Alleine durch den E-Mail-Verkehr könnten im Jahr 2025 rund 95,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent verursacht werden. Das ist mehr als ganz Österreich im Jahr 2019 an CO2-Äquivalent produzierte.

Anmerkung: Das CO₂-Äquiv­a­lent ist eine Maßein­heit zur Vere­in­heitlichung der Kli­mawirkung unter­schiedlich­er Treib­haus­gase. Die Wirkung ein­er bes­timmten Menge von z.B. Methan oder Lach­gas wird in die entsprechende Menge CO₂ umgerech­net, die die selbe Kli­mawirkung hätte. Ein Gramm CO₂-Äquiv­a­lent wird gekürzt auch als „1g CO₂e” angegeben.

2025 kön­nten täglich weltweit bis zu 376,4 Mil­liar­den E‑Mails versendet wer­den. Diese wür­den im Jahr 2025 rund 95,7 Mil­lio­nen Ton­nen CO₂-Äquiv­a­lent verur­sachen. Das ist mehr als ganz Öster­re­ich im Jahr 2019 an CO₂-Äquiv­a­lent produzierte.

Der CO₂-Fußab­druck ein­er E‑Mail ergibt sich aus dem Strom, der für das Versenden und Lesen ein­er Mail benötigt wird: Strom für das Gerät, auf dem sie geschrieben wird, für das Net­zw­erk, das sie sendet, für das Rechen­zen­trum, in dem sie gespe­ichert wird, und schließlich für das Gerät, auf dem sie gele­sen wird. Und natür­lich, ob der Strom mit erneuer­baren Energiequellen oder fos­silen pro­duziert wurde.

Die Berech­nung des CO₂-Äquiv­a­lents set­zt sich wie fol­gt zusam­men (Angaben wur­den aus dem Buch „How Bad are Bananas?” von Mike Bern­ers-Lee übernommen):

  • Für eine Spam-Mail, vom Spam-Fil­ter aufge­hal­ten (55%): 0,03g CO₂e
  • Für eine kurzes Mail, gesendet von Smart­phone zu Smart­phone (43% der Mails, die kein Spam sind*): 0,2g CO₂e
  • Für eine kurze Mail, gesendet von Lap­top zu Lap­top (50% der Mails, die kein Spam sind*): 0,3g CO₂e
  • Für eine lange Mail, 10 Minuten Schreib- und 3 Minuten Lesezeit, gesendet von Lap­top zu Lap­top (6% der Mails, die kein Spam sind*): 17g CO₂e
  • Für eine lange Mail, 10 Minuten Schreibzeit, gesendet an 100 Men­schen, von denen 99 drei Sekun­den brauchen, um zu erken­nen, dass sie es ignori­eren kön­nen, und eine Per­son, die das Mail liest (1% der Mails, die kein Spam sind*): 26g CO₂e

*Prozen­tangaben beruhren auf eige­nen Annah­men (keine offiziellen Dat­en verfügbar)

Die hier genan­nten Zahlen des CO₂-Äquiv­a­lents gel­ten für den Strom-Mix in Eng­land (2019: 17,3% Nuk­lear; 11,4% Bio­masse; 1,8% Wasserkraft; 19,9% Wind­kraft; 3,9% Solar; 40,8% Gas; 2,1% Kohle; 0,3% Öl; 2,4% andere). In Öster­re­ich wäre der CO₂-Fußab­druck geringer, da der Energiemix stark­er aus erneuer­baren Energiequellen beruht (2019: 60,2% Wasserkraft; 21% Öl, Kohle und Gas; 10,2% Wind­kraft; 1,2% Solar; 6,1% Bio­masse; 1,4% andere).

Berech­nung:

4,6 Mil­liar­den Email-Nutzer*innen im Jahr 2025
376,4 Mil­liar­den Mails täglich im Jahr 2025
55% Spam-Emails (2018)
82 Mails/Tag = 45 Spam und 37 Mails

45 Spam-Mails pro Tag:
45 x 0,03g = 1,35g pro Per­son am Tag = 492,8g CO₂e pro Per­son im Jahr für Spam-Mails

37 Mail pro Tag:
15,91 x 0,2g + 18,5 x 0,3g + 2,22 x 17g + 0,37 x 26g = 56,1g pro Per­son am Tag = 20.251,7g CO₂e pro Per­son im Jahr für Mails (ohne Spam)

Eine versendete und gele­sene Mail verur­sacht ca. 1,5g CO₂e

20.251,7g + 492,8g (Spam) = 20,8 kg CO₂e pro Jahr pro Person

20,8 kg x 4,6 Mrd. Nutzer*innen = 95,7 Mil­lio­nen Ton­nen CO₂e im Jahr 2025

Anmerkung: Zahlen wur­den gerundet

Wie setzt sich der digitale CO2-Fußabdruck zusammen?

Mike Bern­ers-Lee berech­net in seinem Buch How Bad are Bananas?, dass durch die Infor­ma­tions- und Kom­mu­nika­tion­stech­nolo­gie (ICT) ins­ge­samt im Jahr 2018 1,4 Mil­liar­den Ton­nen CO₂e aus­gestoßen wer­den. Dies entspricht 2,5% der glob­alen CO₂e (2018). Der CO₂-Fußab­druck jed­er einzel­nen Aktion, die wir online durch­führen, ist ger­ing. Da derzeit unge­fähr die Hälfte der Welt­bevölkerung (4,1 Mil­liar­den Men­schen) Internetnutzer*innen sind, ist der Gesamt­ef­fekt jedoch groß.

Die exak­te Menge, die bei jedem Mausklick emit­tiert wird, hängt von ver­schiede­nen Fak­toren ab. Zunächst gibt es die Her­stel­lung der Geräte, mit denen man auf das Inter­net zugreift: Lap­top, Smart­phone, Fernse­her und jedes andere Gerät weisen bei der Pro­duk­tion bere­its einen CO₂-Fußab­druck auf. Dann stellt sich die Frage nach der indi­vidu­ellen Nutzung und vor allem der gesamten Infra­struk­tur, die unsere Infor­ma­tio­nen spe­ichert und uns in Verbindung hält. Die vie­len Satel­liten, Kabel und Rechen­zen­tren, aus denen das Inter­net beste­ht und der Strom, mit dem sie betrieben wer­den, tra­gen wiederum zum CO₂-Fußab­druck bei.

All­ge­mein berech­net sich der Energie­ver­brauch anhand der Daten­nutzung und Her­stel­lung der Geräte. Laut ein­er Berech­nung des franzö­sis­chen Think-Tanks „The Shift Project” gehen 55% auf die Daten­nutzung und 45% auf die Her­stel­lung zurück.

Umgerech­net auf den indi­vidu­ellen Energie­ver­brauch berech­nete das Öko-Insti­tut den CO₂-Fußab­druck des dig­i­tal­en Lebens ein­er Per­son in Deutsch­land. Das Ergeb­nis lautet, dass eine Per­son im Jahr rund 850 kg CO₂e für Dig­i­tal­isierung und Tech­nik in die Luft stößt. Die Zahl teilt sich dabei wie fol­gt auf:

  • Her­stel­lung Endgeräte: 346 kg CO₂e/Jahr
  • Nutzung Endgeräte: 189 kg CO₂e/Jahr
  • Daten­net­zw­erke: 76 kg CO₂e/Jahr
  • Rechen­zen­tren: 239 kg CO₂e/Jahr
  • Summe ins­ge­samt: 850 kg CO₂e/Jahr

„Nimmt man noch weit­ere Treib­haus­gase­mis­sio­nen hinzu, die durch die Nutzung von weltweit verteil­ten Web­seit­en, Musik- und Videostream­ing-Dien­sten, sozialen Net­zw­erken, ver­net­zten Haushalts­geräten, Videoüberwachung, Big-Data-Analy­sen und so weit­er entste­hen, so sum­miert sich der indi­vidu­elle CO₂-Fußab­druck durch Infor­ma­tion­stech­nik leicht auf 1 Tonne pro Jahr oder mehr.“ (Jens Gröger, 2020)

Rechenzentren als Stromfresser

Einen großen Anteil des Ver­brauchs ist auf Rechen­zen­tren zurück­zuführen. Sie sind die Voraus­set­zung für unser dig­i­tales Leben. Dies sind eigene Hallen, die mit unzäh­li­gen Servern, Spe­ich­ern, Tech­nik und Klim­ageräten gefüllt sind – und all das benötigt Unmen­gen an Strom, ins­beson­dere die Küh­lung der Geräte. Es wird hier schon daran gear­beit­et die Abwärme der Geräte zu nutzen und als Ele­ment ein­er nach­halti­gen Wärmev­er­sorgung heranzuziehen.

Die Rechen­zen­tren sind auch für Kryp­towährun­gen, wie Bit­coin essen­tiell. Eine Studie an der Uni­ver­si­ty of Cam­bridge berech­nete, dass Bit­coin rund 121,36 TWh pro Jahr braucht – ganz Argen­tinien mit seinen rund 45 Mil­lio­nen Einwohner*innen benötigt eben­falls 121 TWh. Das „Bit­coin-Min­ing” frisst dabei enorme Men­gen an Strom, da hochkom­plex­en Rechen­prozesse auf immer mehr Rech­n­ern vol­l­zo­gen wer­den müssen. Der stetige Kur­sanstieg ver­stärkt diese.

Die Cam­bridge Uni­ver­si­ty hat hierzu einen „Elec­tric­i­ty Con­sump­tion Index” erstellt, der sich alle 30 Sekun­den aktualisiert.

Alternativen und Maßnahmen

Dig­i­tale Tech­nolo­gien und Infra­struk­turen hin­ter­lassen einen erhe­blichen und stetig wach­senden ökol­o­gis­chen Fußab­druck. Damit die Dig­i­tal­isierung nicht zum großen Umwelt­sün­der mutiert, benötigt es ein gemein­schaftlich­es Umdenken und Maß­nah­men auf poli­tis­ch­er, wirtschaftlich­er und indi­vidu­eller Ebene.

Politik

In der von dem deutschen „Bun­desmin­is­teri­um für Umwelt, Naturschutz und nuk­leare Sicher­heit” veröf­fentlicht­en „Umwelt­poli­tis­chen Dig­i­ta­la­gen­da” wer­den einige wichtige poli­tis­che Maß­nah­men formuliert:

  • Dig­i­tale Infra­struk­tur und Rechen­zen­tren effizien­ter machen z.B.: geset­zliche Anforderun­gen an eine Mindestenergieeffizienz
  • Ökode­sign-Richtlin­ie für Effizien­z­s­tan­dards zu Mate­ri­alien oder Ressourcen für dig­i­tale elek­tro­n­is­che Geräte ord­nungspoli­tisch regeln
  • Garantieaus­sagepflicht und Recht auf Reparatur von Geräten
  • EU-weite und ökol­o­gisch sin­nvolle Min­destein­satzquoten an recycel­ten Materialien
  • Mobil­funk­in­fra­struk­tur ökol­o­gisch ausbauen
  • Inte­gra­tion von Ressourcenef­fizienz-und Umweltaspek­ten in der Indus­trie 4.0
  • Trans­paren­zini­tia­tive
  • Förder­pro­gramm für Kün­stliche Intel­li­genz für Umwelt, Kli­ma, Natur und Ressourcen
  • Daten­zu­gang mod­ernisieren und vereinfachen

Unternehmen

Der Druck auf Unternehmen für eine nach­haltige Wirtschaft wächst aus allen Rich­tun­gen (Poli­tik, Konsument*innen und Investor*innen). Eine Umfrage unter 19.000 Bürger*innen in 28 Län­dern ergab, dass 77 Prozent einen höheren Preis für umwelt­fre­undliche Marken aus­geben wür­den. Nach­haltiges Han­deln kann also auch mehr Gewinn bringen.

Microsoft äußerte let­ztes Jahr, dass der Konz­ern CO₂-neg­a­tiv wer­den will. Dies bedeutet, mehr CO2 zu „ver­nicht­en”, als es selb­st ausstößt. Die Emis­sio­nen sollen bis 2030 hal­biert wer­den, nicht nur im Unternehmen selb­st, son­dern auch in der Liefer­kette. Bis 2050 will der Konz­ern alle Emis­sio­nen kom­pen­sieren, die er seit der Grün­dung 1975 ver­braucht hat. Durch die Umstel­lung auf erneuer­bare Energie, Elek­troau­tos und Investi­tio­nen in nach­haltige Forschun­gen soll das Vorhaben gelingen.

Neben großen IT-Konz­er­nen kön­nen auch andere Unternehmen an ihrer dig­i­tal­en Nach­haltigkeit arbeit­en. Eine Möglichkeit beste­ht im Online-Auftritt der eige­nen Web­site. Das in Ams­ter­dam ansäs­sige Design­stu­dio For­mafan­tas­ma hat seine neue Web­site im Feb­ru­ar 2021 gelauncht und auf max­i­male Energieef­fizienz aus­gelegt. Sie enthält kleine Bilder, Basic-Schrif­tarten und ein Logo, das aus Stan­dard-Uni­code-Sym­bol­en erstellt wurde. Auch Volk­swa­gen hat seine kanadis­che Web­site für ein nach­haltigeres Surfer­leb­nis opti­miert, ein Online-Redesign, um den dig­i­tal­en CO₂-Fußab­druck der Marke zu ver­ringern. Volk­swa­gen reduzierte die in seine Online-Medi­en einge­bet­tete Daten­menge, indem alle Far­ben ent­fer­nt und Fotos durch Mosaike erset­zt wur­den, die aus Textze­ichen mit gerin­gen Dat­en erstellt wurden.

Wie nach­haltig ist Ihre Web­site? Unter fol­gen­dem Link gelan­gen Sie zu einem CO₂-Rechner.

Individuell

Ecosia ist eine Google-Alter­na­tive. Die Such­mas­chine, die Ende Jan­u­ar als Stan­dard­such­mas­chine für den Brows­er Brave aus­gewählt wurde, gle­icht die durch Online-Aktiv­itäten verur­sacht­en CO₂-Emis­sio­nen aus, indem für jew­eils 45 durchge­führte Suchvorgänge ein Baum gepflanzt wird.

Ovo Ener­gy hat die Kam­pagne „Think Before You Thank” ges­tartet, die eine Brows­er-Erweiterung und eine E‑Mail-Sig­natur enthält, mit denen man weniger Ein-Wort-E-Mails senden soll.

Im Brows­er erscheint dabei beim Absenden ein­er E‑Mail die Nach­frage, ob die Mail notwendig ist. Zudem gibt es eine E‑Mail-Sig­natur, die den Men­schen im Voraus ein Dankeschön sendet und dabei helfen soll, das CO₂e zu senken.

Grund­sät­zlich gilt auch hier lan­glebige dig­i­tale Geräte zu kaufen, diese bewusst zu kon­sum­ieren und auf nach­haltig pro­duzierten Strom umzusteigen. Und auch wenn es in Zeit­en wie diesen schwierig ist: Sprachan­rufe sind sparsamer als Videoanrufe.

Quellen

Aimee Tweedale (2021): The car­bon foot­print of the inter­net: What’s the envi­ron­men­tal impact of being online? In: ovo energy.
Bun­desmin­is­teri­um für Umwelt, Naturschutz und Nuk­leare Sicher­heit (2020): Umwelt­poli­tis­che Dig­i­ta­la­gen­da.
Cristi­na Crid­dle (2021): Bit­coin con­sumes ‘more elec­tric­i­ty than Argenti­na’. In: BBC.
Daniel Zwick (2021): Eine saubere Wirtschaft bringt mehr Gewinn. In: Welt.
E‑Control (2020): Betrieb­ssta­tis­tik. Gesamte Ver­sorgung in Öster­re­ich. Bilanz elek­trisch­er Energie.
Jean­nette Cwienk (2019): Ist Net­flix schlecht für die Umwelt? Wie Video-Stream­ing den Kli­mawan­del anheizt. In: Deutsche Welle.
Jens Gröger (2020): Der CO2-Fußab­druck unseres dig­i­tal­en Lebensstils. In: Öko-Institut.
Mike Bern­ers-Lee: How Bad are Bananas? The car­bon foot­print of ever­thing. CPI Group Ltd. Croy­don. 2020.
Roland Lind­ner (2020): Microsoft set­zt sich Kli­maziele. In: FAZ.
Sta­tista 2021a: Prog­nose zur Anzahl der täglich versende­ten und emp­fan­genen E‑Mails weltweit von 2020 bis 2024.
Sta­tista 2021b: Num­ber of e‑mail users world­wide from 2017 to 2025.
The Shift Project (2019): Lean ICT: Towards Dig­i­tal Sobriety.
Umwelt­bun­de­samt (2021): Treib­haus­gas-Bilanz Öster­re­ichs 2019.

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