Landwirtschaft in der Krise
Landwirte in Europa haben seit Jahrzehnten das gleiche Problem: Sinkende Preise für ihre Produkte machen das Leben von der Landwirtschaft immer schwieriger. Dementsprechend ist die Zahl der Land- und Forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich zwischen 1951 und 2010, von 432.848 auf 173.317 zurückgegangen — in Oberösterreich im selben Zeitraum von 78.360 auf 33.341 Betriebe(1). Ebenfalls zurückgegangen ist das Ausmaß der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Österreich, obwohl die Ernteerträge kontinuierlich gesteigert werden konnten(2).
Neue Überlebenswege für die Landwirtschaft
Könnte das Konzept der Community Supported Agriculture (CSA) neue „Überlebenswege” für oberösterreichische Landwirte eröffnen?
Community Supported Agriculture — zu Deutsch: gemeinschaftsgetragene oder solidarische Landwirtschaft — basiert auf einem Vertrag, durch den eine Gruppe von Konsumierenden auf lokaler Ebene mit einer Landwirtin / einem Landwirt für ein Jahr zusammenarbeitet. Die KonsumentInnen geben der Landwirtin / dem Landwirt eine Abnahmegarantie für die Produkte und erhalten im Gegenzug Einblick und Einfluss auf die Produktion — werden somit zu Partnern. In einigen Fällen werden den Landwirten auch zinsgünstige Darlehen verliehen um Investitionen zu ermöglichen. Ziel dieses Konzeptes ist, ein sicheres Einkommen für die LandwirtInnen und eine sichere Lebensmittelversorgung für die KonsumentInnen zu garantieren.
Win-Win für Konsumenten und Produzenten
Konsumenten und Bauern teilen sich in diesem Konzept sowohl die Kosten, als auch die Ernte — ohne Zwischenhändler. Gemeinsam wird über Anbauplan, freiwillige Mithilfe, Ernte usw. gesprochen und die Risiken (Ernteausfälle) werden auf die Gemeinschaft übertragen, was die Situation der Landwirte verbessert. KonsumentInnen können — wenn sie es wünschen — bei der Arbeit mithelfen und erhalten so wieder einen Bezug zu ihren Lebensmitteln. Die lokale Produktion und der lokale Verbrauch von Lebensmitteln werden so gefördert.
Das Konzept der Community Supported Agriculture entstand in den USA und Japan. In Japan sind ca. ein Viertel aller Haushalte an einer derartigen Partnerschaft beteiligt und in den USA entstanden seit den 1980er Jahren ca. 1500 Kooperationen.
Perpektiven für den ländlichen Raum
Der erste CSA-Betrieb in Österreich wurde im Jahr 2011 gegründet(3). Derzeit existieren ca. zehn derartige Betriebe in Österreich. In Oberösterreich besteht seit dem Jahr 2012 in Sattledt bei Wels ein CSA-Betrieb.
Gerade für den ländlichen Raum würden sich, auch aufgrund der Nähe zu den Konsumenten, neue Perspektiven für Landwirte eröffnen. Die dadurch neu entstehenden lokalen Wirtschaftskreisläufe und persönlichen Vernetzungen könnten dazu beitragen, Oberösterreichs ländliche Regionen resilienter und zukunftsfähiger zu machen.
Quellen:
(1) Statistik Austria: Land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Österreich 1951–2010.
(2) Statistik Austria: Land- und Forstwirtschaft.
(3) Gärtnerhof Ochsenherz in Gänserndorf bei Wien.