Wir sind ein dynamisches Wirtschafts- und Industrieland, haben österreich-weit die höchste Sachgüterproduktion und sind von der energieintensivsten Industrie in Österreich geprägt. Letzteres zeigt sich zB daran, dass die wirtschaftliche Bedeutung (gemessen an den erwirtschafteten Betriebserlösen) der energieintensiven Industrie — dazu gehören etwa die Metallerzeugung und ‑bearbeitung oder die Herstellung von Papier oder Zement — für Oberösterreich doppelt so hoch ist wie für Gesamtösterreich. Oberösterreich hat dementsprechend auch im Bundesländervergleich den höchsten Energieverbrauch pro Kopf.
Der besonderen Zukunftsrelevanz der Energiepolitik in Oberösterreich Rechnung tragend, haben ACADEMIA SUPERIOR als Gesellschaft für Zukunftsforschung und die Industriellenvereinigung Oberösterreich in einem breiten und expertInnen-basierten Prozess „Energiepolitische Perspektiven Oberösterreich 2050” ausgearbeitet. Basierend auf fundierten Analysen, unter Beiziehung einer Vielzahl von ExpertInnen sowie unter Berücksichtigung der Ergebnisse einer diesbezüglichen „public consultation” wurden dabei Empfehlungen, Ziele und Handlungslinien für die langfristige Ausrichtung der Energiepolitik in Oberösterreich entwickelt.
Ein zukunftsfähiges Energiesystem braucht dabei klare Ziele und daraus abgeleitet entsprechende Rahmensetzungen:
1. Das Energiesystem soll am zukünftigen Bedarf in Form von Energiedienstleistungen ausgerichtet sein.
2. Die Zielsetzung für den zukünftigen Energiebedarf definiert die weitere Ausgestaltung des Energiesystems. Die Halbierung des Energiebedarfs bis 2050 stellt in diesem Kontext eine sinnvolle Zielsetzung für die Entwicklung des zukünftigen Energiesystems dar.
3. Daraus leitet sich in weiterer Folge eine möglichst hohe Abdeckung des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen sowie der Aufbau der notwendigen Infrastruktur ab.
Bei der Suche nach zukunftsfähigen Strukturen für das Energiesystem werden drei zu verfolgende Strategien offensichtlich:
1. Low energy — der Übergang zu hochproduktiven Anwendungs- und Transformationstechnologien
2. Low carbon — die Bedeckung des Restenergiebedarfs soweit wie möglich mit nicht-fossiler Primärenergie
3. Low distance — die Forcierung von lokalen Strukturen, die sich aus der dezentralen Verfügbarkeit von erneuerbaren Energieträgern ergibt
Mit dieser Perspektive ist die Zukunftsvision, dass Oberösterreich eine internationale Energie-Leitregion wird und künftig folgende Wege beschreitet:
1. Forcierung von Energieeffizienz und Erschließung von Energieein-sparungspotenzialen über alle Wirtschaftssegmente und alle Energieträger hinweg
2. Optimale Weiterentwicklung und Anpassung der Energieinfrastrukturen an die stetig steigenden Herausforderungen insbesondere einer verstärkten Integration erneuerbarer Energieträger
3. Ausbau des wissensbasierten, intelligenten Produktionsstandortes Oberösterreich mit einem innovativen Energie- und Umwelttechniksektor als Katalysator
4. Intensiver Ausbau der oberösterreichischen Energieforschung mit der Konzentration auf einzelne Schwerpunkte, um die globale Marktführerschaft in spezifischen Nischentechnologien in konventionellen und erneuerbaren Energien zu erlangen.
5. Bündelung der regionalen Kräfte in der Energiepolitik zur optimalen Mitgestaltung von relevanten Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene