Am 7. Feb­ru­ar 2025 fand der 25. DIALOG der ACADEMIA SUPERIOR im Fest­saal der Uni­ver­sität Linz statt. Unter dem Titel „Rus­s­land – Ewige Dik­tatur oder Chance für Demokratie?“ erfuhren rund 300 Teilnehmer:innen von ORF-Aus­land­sko­r­re­spon­dent Paul Kri­sai die poli­tis­chen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwick­lun­gen in Rus­s­land. Im Mit­telpunkt stand die Frage, ob es real­is­tis­che Per­spek­tiv­en für demokratis­che Refor­men in Rus­s­land gibt, oder autoritäre Struk­turen das Sys­tem weit­er­hin dominieren.

Russland zwischen Repression und Zukunftsperspektiven

„Regime haben ein Ablauf­da­tum – aber nicht zwin­gend zugun­sten ein­er west­lichen Demokratie.“ — Paul Krisai

ACADEMIA SUPERIOR Obfrau Mag. Chris­tine Haber­lan­der eröffnete den Abend mit ein­er Reflex­ion über Rus­s­lands kul­turelle Ver­gan­gen­heit und seine poli­tis­che Gegen­wart. Sie stellte die Frage, ob es so etwas wie eine rus­sis­che Seele gebe und wie sich diese in der heuti­gen Zeit beschreiben ließe. In sein­er Ein­führung würdigte der wis­senschaftliche Leit­er der ACADEMIA SUPERIOR, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, die jour­nal­is­tis­che Arbeit Kri­sais, der mutig und nah am Geschehen über die Entwick­lun­gen in Rus­s­land berichtet.

Kri­sai selb­st betonte die tiefge­hen­den struk­turellen Prob­leme des Lan­des. Seit Jahren nehme der staatliche Druck auf die Medi­en zu, während demokratis­che Bewe­gun­gen sys­tem­a­tisch unter­drückt wür­den. Der Krieg gegen die Ukraine habe den let­zten Raum für unab­hängige Stim­men nahezu eliminiert.

„Men­schen wer­den ver­haftet, nur weil sie mit leeren Plakat­en protestieren“ — Paul Kri­sai

Die Rolle von Propaganda und wirtschaftlichen Zwängen

Ein wesentlich­er Punkt der Diskus­sion war die Rolle von Pro­pa­gan­da und wirtschaftlichen Mech­a­nis­men, die das Sys­tem sta­bil­isieren. Hohe Prämien für Sol­dat­en, sys­tem­a­tis­che Denun­zi­a­tion und staatlich gelenk­te Medi­en bes­tim­men das tägliche Leben. Der Krieg sei nicht nur eine geopoli­tis­che Strate­gie, son­dern auch ein Geschäftsmod­ell, bei dem finanzielle Anreize eine zen­trale Rolle spielten.

Demokratie in Russland: Wunsch oder Illusion?

Die zen­trale Frage des Abends lautete: Gibt es eine real­is­tis­che Per­spek­tive für demokratis­che Verän­derun­gen in Rus­s­land? Kri­sai blieb skep­tisch. Die Mehrheit der Russ:innen verbinde Demokratie mit den wirtschaftlichen Krisen der 1990er Jahre und sehe Putin als Sta­bil­itäts­garant. Eine demokratis­che Trans­for­ma­tion von innen sei daher unwahrscheinlich.

„Die Mehrheit der Bevölkerung würde in freien Wahlen wohl weit­er­hin Putin wählen.“ — Paul Krisai

Was kommt nach Putin?

Ein weit­eres The­ma war die Zukun­ft Rus­s­lands nach Putin. Kri­sai beschrieb das derzeit­ige Sys­tem als mafiös ges­teuerten Staat, in dem Machtkämpfe unver­mei­dlich seien. Die größte Unsicher­heit beste­he darin, wer nach Putin an die Macht kom­men werde – und ob dies eine Reform oder eine noch rigidere Kon­trolle bedeuten könnte.

Österreichs Verantwortung und demokratische Wachsamkeit

Zum Abschluss betonte Chris­tine Haber­lan­der die Bedeu­tung der demokratis­chen Werte in Europa.

„80 Jahre nach dem Ende des Zweit­en Weltkriegs und 30 Jahre EU-Mit­glied­schaft erin­nern uns daran, dass Demokratie und Mei­n­ungs­frei­heit keine Selb­stver­ständlichkeit sind. Wir müssen sie aktiv schützen und vertei­di­gen.“ — Chris­tine Haberlander

Partner des Abends: Energie AG Oberösterreich

Die Ver­anstal­tung wurde durch die Unter­stützung der Energie AG Oberöster­re­ich ermöglicht. Mit ihrem Engage­ment für den offe­nen Dia­log set­zt sie ein klares Zeichen für den Wert demokratis­ch­er Diskurse.

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