ist Integration überhaupt ein so großes Thema in unserer Gesellschaft und wieso bedarf es Integrationsmaßnahmen und so genannter Integrationsindikatoren? Ist die Bezeichnung „Menschen mit Migrationshintergrund” in unserer globalisierten Welt gar noch zeitgemäß? Ist Integration ein zu inflationär verwendeter Begriff. „Sprechen wir von Integration, um den wirklich dringenden Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens aus dem Weg zu gehen?”, wie es Eva Maria Bachinger und Martin Schenk in ihrem Buch Die Integrationslüge provokant formulieren:
Kaum eine Debatte wird privat und öffentlich so emotional und unsachlich geführt wie die Frage der Integration von „Menschen mit Migrationshintergrund”. Halbwahrheiten und Irrtümer, die von allen Seiten aufs Tapet gebracht werden, verfestigen und vertiefen die Probleme weiter, anstatt uns realistischen Lösungen näher zu bringen: die Verwechslung von Relativismus mit Toleranz, die Politisierung von Identität und Religionszugehörigkeit, die Kulturalisierung sozioökonomischer Fragen und die Ignoranz gegenüber den (Status-) Kränkungen und Ohnmachtsgefühlen der Bevölkerung. Die Integrationslüge verschluckt die wichtigen Fragen, die hinter den Konflikten stecken: Bildung, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Wohnen, Menschenrechte, soziale Rangordnung, sozialer Abstieg, Ohnmacht, Anerkennung. (Schenk & Bachinger, 2012, S. 9)
Als oberösterreichischer Think Tank wollen wir sowohl zu einer Versachlichung der Debatte beitragen, als auch Handlungsempfehlungen an die Politik weitertragen. Unter Einbeziehung oberösterreichischer Institutionen und einer expertInnenbasierten Analyse geben wir einen Einblick in die momentane Wahrnehmung und Situation der Integration und deren Herausforderung in Oberösterreich und ebenso konkrete Handlungsempfehlungen und Wünsche an Entscheidungsträgerinnen und ‑träger.