Mit der Frage „Was brauchen Wirtschaftsstandorte der Zukunft?” befasste sich am Abend des 24. Mai 2011 eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion. Als Standort für die Veranstaltung wurde bewusst das jüngste Vorzeigeprojekt eines der erfolgreichsten Leitbetriebe Oberösterreichs gewählt: Die Stahlwelt der voestalpine in Linz. Mehr als 350 Besucher verfolgten dort interessiert den Ausführungen von voestalpine-Generaldirektor Dr. Wolfgang Eder, dem Schweizer Experten Martin Eichler von der renommierten BAK Basel Economics AG, Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität Linz und ACADEMIA-SUPERIOR-Obmann LAbg. Mag. Michael Strugl.
„Oberösterreich ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort, aber wir dürfen uns darauf keinesfalls ausruhen, denn sonst fällt man sehr rasch zurück. Daher suchen wir bewusst den internationalen Vergleich und schauen uns an, welche Faktoren andere Standorte erfolgreich machen”, betonte Strugl. Dazu habe ACADEMIA SUPERIOR auch im Sinne einer wirtschaftspolitischen Reformagenda mit dieser Podiumsdiskussion eine eigene Veranstaltungsreihe gestartet, bei der gemeinsam mit nationalen und internationalen Experten die Herausforderungen für den Standort Oberösterreich durchleuchtet und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung aufgezeigt werden sollen.
Der Schweizer Wirtschaftsexperte Eichler ortete grundsätzlich ein vielversprechendes Potential für zukünftiges Wachstum des Standortes Oberösterreich. Er empfahl dabei, auf die vorhandenen Stärken, insbesondere die Industrie, aufzubauen. Weiters sollten Innovationen stark im Mittelpunkt stehen — diese könne zwar die Politik nicht unmittelbar schaffen, sie müsse aber für geeignete Rahmenbedingungen sorgen, sowohl für die Forschung selbst, als auch für die entsprechende Umsetzung der Ergebnisse. Dazu gehöre auch, Oberösterreich für jene attraktiv zu machen, die in der Lage seien, derartige Innovationen voranzutreiben, wie etwa hochqualifizierte Migranten.
Voestalpine-Generaldirektor Eder betonte ebenfalls, dass man sich als Hochlohnkosten-Standort nur durch Innovationen behaupten könne. Zugleich bekräftigte er seine Warnungen, „dass Europa derzeit viel tut, seine Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu verschlechtern, etwa durch überzogenen Klimaschutz und mangelnde Flexibilität im Bereich der Arbeitszeit oder beim Thema Migration”. Deutschland und Österreich hätten die Krise vor allem deshalb besonders rasch gemeistert, weil sie über eine starke Industrie verfügen, so Eder. Die Industrie mutwillig aus Europa zu vertreiben, etwa durch überzogene Umweltauflagen in der CO2-Frage, hätte daher fatale Folgen: „Was einmal weg ist, ist weg und kommt nicht mehr zurück!”, stellte der voestalpine-Generaldirektor klar. Generell vermisst er auch das Fehlen großer europäischer Visionen und attestierte einen Rückfall in „nationales Denken und Kleinstaaterei” innerhalb der EU.
Volkswirtschafts-Experte Prof. Schneider begrüßte die kritische Auseinandersetzung mit künftigen Herausforderungen für Oberösterreich: „Es wäre das Dümmste, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen!”. Oberösterreich schneide zwar vielfach besser ab als alle anderen Bundesländern und andere Regionen es seien trotzdem große Anstrengungen erforderlich, um diese gute Position zu halten bzw. weiter auszubauen. Großes Potential ortete Schneider im Energiebereich: Hier sei Oberösterreich in bestimmte Nischen bereits exzellent, außerdem könne etwa bei der E‑Mobilität auf bestehende Strukturen im automotiven Bereich aufgebaut werden. Ebenso brach Schneider eine Lanze für eine Medizin-Universität in Oberösterreich sowie die Forcierung der Life-Sciences, dies wäre gerade im Hinblick auf die demographische Entwicklung von großer Bedeutung. Er forderte aber auch Reformen im öffentlichen Bereich: „Wir dürfen hier nicht stehen bleiben, sondern brauchen eine Neuregelung der Kompetenzen. Wir müssen überlegen, was wo am besten angeboten werden kann”, so Schneider. Dadurch könnten öffentliche Mittel frei werden, die sinnvoller eingesetzt werden könnten, etwa für Forschung und Entwicklung.
In seinem Schlusswort betonte Strugl, er sehe als Obmann von ACADEMIA SUPERIOR die Aufgabe dieses Think Tanks auch darin, durch fachliche Expertise mehr Qualität in die Zukunftsdebatte zu bringen und dadurch richtige Entscheidungen auch politisch mehrheitsfähig zu machen.
Unter den Besuchern der Podiumsdiskussion waren auch zahlreiche prominente Vertreter von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft: OÖVP-Klubobmann Mag. Thomas Stelzer, OÖVP-Landesgeschäftsführer-Stv. Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer, Dekan Univ.-Prof. Dr. Erich Peter Klement, Univ.-Prof. Dr. Hans Irschik, KommR Dr. Günther Rübig, Technologiebeauftragter des Landes OÖ, Hypo-Generaldirektor Dr. Andreas Mitterlehner, Oberbank-Vorstand Josef Weißl, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung OÖ und Mag. Ferdinand Kaineder, Geschäftsführer von ACADEMIA SUPERIOR.