Zu|kunft, die (f.); <mhdt.>: zuokun­ft und <ahdt.> zuochumft „das auf jemand Zuk­om­mende“; beschreibt die Zeit, die noch bevorste­ht, erst kommt oder noch nicht da ist und das in ihr Erwartete. Fol­gt der Gegen­wart nach. Diszi­plinen, die sich mit Zukun­ft befassen, wer­den als Zukun­fts­forschung oder Futur­olo­gie bezeichnet.

Zukunftsforschung und Zukunftsgestaltung

Ein vielz­i­tiert­er Satz besagt: „Prog­nosen sind schwierig, beson­ders wenn sie die Zukun­ft betr­e­f­fen“. Zukun­fts­forschung ist ein junges, inter­diszi­plinäres Forschungs­ge­bi­et und ver­sucht, mit qual­i­ta­tiv­en und quan­ti­ta­tiv­en Meth­o­d­en der Prog­nos­tik Vorher­sagen über kün­ftige Entwick­lun­gen zu tre­f­fen. Zukun­fts­gestal­tung macht sich diesel­ben Meth­o­d­en zunutze, um die Welt von mor­gen aktiv und visionär zu pla­nen und wer­tend zu for­men. Frei nach dem Mot­to: „The best way to pre­dict the future is to invent it“ (Alan Kay). Forsch­er beschreiben, Gestal­ter tun. Wie in kaum einem anderen Bere­ich tre­f­fen in der Futur­olo­gie bei­de aufeinander.

Die Welt ist dynamisch und in ständi­ger Entwick­lung und Verän­derung – und das mit steigen­dem Tem­po. Die Trag­weite unvorherge­se­hen­er Ereignisse in ein­er zunehmend glob­al­isierten Welt macht es beson­ders schw­er, verbindliche Aus­sagen über die Zukun­ft zu tre­f­fen. Und den­noch sind gewisse Grund­struk­turen und Muster eines Wan­dels erkennbar und für sen­si­bil­isierte Men­schen abse­hbar. Zukun­ft­saus­sagen eröff­nen stets ein Möglichkeitsspek­trum, in dem mitunter auch Platz für ver­rück­te Ideen ist. Inner­halb eines Rah­mens zukün­ftiger Entwick­lun­gen beste­ht eine Frei­heit der Gestal­tung. Durch das, was notwendig wird, was im Bere­ich des Möglichen liegt und was gewollt ist, wird Zukun­ft gestaltet.

Zukunftsbilder

Wie kommt man zu ein­er Vorstel­lung von dem, was die Zukun­ft bringt? Was liegt im Bere­ich des Möglichen, was im Bere­ich des Wahrschein­lichen? Was ist wün­schenswert? Es gibt drei Vari­anten, sich ein Bild der Zukun­ft zu machen. Wer gestal­ten will, bevorzugt die let­zte (siehe Grafik „Zukun­fts­bilder”).

  • Ver­längerung der Ver­gan­gen­heit in die Zukun­ft (1)
  • umfassende Gegen­wart­s­analyse zur Vorher­sage von kün­fti­gen Entwick­lun­gen (2)
  • Antizipa­tion eines Zukun­fts­bildes, Über­legun­gen und Set­zen von Maß­nah­men, um es zu erre­ichen (3)

Ausgewählte Methoden der Zukunftsforschung

Speziell in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit wur­den viele Meth­o­d­en entwick­elt, um Zukun­ft zu erforschen. Nicht alle haben einen streng wis­senschaftlichen Anspruch, doch sie geben dem Nach­denken über die Zukun­ft und dem Bew­erten von Vorher­sagen einen Rah­men, der uns bess­er ver­ste­hen lässt, wie man ein­er stets ungewis­sen Zukun­ft begegnet.

  • Brain­storm­ing the future: freies Nach­denken ohne ratio­nale Filter
  • Crowd­sourc­ing the future: Weisheit der Vie­len nutzen und in einem gemein­samen Zukun­fts­bild zusam­men­fließen lassen
  • Del­phi Meth­ode: struk­turi­ertes Sys­tem mit konkreten Fragestel­lun­gen zu einem aus­gewählten The­ma, beste­hend aus mehreren Run­den und Infor­ma­tion­saus­tausch zwis­chen einem tem­porär zusam­mengewür­fel­ten Experten-Pool
  • Kon­tex­t­analyse: ein aus­gewähltes The­ma aus möglichst vie­len unter­schiedlichen Diszi­plinen und Blick­winkeln betra­cht­en und bewerten
  • Leit­bil­d­analyse: Leit­bilder erstellen bzw. unter­suchen, ob sie hand­lungsreg­ulierend und zukun­fts­be­zo­gen sind
  • Mon­i­tor­ing, Scan­ning, Nam­ing: bes­timmte Früh­warnindika­toren beobacht­en, nach Hin­weisen für ein­flussre­iche Entwick­lun­gen suchen und unter­suchte, zukun­ft­strächtige Trends mit einem Namen versehen
  • Pre­dic­tion­eer­ing: selb­ster­fül­lende Prophezeiun­gen erar­beit­en und an deren Real­i­sa­tion arbeiten
  • Roadmaps: Erstel­lung von möglichen Entwick­lungsp­faden bis hin zur Ausar­beitung ein­er Strate­gie eines gewün­scht­en Zukunftsszenarios
  • Sozio-Pan­el: aus regelmäßig wieder­holten Fragestel­lun­gen an die gle­ichen Per­so­n­en langfristige Entwick­lun­gen skizzieren
  • Strate­gic Wargam­ing: Zukun­ft in der Sim­u­la­tion aus ein­er geg­ner­ischen Per­spek­tive spie­len, Strate­gien testen und ein Gefühl für Fortschritte und Nieder­la­gen entwickeln
  • Szenar­ios: alter­na­tive Zukun­ftsvi­sio­nen erar­beit­en und den Weg dor­thin aus heutiger Sicht nar­ra­tiv beschreiben; „Was-wäre-wenn-Bilder“ im Rah­men eines definierten Möglichkeitsspek­trums aufzeigen
  • Trend-Scout­ing: Strö­mungen auf­spüren und teil­nehmend beobachten
  • Wild Cards: nach möglichst ungewöhn­lichen Entwick­lun­gen suchen, die zu radikalen Verän­derun­gen führen können

Zukunft ist harte Arbeit

Alles wird von alleine schlechter: der Garten ver­wildert, das Auto wird schmutzig, das Haus ver­fällt, eine Beziehung verküm­mert, der Schreibtisch quillt über. Wer sich nicht jet­zt um die Zukun­ft küm­mert, wird sie in einem eben­solchen Zus­tand vorfind­en. Daraus ergibt sich der klare Auf­trag, sich auch ein­mal aus der Kom­fort­zone hin­auszuwa­gen, sich Neuem und Her­aus­fordern­dem zu stellen, Krisen sowie Gren­zen zu erleben und daraus gestärkt her­vorzuge­hen, sich in Zukun­fts­fra­gen aktiv und gestal­ter­isch einzubrin­gen – für sich selb­st und die unmit­tel­bare Umgebung.

Zukunft beginnt im Kleinen

Die Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit sind groß, mächtig und oft nur schw­er erfass­bar. Die glob­al­isierte Welt ist kom­plex, unsere Sys­teme sind ver­strickt, der Ein­fluss von Einzel­nen scheint ger­ing. Aber schon „kleine“ Ereignisse kön­nen in so ein­er Welt „große“ Effek­te haben. Genau deshalb liegen wesentliche Lösungsan­sätze für viele der großen Her­aus­forderun­gen im Kleinen. Am lokalen Erfahrung­shor­i­zont, an den eige­nen Hand­lun­gen und Möglichkeit­en kön­nen inno­v­a­tive Pfade erprobt und Zukun­ft gestal­tet werden.

Glob­al denken, lokal han­deln. An diesem Grund­satz soll­ten sich auch Zukun­fts­gestal­ter ori­en­tieren. Damit sie dazu auch befähigt wer­den, müssen lokale Struk­turen gefördert sowie kul­turelle, wirtschaftliche und poli­tis­che Gestal­tungs­freiräume aus­ge­baut wer­den – inner­halb der nationalen und inter­na­tionalen Insti­tu­tio­nen und Vernetzungen.

Resilienz als Schlüssel in die Zukunft

Wir müssen aber auch anerken­nen, dass die Zukun­ft nie zu 100 Prozent vorher­sag­bar sein wird. Deshalb brauchen wir Struk­turen, die mit über­raschen­den Entwick­lun­gen umge­hen kön­nen, die anpas­sungs­fähig sind, aber auch mit Wider­stand­skraft auf Krisen reagieren kön­nen. Genau das macht Resilienz aus (→ Stan­dort).

„Die Welt ist wesentlich offen­er, als irgend­je­mand zugeben will.” – Anton Zeilinger

Wenn wir begreifen, dass Über­raschun­gen auch Ele­mente der Erneuerung im Prozess des Fortschrittes sind, dann sehen wir, dass wir auch Diskus­sio­nen über die Gren­zen des Wis­sens und von Prog­nosen brauchen – Diskus­sio­nen mit offen­em Aus­gang, die funk­tionales Wis­sen für bessere Entschei­dun­gen generieren.

Eine Zeit für Visionäre

Wie sieht die Zukun­ft aus, in der man leben will? Diese Frage muss man sich stellen, bevor man begin­nen kann, Pfade für den Weg in diese Zukun­ft zu skizzieren. Dazu kann man sich drei mehr oder weniger ein­fache Fra­gen stellen. Beant­worten Sie diese Fra­gen, engagieren Sie sich für Ihre Vision und gestal­ten Sie die Zukun­ft mit!

  • Welche Vision von der Zukun­ft, in der ich leben will, habe ich?
  • Welche Schritte müssten jet­zt geset­zt wer­den, um diese Vision real wer­den zu lassen?
  • Was hin­dert mich an deren Umsetzung?