In einigen Jahren werden sie Ihnen auf der Straße begegnen: Autos deren FahrerInnen während der Fahrt mit der einen Hand Kaffee schlürfen und mit der anderen Hand am Smartphone herumspielen. Das Fahrzeug entscheidet dann selbst darüber, welchen Weg es nimmt um ans Ziel zu kommen, es wählt die richtige Geschwindigkeit, es müsste, bei einem Unfall, auch darüber entscheiden in welche Richtung es lenkt und — im Extremfall — wessen Leben es dadurch aufs Spiel setzt.
Autonome Mobilität — Noch Zukunft, bald Gegenwart
Dies sind keine philosophischen Probleme deren Beantwortung man in die ferne Zukunft verschieben kann. Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher bei Daimler und Jury-Mitglied des diesjährigen Prix Ars Electronica, sieht in der autonomen Mobilität denjenigen Zukunftstrend, der schon bald zur Gegenwart werden wird.(1)
Google will sein „Fahrerloses Auto” im Jahr 2017 so weit entwickelt haben, dass es von der Test- und Entwicklungsphase zur Produktionsphase übergehen kann.(2) Mittlerweile haben die Testfahrzeuge bereits 700.000 Meilen hinter sich gebracht und man arbeitet daran die Autos so weit zu bringen, dass sie auch im Stadtverkehr sicher eingesetzt werden können.(3) Auch alle großen Automobilhersteller forschen an autonomen Fahrzeugen und wollen erste Typen bis ins Jahr 2020 auf den Markt bringen.
Fahrerlose Autos — Eine ethische Frage
Doch es stellen sich noch zahllose Fragen, bis dieser Punkt erreicht sein wird. Und überraschenderweise scheinen die kniffligsten Probleme nicht in der Technologie der Autos zu liegen, sondern in moralischen Fragen:
Einer der Vorteile dieser Fahrzeuge wird sein, dass sie viel schneller reagieren können werden, als menschliche FahrerInnen. Die Zahl der Unfälle soll dadurch reduziert werden. Doch was passiert in Situationen, in denen sich ein Crash nicht mehr verhindert lässt? Wie soll sich das Auto verhalten, wenn es wählen kann zwischen den Möglichkeiten, das Auto rechts von ihm oder das andere Auto links von ihm zu rammen — oder den Fußgänger vor ihm, der den Unfall verursacht?
Nach welchen Kriterien darf ein Auto entscheiden? Derartige und weitere Fragen müssen sich die Programmierer der Algorithmen, die hinter den fahrerlosen Autos stehen, noch stellen.(4)
Öffentlicher Diskurs als Lösungsweg
Patrick Lin, Direktor der Ethics + Emerging Sciences Group, hat diese Fragen unlängst in einem Artikel gestellt. Als Weg zur Lösung des Problems sieht er die Führung einer öffentlichen Debatte über die Ethik der autonomen Autos.(5) Nur so können die Grundlagen für die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen der autonomen Mobilität erarbeitet werden.
Quellen:
(1) Martin Hieslmair: Kommt uns Technologie zu nahe?
(2) CNBC: Google„s driverless car can navigate a city, says the company.
(3) Chris Urmson: The latest chapter for the self-driving car: mastering city street driving.
(4) Patrick Beuth: Wenn Software über Leben und Tod entscheidet.
(5) Patrick Lin: The Robot Car of Tomorrow May Just Be Programmed to Hit You.