Österreich liegt mit 26,5% Bio-Landwirtschaftsfläche weltweit auf Platz zwei.

In Öster­re­ich waren im Jahr 2020 fast ein Vier­tel aller land­wirtschaftlichen Betriebe Bio-Betriebe, näm­lich 22,7% (24.480 Betriebe). 26,5% der land­wirtschaftlich genutzten Flächen wur­den als Bio-Flächen bewirtschaftet, was in absoluten Zahlen 679.872 ha bedeutet. (1)

Quelle: Bio Aus­tria 2021 (1)

Damit hat Öster­re­ich bere­its heute das Ziel der „Farm to Fork”-Strategie der Europäis­che Kom­mis­sion erre­icht. Diese gibt eine Quote von 25% biol­o­gisch bewirtschafteten Fläche in Europa bis 2030 vor und gilt als eines der Kern­stücke der Europäis­chen Grü­nen Deals um Europa Kli­ma­neu­tral wer­den zu lassen. (2)

Wann ist etwas Bio?

Biol­o­gis­che Land­wirtschaft ver­ste­ht sich als ganzheitlich­er Ansatz und zielt auf einen möglichst geschlosse­nen Betrieb­skreis­lauf. Dabei wird auf fol­gende Grund­sätze und Prinzip­i­en geachtet:

  • Möglichst geringer Ein­satz von Fremdenergie
  • Nützen von natür­lichen Selbstregulierungs-Mechanismen
  • Ernährung des Bodens und nicht der Pflanze
  • Möglichst geschlossene Kreisläufe
  • Umweltscho­nung (3)

Bio in Europa und weltweit

Auch im europäis­chen Ver­gle­ich befind­et sich Öster­re­ich im Spitzen­feld. Lediglich Liecht­en­stein liegt mit 41% auf Platz 1. Gefol­gt von Öster­re­ich, Est­land und Schwe­den, welche alle eine Quote von über 20% aufweisen. Der europäis­che Durch­schnittswert liegt weit darunter, bei ger­ade ein­mal 8,1%. Viele Län­der haben hier noch einiges bis 2030 aufzu­holen, wenn das Ziel von 25% erre­icht wer­den soll. (Anmerkung: Zahlen von 2019) (4)


Quelle: FIBL: The World of Organ­ic Agri­cul­ture Sta­tis­tics and Emerg­ing Trends 2021 (4)

Im glob­alen Ver­gle­ich der Bio-Land­wirtschafts­flächen befind­et sich Öster­re­ich, gerech­net an der gesamten Land­wirtschafts­fläche, eben­falls auf dem zweit­en Platz – wiederum getoppt von Liecht­en­stein. Auf Platz drei liegt der kleine afrikanis­che Insel­staat São Tomé und Príncipe gefol­gt von Est­land und Schwe­den. (4)

Quelle: FIBL: The World of Organ­ic Agri­cul­ture Sta­tis­tics and Emerg­ing Trends 2021 (4)

Weltweit gab es im Jahr 2019 3,1 Mil­lio­nen Biobäuer*innen, wobei die meis­ten Bioproduzent*innen in Indi­en (1.366.000), gefol­gt von Ugan­da (210.000) und Äthiopi­en (204.000) zu find­en waren. Ins­ge­samt wur­den 2019 72,3 Mil­lio­nen Hek­tar Land­wirtschafts­fläche biol­o­gisch bewirtschaftet, was lediglich 1,5% der gesamten glob­alen Land­wirtschaft aus­macht. Die größte Fläche ent­fällt dabei auf Aus­tralien (35,7 Mil­lio­nen Hek­tar), Argen­tinien (3,7 Mil­lio­nen Hek­tar) und Spanien (2,4 Mil­lio­nen Hek­tar). (4)

Bio-Lebensmittel werden immer beliebter

Die Nach­frage nach Bio-Lebens­mit­tel steigt kon­tinuier­lich, wie die fol­gende Grafik zeigt. Erst­mals wurde 2021 die Marke von 10% in Öster­re­ich über­schrit­ten. In den let­zten vier Jahren stieg der Bioan­teil bei Einkäufen um 2,7%. (5)

Quelle: Rol­lA­MA/A­MA-Mar­keting 2021 (5)

Die meis­ten Lebens­mit­tel in Bio-Qual­ität wer­den dabei in den Seg­menten Milch, Joghurt und Eier gekauft. Erdäpfel, Eier und Frischgemüse liegen eben­falls weit über dem Durch­schnitt. Deut­lich Luft nach oben haben die Bere­ichen Fleisch und Geflügel sowie Wurst und Schinken, wobei auch hier der Anteil steigt. (5)

Quelle: Rol­lA­MA/A­MA-Mar­keting 2021: Elf Prozent Bio im Super­markt. 2021 (5)

Diese Siegel bedeuten Bio

Im Kon­text des Kon­sums von Bio-Lebens­mit­teln, sollte auch ein kurz­er Blick auf die Siegel und Logos gewor­fen wer­den. In Öster­re­ich find­en sich auf den Lebens­mit­teln vor allem zwei Bio-Siegel, jenes der EU und das öster­re­ichis­che AMA Bio-Gütesiegel.

Das Bio-Logo der EU erhal­ten Lebens­mit­tel, deren Bestandteil zu min­destens aus 95% aus Bio-Zutat­en beste­hen. Die weit­eren 5% unter­liegen eben­falls stren­gen Aufla­gen. „Das Logo garantiert die Ein­hal­tung der europäis­chen Öko-Verord­nung. Diese garantiert Gen­tech­nikfrei­heit, art­gerechtere Tier­hal­tung und den Verzicht von organ­isch-syn­thetis­chen Pflanzen­schutz- und chemisch-syn­thetis­chen Düngemit­teln.” Neben dem Logo müssen zudem ein Code der Kon­troll­stelle und der Ort­sname ste­hen, an dem die land­wirtschaftlichen Rohstoffe des Pro­duk­ts erzeugt wur­den (Herkun­ftskennze­ich­nung). (6)

Auf dem EU-Bio-Logo auf­bauend, hat sich in Öster­re­ich das Güte­siegel für Bio-Lebens­mit­tel entwick­eln. Es stellt hohe Lebens­mit­telqual­ität, Lebens­mit­tel­sicher­heit und im Ver­gle­ich zum EU-Bio-Logo mehr Bio durch verbesserte Umwelt­stan­dards sich­er. Das Bio-Siegel mit der Herkun­ft­sangabe AUSTRIA garantiert darüber hin­aus Öster­re­ich als Herkun­ft­sort der land­wirtschaftlichen Rohstoffe und auch als den Ort der Be- und Ver­ar­beitung. Die Inhalt­stoffe müssen dabei aus 100% biol­o­gis­chen Zutat­en, Verzicht auf Palmöl sowie umwelt­fre­undliche Ver­pack­ung müssen einge­hal­ten wer­den. (7)

Kann Bio-Landwirtschaft die Welt ernähren?

Eine Frage, die oft im Zusam­men­hang mit biol­o­gis­ch­er Land­wirtschaft und Kon­sum gestellt wird, ist jene, ob man damit die Welt ernähren kann. Eine ein­fache Antwort gibt es hier nicht. Bis zum Jahr 2050 wird die Welt­bevölkerung voraus­sichtlich auf fast 10 Mil­liar­den Men­schen anwach­sen. Dies impliziert, dass die Nach­frage nach Lebens­mit­tel um 50% gegenüber 2013 ansteigen wird. Klar ist, dass unsere Form der Ernährung nicht 10 Mil­liar­den Men­schen nur durch biol­o­gis­chen Anbau satt machen wird, dafür essen wir zu viel Fleisch, tierische Pro­duk­te und haben oben­drein eine zu hohe Lebens­mit­telver­schwen­dung. (8)

In seinem Buch „Alles satt?” schlägt der Agrar­wis­senschaftler Urs Nig­gli (ehem. Leit­er des Forschungsin­sti­tuts für Biol­o­gis­chen Land­bau im schweiz­erischen Frick) eine Kom­bi­na­tion aus herkömm­lich­er und biol­o­gis­ch­er Land­wirtschaft vor. Com­put­er­mod­elle deuten genau darauf hin: „Die Vari­ante mit einem Anteil von 60% Bioland­bau und 40% kon­ven­tionell bear­beit­eten Flächen brachte dem­nach am besten Ökosys­tem- und Naturschutz auf der einen und die zuver­läs­sige Ver­sorgung von bald zehn Mil­liar­den Men­schen mit aus­re­ichend gesun­der Nahrung auf der anderen Seite unter einen Hut.” Darüber hin­aus müssen die Anbau­flächen für Tier­fut­ter sowie die Lebens­mit­telver­schwen­dung jew­eils hal­biert wer­den. (9)

Quellen:

(1) Bio Aus­tria (2021)
(2) BMLRT: Die Zukun­ft der Bio-Land­wirtschaft. 2021.
(3) BMLRT: Was heißt Biol­o­gis­che Land­wirtschaft? 2021.
(4) FIBL: The World of Organ­ic Agri­cul­ture Sta­tis­tics and Emerg­ing Trends 2021.
(5) Agrar­markt Aus­tria Mar­ket­ing GesmbH: Rol­lA­MA/A­MA-Mar­keting 2021: Elf Prozent Bio im Super­markt. 2021.
(6) Ver­braucherzen­trale: EU-Bio-Logo: Ein­heitlich­es Logo für ver­pack­te Öko-Pro­duk­te. 3.2.2021
(7) Agrar­markt Aus­tria Mar­ket­ing GesmbH: Das AMA-Biogüte­siegel.
(8) Swiss-Food: Kann Bio die Welt ernähren.
(9) Knauer Roland: Welche Strate­gie die Welt ernähren kann. In: Spek­trum. 16.7.2021

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