„Das Scheitern lehrte mich Resilienz“

    Academia Superior DIALOG mit Schauspielerin Verena Altenberger und Genetiker Markus Hengstschläger über das Spannungsfeld zwischen Film und Wirklichkeit:

    Beim 22. DIALOG der ACADEMIA SUPERIOR im Süd­flügel des Linz­er Schloss­es, sprachen die Schaus­pielerin Ver­e­na Altenberg­er und der Genetik­er Markus Hengstschläger über das Span­nungs­feld zwis­chen Film und gesellschaftlich­er Wirklichkeit.

    Das kurzweilige Gespräch drehte sich um Altenberg­ers Erfahrun­gen in der Film­branche, den gravieren­den Ein­fluss, den die Dig­i­tal­isierung und Kün­stliche Intel­li­genz auf die Film­pro­duk­tion und die Schauspieler:innen selb­st haben, über Hass in den Sozialen Medi­en, kor­rek­te Sprache und kul­turelle Aneig­nung sowie um die unter­schiedlichen Rollen und Chan­cen, die Men­schen im Film, aber auch in der Gesellschaft, eröffnen.

    Chris­tine Haber­lan­der, Obfrau von Acad­e­mia Supe­ri­or, betonte in ihrer Begrüßung: „Ver­e­na Altenberg­er ist eine Schaus­pielerin mit ein­er klaren Werte­hal­tung, die sie auch zum Aus­druck bringt und für die sie sich aktiv ein­set­zt. Sie zeigt, dass Kun­st eine kraftvolle Plat­tform für Verän­derung ist.“

    Lebenstraum auf Umwegen

    „Schaus­pielerin zu sein, war schon immer mein großer Leben­straum. Und es hat auch nie einen Plan B gegeben“, erk­lärte die gebür­tige Pon­gauerin Ver­e­na Altenberg­er auf die Frage von Markus Hengstschläger, warum sie diesen Beruf gewählt hat. Dass es so kommt und Altenberg­er heute eine der gefragtesten deutschsprachi­gen Schaus­pielerin­nen ist, war kein ger­adlin­iger Weg: Bei ihren ersten Bewer­bun­gen an Schaus­piel-Unis wurde sie nicht aufgenom­men. Sie ließ sich jedoch nicht vom Ziel abbrin­gen, inskri­bierte auf Anrat­en ihrer Mut­ter Pub­lizis­tik und Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften, nahm während des Studi­ums kle­in­ste Sta­tistin­nen­rollen an, ging so oft wie möglich ins The­ater und fasste so Schritt für Schritt Fuß in der Büh­nen- und Filmwelt.

    Der Durch­bruch gelang ihr 2017 mit dem Film „Die Beste aller Wel­ten“ und spätestens seit ihrer Rolle als Buhlschaft bei den Salzburg­er Fest­spie­len gehört sie zu den inter­na­tion­al bekan­ntesten Schaus­pielerin­nen Öster­re­ichs. „Es war für mich sehr lehrre­ich, dass mein Wun­schtraum Schaus­pielerin zu wer­den, nicht sofort in Erfül­lung ging. In dem Moment, wo klar wurde: Dieser Plan wird so jet­zt nicht funk­tion­ieren, musste ich mich ganz neu erfind­en, an mir arbeit­en und es auf einem anderen Weg erneut ver­suchen“, so Altenberger.

    Gute Rahmenbedingungen ermöglichen Mut

    Seit 2021 ist Ver­e­na Altenberg­er auch Präsi­dentin der Akademie des Öster­re­ichis­chen Films und set­zt sich für die Förderung und immer bessere Arbeits­be­din­gun­gen in der Film­branche ein. „Wir sind, inter­na­tion­al gese­hen, eines der erfol­gre­ich­sten Film­län­der und sind fast immer bei den großen inter­na­tionalen Film­fes­ti­vals vertreten. Und auch bei den Kinobesucher:innen-Zahlen sind wir abso­lut vorzeig­bar“, betonte sie.

    Den Erfolg der heimis­chen Film­branche führt sie auf das gute Förder­sys­tem zurück, ohne das man im kleinen Film­markt Öster­re­ich gar keine Filme machen kön­nte. „Dadurch wer­den Filme ermöglicht, die nicht gezwun­gen sind, in der Masse funk­tion­ieren zu müssen. Das tolle daran ist: Dadurch entste­ht Mut. Und mutige Pro­duk­te, die gut durch­dacht und gespielt sind, funk­tion­ieren auch ganz oft beim bre­it­en Publikum.“

    „Du hast keine Rechte an deinem KI-Abbild“

    Kri­tisch sieht sie einige der Entwick­lun­gen in der Film­branche, die durch die Dig­i­tal­isierung ent­standen sind. „Die Stream­ing­di­en­ste haben ein Geschäftsmod­ell daraus gemacht, alle ihre Zahlen zu ver­heim­lichen. Und dementsprechend weiß nie­mand, ob die Schaus­piel­er von ihnen einen fairen Anteil bekom­men“, erk­lärte sie einen der Hin­ter­gründe zu den erst kür­zlich been­de­ten Streiks in Hollywood.

    Bedrohlich find­et sie jedoch vor allem die Prob­leme, die sich für Schauspieler:innen aus dem Ein­satz von Kün­stlich­er Intel­li­genz beim Film­dreh ergeben. „Wenn irgend­je­mand aus­re­ichend Bild­ma­te­r­i­al von mir hat, dann kön­nte er mich daraus mit ein­er KI ani­mieren und ich habe keine aus­re­ichende rechtliche Hand­habe dage­gen“, ver­wies Altenberg­er auf das Fehlen rechtlich­er Vor­gaben für den Ein­satz von KI bei Film­pro­duk­tio­nen. Diese Prax­is sei in den USA bei Statist:innenrollen bere­its gang und gäbe und es waren laut Erzäh­lun­gen auch schon Schauspieler:innen in Öster­re­ich davon betroffen.

    Verantwortung übernehmen

    Ein beson­deres Anliegen war es Ver­e­na Altenberg­er, die Kli­makatas­tro­phe anzus­prechen und hier auf die Erken­nt­nisse der Wis­senschaft zu hören. Auch bei der Gewalt gegen Frauen sieht die Schaus­pielerin in Öster­re­ich drin­gen­den Hand­lungs­be­darf, sind wir doch trau­riger Spitzen­re­it­er bei der Anzahl an Fem­iziden. Als bekan­nte Per­sön­lichkeit ist es ihr wichtig, Aufmerk­samkeit auf diese The­men zu leg­en, denn „jed­er, dem eine Bühne geboten wird, sollte die Ver­ant­wor­tung übernehmen,“ meinte sie abschließend.

     

    Mehr über diesen DIALOG auf www.academia-superior.at

     

    Foto 1: v.l.n.r.: LH-Stel­lvertreterin Mag. Chris­tine Haber­lan­der, Ver­e­na Altenberg­er und Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger

    Foto 2: Markus Hengstschläger im Acad­e­mia Supe­ri­or DIALOG mit Ver­e­na Altenberger

    Foto 3: Chris­tine Haber­lan­der begrüßt zum 22. Dia­log der Acad­e­mia Superior

    Foto 4: Ver­e­na Altenberg­er beim Acad­e­mia Supe­ri­or DIALOG

     

    Fotos Hon­o­rar­frei © Acad­e­mia Superior/Wakolbinger