Immer wieder werden Ängste laut, dass der technologische Fortschritt zu Massenarbeitslosigkeit führt und bestehende Arbeitsplätze vernichtet.
Neue Technologien nehmen uns nicht die Arbeitsplätze weg
Aktuelle Zahlen sprechen genau für das Gegenteil: Innovations- und technologieintensive Länder weisen tendenziell niedrigere Arbeitslosenquoten auf als Länder mit schwacher Innovationsleistung.
Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Industrie 4.0 sind also kein Grund, einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu befürchten. Sie sind vielmehr die Basis für Arbeit und Wohlstand der Zukunft.
Sicher ist jedoch: Die Digitalisierung bringt starke Veränderungen. Die beste Vorbereitung darauf ist die Förderung von Flexibilität und Beweglichkeit auf dem Arbeitsmarkt und des lebenslangen Lernens im Bildungssektor.
Insights
Dieser Artikel ist Teil der Reihe Insights. ACADEMIA SUPERIOR bietet damit spannende Ein- und Ausblicke zu wichtigen Themen: relevant, kurz und anschaulich.
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Politik und Wissenschaft sollte meines Erachtens wesentlich professioneller mit Daten aus verschiedenen Quellen umgehen. Die präsentierte Graphik der Cornell University 2017 besitzt keine Aussagekraft in Hinblick der getätigten Aussagen, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Entfernt man aus den Daten die Ausreißer “Griechenland, Spanien und Türkei” (- wir kennen die Gründe der hohen Arbeitslosenzahlen dieser Länder -), so wird aus der fallenden strichlierten Linie fast eine Horizontale. Das würde heißen: Arbeitslosigkeit ist unabhängig vom Global Innovation Index!
2. Dasselbe wie in 1. passiert, wenn man nur die “entwickelteren” Länder mit Global Innovation Index über 50 für die Analyse heranzieht.
3. Ehrlicher wäre es, wenn man die Daten noch mit der Größe der Bevölkerung gewichten würde. Dabei fällt auf, dass Daten für die bevölkerungsreichsten Länder (China, Indien) überhaupt fehlen. Aber gerade diese Länder werden die Weltwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich beeinflussen.
4. Die Daten beziehen sich auf eine Studie aus dem Jahr 2017. Eine Aussage über etwaige Veränderungen der präsentierten Daten für die nächsten Dekaden abzuleiten, ist schlicht unzulässig.
Es ist wohl richtig, dass technologische Neuerungen wie “Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Industrie 4.0” starke Veränderungen mit sich bringen werden. Das war aber in ähnlicher Weise auch in vergangenen Jahrhunderten der Fall. Es wird auch hier – so wie früher – Gewinner und Verlierer geben. Eine Gesellschaft, die nicht darauf reagiert, hat schon verloren. Es ist jedoch zu einfach, nur die Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und lebenslanges Lernen zu verordnen. Da Arbeitslosigkeit in verstärktem Ausmaß immer mehr auch gut ausgebildete Personen betrifft und Wertschöpfung immer mehr durch automatisierte Prozesse generiert wird, ist das Problemfeld der Auswirkung neuer Technologien auf Arbeitsplätze viel breiter zu diskutieren.
Das sehr plakative Statement der Aussendung der Academia Superior „Neue Technologien nehmen uns nicht die Arbeitsplätze weg“ ist daher weder beweisbar noch widerlegbar.
Vielen Dank für die interessanten und berechtigten Anmerkungen. Wir freuen uns, wenn die Themen hier kritisch diskutiert werden!