Interagierende und fühlbare 3D-Hologramme werden die Zukunft der augmented reality und des Internet of Life einläuten.
Vom Internet of Things zum Internet of Life
In einem der letzten Blogs schrieb Konrad Fux darüber, dass nicht nur immer mehr Geräte vernetzt werden und im Internet der Dinge online gehen, sondern dass auch wir Menschen uns selbst immer mehr vernetzen und bald auch unsere Körper im Netz eindeutig identifizierbar sein werden.
Aus dem Internet of Things wird dann das Internet of Life, in dem wir parallel in der digitalen und der realen Welt atmen und leben. Die Grenzen zwischen diesen Welten werden bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen.
Klingt nach Science Fiction? Die Entwicklung geht aber eindeutig in diese Richtung. Seit Jahrzehnten werden unsere digitalen Helfer immer kompakter – von den ersten, haushohen Transistorencomputern, über den Personal Computer bis zur heutigen Smart Watch rückt die Technik immer näher an unseren Körper heran. Die nächste Phase stellen Datenbrillen oder Datenlinsen dar – und danach wird die Technik endgültig in unsere Körper eindringen – und mit ihr das Netz.
Kommen dann die totale Überwachung und die Abhängigkeit von den Maschinen? Oder werden diese Technologien unsere Gesundheit befördern, unsere Kommunikation erleichtern und Wissen nutzbarer machen? Was größer sein wird – die Chancen oder Risiken – ist heute noch schwer abschätzbar.
Was aber sicher ist: diese Entwicklung wird kommen. Zu groß sind vor allem die kommerziellen Potenziale der Verschmelzung von digitaler und analoger Welt zu etwas Neuem, als dass sie nicht probiert werden würde.
Eine Schlüsselrolle in dieser Entwicklung werden 3D-Hologramme einnehmen
Vor kurzem stellte ein japanisches Forscherteam aus Tokio einen Laseraufbau vor, durch den dreidimensionale Holgramme produziert werden, die frei in der Luft schweben. Das Neue daran? Diese 3D-Hologramme reagieren auf Berührungen und auch wir Menschen können sie spüren.
Dabei ionisiert ein Laser die Luftmoleküle am Fokuspunkt des Laserstrahls und erzeugt so ein Plasma. Die Moleküle geben Lichtimpulse ab, welche sich zu Bildern kombinieren lassen. Berührt man das Hologramm/Plasma, dann leuchtet es heller und das Plasma sendete eine kleine Druckwelle aus, wodurch das Hologramm für den Menschen spürbar wird. Zu den 3D-Hologrammen gibt es auch ein Video.
Falls diese Technik so weiterentwickelt werden kann, dass sie für den Menschen ungefährlich ist (derzeit drohen noch Schäden auf der Augennetzhaut), wird sie unsere Welt überschwemmen.
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich Werbung mit 3D-Hologrammen vorzustellen, die beim Spaziergang durch die Stadt leuchtend über den Köpfen schweben und bei Berührungen durch Passanten mit diesen interagieren. Oder Touristenführer-Hologramme, die uns auf einer Tour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten begleiten. Noch mehr Potenzial kann sich die Unterhaltungsbranche von den feenhaften Lichtern erwarten – und natürlich die Pornoindustrie.
Ist der Mensch als Konsumentin oder Konsument noch dazu eindeutig in der virtuellen Welt identifizierbar, kann die Werbung, die Tour oder die gekaufte Unterhaltung optimal auf die jeweiligen Vorlieben abgestimmt werden. Wer vernetzt ist, muss keine Daten mehr eingeben, um zu erhalten was gewünscht wird – die Hologramme merken es selbst durch die Reaktionen des vernetzten Menschen. Und diese Vorliebe des Menschen für Bequemlichkeit und einfache Lösungen wird es auch sein, die der vernetzten Welt und dem Internet of Life zum Durchbruch verhelfen wird.
Zum Autor
Michael Hauer ist Sozial- und Wirtschaftshistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei ACADEMIA SUPERIOR